Vor Tarifrunde mit der Bahn GDL fordert mehr Geld und 35-Stunden-Woche
Inflationsausgleich, kürzere Arbeitszeiten, mehr Geld: Mit diesen Forderungen geht die GDL in die bevorstehende Tarifrunde mit der Bahn. Die Lokführergewerkschaft präsentierte zudem Pläne für eine Leiharbeitsfirma.
Die Lokführergewerkschaft GDL strebt für die im Herbst beginnenden Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn neben einer deutlichen Lohnerhöhung auch eine Arbeitszeitverkürzung an. Zu den Kernforderungen gehören eine "allgemeine Entgelterhöhung" von 555 Euro, eine Erhöhung der Zulagen für Schichtarbeit um 25 Prozent sowie eine Senkung der wöchentlichen Arbeitszeit von 38 auf 35 Stunden für Schichtarbeiter ohne anteilige Lohnabsenkung.
"Es bedarf schnellstmöglich einer deutlichen Verbesserung der materiellen und immateriellen Arbeits- und Lebensbedingungen der Eisenbahner", erklärte Gewerkschaftschef Claus Weselsky bei der Vorstellung der Pläne für die Tarifverhandlungen.
Außerdem will die GDL eine steuerfreie Inflationsausgleichsprämie von 3000 Euro durchsetzen und eine "deutliche Entgelterhöhung für Azubis". Die Laufzeit des Tarifvertrags solle maximal zwölf Monate betragen, teilte die Gewerkschaft weiter mit.
GDL kündigt Genossenschaft an
Für Überraschung sorgte eine weitere Ankündigung Weselskys: Die GDL habe eine Genossenschaft gegründet, die mittelfristig als Leihfirma für Lokführer auftreten will. Die GDL will somit indirekt selbst zum Arbeitgeber werden.
Genossenschaftsanteile sollen nur GDL-Mitglieder erwerben können. Als Arbeitnehmer sollen dann Lokführer angestellt werden, die von der Genossenschaft an Bahn-Unternehmen verliehen werden. Das sei eine Kampfansage an die Deutsche Bahn, sagte Weselsky. Er selbst sei bei der Genossenschaft "außen vor", er habe lediglich privat Genossenschaftsanteile gezeichnet.
Tarifverhandlungen mit EVG laufen noch
Die Forderungen der GDL platzen mitten in den laufenden Tarifkonflikt der Deutschen Bahn mit der weit größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG. Die mit der GDL konkurrierende EVG versucht seit Ende Februar, bei der Bahn und Dutzenden weiteren Bahnunternehmen ein Gehaltsplus von 650 Euro pro Monat beziehungsweise zwölf Prozent bei den oberen Lohngruppen auszuhandeln.
Der bundeseigene Konzern ist bisher bereit, prozentuale Erhöhungen zwischen acht und zwölf Prozent in zwei Stufen zu zahlen, dazu 2850 Euro Inflationsausgleichsprämie in ebenfalls zwei Schritten. Bei der Laufzeit sieht die Bahn 24 Monate vor - und damit doppelt so viel wie die Gewerkschaft.
Vorerst keine Warnstreiks
In der laufenden Woche sind in dem aktuellen Tarifkonflikt keine Warnstreiks zu erwarten. Bahn und EVG wollen am 12. Juni erneut über eine Lösung verhandeln. Das teilten beide Seiten am Abend nach einem Abstimmungsgespräch mit.
Zwischen Bahn und GDL gilt noch bis Ende Oktober eine Friedenspflicht. Erst danach geht es in die Auseinandersetzung - und Warnstreiks sind möglich.
Die Deutsche Bahn erklärte, sie werde die Forderungen der GDL "zu gegebener Zeit prüfen und bewerten". Mit der Gewerkschaft werde im Herbst über neue Tarifverträge für etwa 10.000 DB-Beschäftigte verhandelt, sagte eine Bahn-Sprecherin. Im Fokus stünden aktuell die Verhandlungen über neue Tarifverträge mit der EVG, die für rund 180.000 DB-Beschäftigte Anwendung fänden.
Der bisher letzte Tarifkonflikt zwischen GDL und Bahn wurde im September 2021 gelöst. Vereinbart wurden damals Tariferhöhungen von insgesamt 3,3 Prozent sowie Einmalzahlungen. Die Gewerkschaft schaffte es damals auch, Tarifverträge für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Werkstätten und in der Verwaltung abzuschließen. Sie versucht auf diesem Weg, ihren Einfluss im DB-Konzern zu erhöhen, auch wenn die Tarifverträge nicht immer zur Anwendung kommen.