"Hidden Champions" Woher kriegen Mittelständler Geld zum Investieren?
Weltmarktführer, Technologieführer - aber unbekannt. Das ist das Problem vieler deutscher Unternehmen. Und das heißt auch: Der Mittelstand ist nicht auf dem Radar der Investoren.
"Niemand kennt uns - und wir sind wirklich in diesem Bereich Technologie-Weltmarktführer." So wie Hans Kilger, Finanzvorstand der Firma Partec aus München, könnten sich viele deutsche Mittelständler vorstellen: als "Hidden Champions" - also heimliche Weltmarktführer. Partec zum Beispiel baut Supercomputer, die es locker mit Microsoft-Rechnern aufnehmen können.
Doch "Hidden Champions" wie Partec haben oft einen Nachteil auf dem Kapitalmarkt. "Uns kennt IBM, uns kennt Microsoft, uns kennen Nvidia", sagt Partec-Finanzvorstand Hans Kilger. Doch gleichzeitig sei seine Firma in der Finanz-Community relativ unbekannt. "Wir probieren letztendlich immer wieder auf uns aufmerksam zu machen, damit man uns auch mal nimmt in dem Investitions- und Investorensektor."
Trotz Krise: Know-how und Innovationskraft gibt es noch immer genug im Mittelstand. Nicht immer aber Investoren, um Innovation und Wachstum zu finanzieren. Oft bleibt der deutsche Mittelstand unter dem Radar auf dem europäischen Kapitalmarkt.
Unternehmer treffen auf Investoren
Das deutsche Eigenkapitalforum will das ändern. Hinter dem etwas sperrigen Konferenznamen steckt eine einfache Idee: Investoren und Unternehmen zusammenzubringen. "Ein wesentlicher Teil des Kapitalmarkts ist die Interaktion, also das Gespräch zwischen den Unternehmen und den Investoren", erklärt Stefan Massen, der die Konferenz für die deutsche Börse organisiert. Das Treffen soll es den Investoren ermöglichen nachzuverfolgen, wie sich Unternehmen entwickeln. "Investoren möchten mit dem Management sprechen, sie möchten den Austausch haben", sagt Massen.
Für drei Tage treffen 250 Unternehmen auf rund 1.000 Investoren, Finanzanalysten und "Family Offices". In Unternehmenspräsentationen, Einzel- und Gruppengesprächen geht man auf Tuchfühlung. Vertreten sind neben dem Mittelstand auch kleine Unternehmen, aber auch DAX-Größen wie SAP und die Telekom.
Nicht nur Zahlen und Bilanzen zählen
Für viele Investitionsentscheidungen, das zeigt die Konferenz, sind nicht nur Unternehmenszahlen und Bilanzen wichtig. Manchmal zählt auch der persönliche Eindruck. "Hier besteht die Möglichkeit, dass die Investoren die Unternehmensvertreter treffen, häufig auch Finanzvorstände et cetera", weiß Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank.
"Dann bekommen sie im persönlichen Austausch, wenn sie die Person erleben, ein besseres Gefühl dafür, wie die Risiken in einem Unternehmen sind." Beim Investieren sei das sehr wichtig, so Krämer. Und: "Natürlich ist auch wichtig, wie die Personen dies präsentieren. Welche Kultur kommt rüber?" Das Gesamtpaket sei wichtig, um einzuschätzen, ob die Investitionsrisiken vertretbar seien.
Europas Investoren scheuen (noch) das Risiko
Was auf dem Eigenkapitalforum auch deutlich wird: Europäische Investoren sind noch immer risikoscheuer als ihre transatlantischen Counterparts. Für manche Unternehmen ist die Vernetzung beim Forum deswegen auch als Bekenntnis zum deutschen Standort und den europäischen Kapitalmarkt zu verstehen. Allerdings sagt Partec-Finanzvorstand Kilger zugleich: "Deutschland ist, was Investitionen in Venture Capital oder Private Equity betrifft, natürlich eine Wüste."
So habe er natürlich nicht die Vorstellung, dass irgendjemand einfach ohne Weiteres eine zweistellige Millionensumme in sein Unternehmen stecken werde. "Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen", sagt Kilger. "Aber wir sind ein deutsches Unternehmen, wir wollen Europa fördern."
Negative makroökonomische Stimmung hin oder her, das Frankfurter Eigenkapitalforum ist eine Gelegenheit, leichten Optimismus zu säen, die Innovationskraft des deutschen Mittelstands zu präsentieren und die Unternehmen mit dem europäischen Kapitalmarkt zu vernetzen.