Abonnenten-Boom Kundenansturm bei Netflix
Der Streamingdienst Netflix geht erfolgreich gegen Passwort-Trittbrettfahrer vor: Die Zahl der Abonnenten steigt kräftig. Auch die Werbeeinnahmen dürften künftig sprudeln.
Der Streaming-Anbieter Netflix hat im ersten Quartal dieses Jahres fast doppelt so viele Neukunden hinzu gewonnen wie erwartet: Der Kundenstamm wuchs um 9,3 Millionen Abonnenten auf insgesamt 269,6 Millionen. Ein Grund für das rasante Wachstum ist die laufende Kampagne gegen die Weitergabe von Passwörtern.
Werbeeinnahmen werden wichtiger
Um Zuseher, die bislang fremde Zugangsdaten genutzt haben, zu halten, bietet Netflix ein vergünstigtes werbefinanziertes Abonnement an. Inzwischen entscheiden sich dem US-Konzern zufolge in denjenigen Ländern, in denen die Option angeboten wird, 40 Prozent der Neukunden für diese Variante.
Das hat auch Auswirkungen auf die Werbeeinnahmen: Analysten erwarten, dass Netflix im laufenden Jahr knapp eine Milliarde Dollar mit Werbung umsetzen wird. Diese Einnahmequelle könne in den kommenden Jahren noch kräftiger sprudeln, prognostizierten die Experten des Vermögensverwalters Wedbush. Denn beim günstigen Werbe-Abo sei die Gefahr einer Abwanderung von Kunden geringer als bei den teureren werbefreien Angeboten.
Gewinnsprung bei Netflix
Gleichwohl will der Konzern nicht mehr jedes Quartal über die aktuelle Abonnentenzahl informieren. Das war für Marktbeobachter bisher ein wichtiger Gradmesser für den Wettbewerb mit anderen Streaming-Anbietern. Netflix argumentiert, dass die reinen Kundenzahlen angesichts der verschiedenen Abo-Modelle nicht mehr so aussagekräftig seien wie früher. Man wolle stattdessen über die finanzielle Lage mit Umsatz und Gewinn sowie über die Popularität einzelner Serien und Filme informieren.
Im vergangenen Vierteljahr stiegen die Netflix-Erlöse um rund 15 Prozent auf 9,37 Milliarden Dollar, das entspricht 8,8 Milliarden Euro. Der Quartalsgewinn sprang von 1,3 Milliarden Dollar vor einem Jahr auf 2,33 Milliarden Dollar hoch.
Weitere Preiserhöhungen sind möglich
Netflix habe noch viel Freiraum, den Dienst attraktiver zu machen "und dann die Leute zu bitten, etwas mehr Geld zu bezahlen", sagte der zweite Co-Chef Greg Peters. Netflix hatte vergangene Woche nach Preiserhöhungen in anderen Ländern die Tarife auch in Deutschland erhöht. Das teuerste "Premium"-Abo mit 4K-Bildqualität und 3D-Sound kostet nun 19,99 Euro statt zuvor 17,99 Euro. Beim "Standard"-Abonnement mit Full-HD-Bild und weniger gleichzeitig nutzbaren Geräten steigt der Preis von 12,99 auf 13,99 Euro. Dagegen bleibt der Preis des Abonnements mit Werbung unverändert bei 4,99 Euro im Monat.
In den USA kostet das "Premium"-Abo 22,99 Dollar. Netflix verweist unter anderem darauf, dass ein attraktives Programmangebot hohe Investitionen erfordere.
Netflix will bessere Filme machen
Netflix will weiter viele Filme produzieren, und zeigt sich auch offen für Sport-Deals zum angemessenen Preis. "Wir sind nicht gegen Sport, sondern für profitables Wachstum", sagte Co-Chef Ted Sarandos. Man werde Chancen in immer mehr Bereichen ergreifen, aber mit Kostendisziplin. Sarandos wies zugleich einen Medienbericht zurück, wonach Netflix bei den teuren Filmproduktionen auf die Bremse treten wolle. Man wolle nicht weniger Filme machen, aber bessere.
In den kommenden Monaten will der Dienst unter anderem mit einer neuen Staffel der Serie "Bridgerton" und einem neuen "Beverly-Hills-Cop"-Film mit der Rückkehr von Eddie Murphy zu seiner Paraderolle punkten.
Aktie stürzt ab
Zugleich signalisierte der Streaminganbieter, dass das Wachstum zwar weitergehen werde. Für das laufende Quartal stellte der Dienst aber etwas schwächere Kundenzuwächse und ein Umsatzplus von rund 16 Prozent im Jahresvergleich in Aussicht. Der Ausblick kam an der Börse nicht gut an, Marktbeobachter hatten deutlich mehr erwartet. Deshalb gab die Aktie kräftig nach.