Werk in Bremen Mercedes will Kurzarbeit trotz Rekordgewinn
Erst kürzlich verkündete Mercedes-Benz einen Milliardengewinn für das vergangene Jahr. Zugleich beantragt der Autokonzern nun Kurzarbeit für sein Werk in Bremen. Betroffen sind insgesamt 700 Mitarbeiter.
Mercedes-Benz hat trotz Milliardengewinn für sein Werk in Bremen Kurzarbeit beantragt. Das bestätigte eine Konzernsprecherin der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ). Dem Betriebsrat zufolge sind von Anfang März an etwa 700 Mitarbeiter des Stuttgarter Premiumherstellers über elf Arbeitstage betroffen.
Das Werk in Bremen ist mit 12.500 Mitarbeitern eines der größten Fabriken des Stuttgarter Autobauers. Der Grund für die Kurzarbeit seien Lieferschwierigkeiten, so der Konzern.
Kritik aus der Politik
In der Politik sorgt die Nachricht für Kritik: "Kurzarbeit und Milliardengewinne passen nicht zusammen", sagte Dennis Radtke, stellvertretender Vorsitzender des CDU-Sozialflügels, gegenüber der FAZ. Kurzarbeit solle eingesetzt werden, um Fachkräfte in schwierigen Zeiten im Unternehmen zu halten. "Öffentliche Gelder für die Gewinnmaximierung zu verwenden, ist unanständig", so Radtke.
Mercedes-Mitarbeiter haben bereits im vergangenen Jahr Kurzarbeitergeld in zweistelliger Millionenhöhe erhalten. Das bestätigte ein Konzernsprecher der Zeitung, verteidigte aber zugleich das Vorgehen seines Unternehmens: Das Kurzarbeitergeld werde ihm zufolge aus Mitteln der Arbeitslosenversicherung finanziert, an der sich Mercedes und seine Beschäftigten seit Jahrzehnten beteiligen würden.
"Von 2010 bis März 2020 haben die Beschäftigten von Mercedes-Benz kein Kurzarbeitergeld bezogen. In den letzten zehn Jahren haben Beschäftigte und das Unternehmen einen niedrigen einstelligen Milliardenbetrag in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt.“, so der Sprecher.
Luxusmodelle und höhere Preise steigern Gewinne
Im abgelaufenen Jahr hatte der DAX-Konzern dank Luxusmodellen und Preiserhöhungen Umsatz und Gewinn kräftig gesteigert. Das Betriebsergebnis stieg 2022 um 28 Prozent auf 20,5 Milliarden Euro und damit stärker als von Analysten erwartet. Der Umsatz legte um zwölf Prozent auf 150 Milliarden Euro zu.
Der Ausblick auf das laufende Jahr ist dagegen verhalten. Die um Sondereffekte bereinigte Ergebnismarge vor Zinsen und Steuern im Automobilgeschäft wird voraussichtlich zwischen zwölf und 14 Prozent liegen und damit unter dem Vorjahreswert von 14,6 Prozent.
Weniger Pkw-Neuzulassungen in Deutschland
Das Wachstum des europäischen Automarkts hat sich zum Jahresstart etwas abgeschwächt. Die Neuzulassungen stiegen in der Europäischen Union im Januar um 11,3 Prozent auf 760.041 Fahrzeuge zu, wie der europäische Herstellerverband ACEA mitteilte. In den drei Monaten zuvor war das Wachstum allerdings stärker ausgefallen.
Der positive Start in das neue Jahr sei vor allem auf das schwache Vorjahr zurückzuführen: Im Januar 2022 hatte die Autobranche wegen eines Mangels an Halbleitern massiv mit Lieferproblemen zu kämpfen und setzte so wenige Autos ab wie nie zuvor.
In Deutschland ließen die Behörden im Januar 2023 sogar weniger Autos zu als Anfang 2022. Vor allem der Anteil von Plug-in Hybriden (PHEV) brach ein und auch batteriebetriebene Autos (BEV) wurden weniger zugelassen, weil zum Jahresende die Förderung von Plug-in-Hybriden auslief und die Prämie für Batterieautos sank.