Lufthansa-Einstieg bei ITA "Ein Schritt, den wir uns genau überlegt haben"
Nach langer Prüfung erlaubt die EU-Kommission der Lufthansa, bei der italienischen ITA einzusteigen. Lufthansa-Chef Spohr will den Ausbau des Drehkreuzes Rom Richtung Afrika und Lateinamerika vorantreiben.
Ein Deckenfresko im barocken Stil, vergoldete Spiegel an der Wand. Der äußere Rahmen im Pressesaal des italienischen Wirtschaftsministeriums scheint wie gemacht für eine glückliche Hochzeit. Wirtschaftsminister Giancarlo Giorgetti ist voll des Lobes für den Einstieg der Lufthansa bei der italienischen Gesellschaft ITA.
"Was mir an dieser Vereinbarung am meisten gefällt, ist, dass der Staat, das heißt die italienischen Steuerzahler, nicht Dutzende von Milliarden aufwenden werden, um die eventuellen und künftigen Verluste von ITA zu decken. Das ist das Wichtigste, was ich heute betonen möchte", sagt Giorgetti.
325 Millionen Euro bezahlt Lufthansa zunächst für 41 Prozent an ITA Airways, im zweiten Schritt wird auf 90 Prozent aufgestockt. Eine vollständige Übernahme soll es später geben, frühestens 2025.
Spohr: "Sehr lange gewartet"
Vorstandschef Carsten Spohr präsentiert sich freudestrahlend der internationalen Presse und begrüßt die neue Tochter: "Herzlich willkommen bei der Lufthansa Gruppe, in unserer Familie. Diejenigen von Ihnen, die Italiener sind, wissen, wie wichtig die Familie ist. Das haben wir von den Italienern gelernt." Sehr lange habe man auf diesen Moment gewartet, aber es habe sich gelohnt, so Spohr.
Rom Fiumicino mit Wachstumspotenzial
Italien ist nach den USA der zweitwichtigste ausländische Markt für die Lufthansa, von hier aus will sie expandieren. Nach den bisherigen fünf Drehkreuzen komme nun das sechste in der italienischen Hauptstadt Rom hinzu, am Flughafen Fiumicino, so Spohr weiter. "Einer der beiden einzigen Flughäfen in Europa mit fünf Sternen, neben München. Und einer der wenigen Flughäfen in Europa, die noch Wachstumspotenziale bieten. Und liegt zudem weit südlicher als unsere heutigen Drehkreuze es uns erlauben, Afrika und Lateinamerika zu bedienen."
Das grüne Licht der EU-Kommission stärke den Luftverkehr in Europa, der sich im globalen Wettbewerb behaupten müsse. Für die Ziele in Südamerika, Nordafrika und im Nahen Osten kämen mit der ITA mehr als 1.000 Verbindungen hinzu. Diese Ausweitung würde sich rechnen - zum einen wegen der Geschäftsreisenden aus und in den Süden. Zum anderen ist Italien nach den Worten Spohrs das weltweit viertgrößte Touristenziel, der Umsatz kann also noch kräftig gesteigert werden.
"ITA ist nicht Alitalia"
Die ITA war 2020 gegründet worden, nachdem Vorgängerin Alitalia vom Staat gerettet werden musste, aber weiter in den Miesen blieb. "Ich glaube, für uns außerhalb Italiens ist wichtig zu verstehen, dass ITA nicht Alitalia ist. Die italienische Regierung hat in einem mutigen Schritt vor einiger Zeit entschieden, anstatt Alitalia weiter am Leben zu erhalten, eine neue Airline zu gründen. Das ist ITA Airways. Eine moderne, schlanke Airline mit 95 Flugzeugen. Fast alle modernster Bauart", sagt Spohr.
"Die Lufthansa-Flotte, die heute schon 750 Flugzeuge umfasst, damit auf fast 850 zu erweitern, ist ein Schritt, den wir uns genau überlegt haben und der auch die Profitabilität und die wirtschaftliche Kraft der Lufthansa verbessern wird", so Spohr.
In Italien liegen vor allem die Billigflieger ganz vorne, mit Ryanair an der Spitze. ITA hat bereits im vergangenen Jahr sein Ergebnis verbessert, vor allem der Umsatz und damit die Einnahmen sind gestiegen. Dieses Wachstumspotenzial will Lufthansa nun ausbauen. Wichtigstes Ziel sei es, die Profitabilität der ITA zu erhöhen, so Spohr.