Chinesischer Immobilienkonzern Gericht ordnet Auflösung von Evergrande an
Ein Hongkonger Gericht hat die Liquidation des hochverschuldeten chinesischen Baukonzerns Evergrande angeordnet. Nach der Ankündigung stürzten Evergrande-Aktien um mehr als 20 Prozent ab.
In der Immobilienkrise in China hat ein Gericht in Hongkong Berichten zufolge die Auflösung des hoch verschuldeten Konzerns China Evergrande angeordnet. Ein entsprechendes Urteil fällte Richterin Linda Chan in der chinesischen Sonderverwaltungszone, wie mehrere Medien übereinstimmend berichteten.
Gläubiger hatten vor dem Gericht geklagt, weil China Evergrande immer wieder Zahlungen verpasste. Zuvor hatten das Unternehmen versucht, mit einem Sanierungsplan eine Liquidation abzuwenden. Voraussichtlich am Nachmittag wird Chan ihre ausführliche Begründung für die Abwicklungsbeschluss abgeben und einen Insolvenzverwalter ernennen.
"Es ist genug"
Chan erklärte, sie halte den Schritt in Anbetracht des "offensichtlichen Mangels an Fortschritten seitens des Unternehmens bei der Vorlage eines tragfähigen Umstrukturierungsplans" für angemessen. Die Anhörung habe eineinhalb Jahre gedauert und die Firma sei immer noch nicht fähig, einen konkreten Vorschlag für eine Restrukturierung vorzubringen, sagte Chan, wie die "South China Morning Post" berichtete. "Ich denke, es ist Zeit für das Gericht zu sagen, es ist genug", sagte sie demnach.
Anfang Dezember hatte Richterin Chan dem strauchelnden Unternehmen für die Vorlage eines Umstrukturierungsplans einen Aufschub gewährt, um die drohende Abwicklung noch abzuwehren. Diese Frist ist am Montag verstrichen.
300 Milliarden US-Dollar Schulden
Evergrande steht im Mittelpunkt der Krise des chinesischen Bausektors. Chinas Behörden hatten 2020 mit Beschränkungen bei der Kreditbeschaffung auf die ausufernde Verschuldung der Branche reagiert. Besonders bei Evergrande führte dies zu Zahlungsausfällen und Projektabbrüchen. 2021 beantragte der Konzern ein Insolvenzverfahren.
Der an der Hongkonger Börse gelistete Konzern ist umgerechnet mit mehr als 300 Milliarden US-Dollar der weltweit am höchsten verschuldete Bauträger. Die Abwicklung dürfte das Vertrauen in den Immobilienmarkt der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt weiter schmälern und für Turbulenzen auf dem Aktienmarkt sorgen, den die Regierung jüngst erst versuchte, wieder zu stabilisieren.
Am Montag wurden die Papiere von Tochterfirmen der Evergrande Group vom Handel ausgesetzt, etwa der Tochtergesellschaft für Elektrofahrzeuge. Auch andere Unternehmen aus der chinesischen Immobilienbranche sind hoch verschuldet und streiten mitunter vor Gericht mit Gläubigern.