Kritik der Industrie E-Auto-Förderung nur noch für Privatpersonen
Ab heute bekommen Firmen keinen Umweltbonus mehr für E-Autos. Industrie und Handwerk ärgert das, sie fürchten negative Effekte für den Elektroautomarkt - gerade auch mit Blick auf Gebrauchtwagen.
Die staatliche Förderung für den Kauf eines Elektroautos - der Umweltbonus - steht ab heute nur noch Privatpersonen offen. Firmen können den Umweltbonus nicht mehr beantragen. Ab dem 1. September 2023 sind ausschließlich Privatpersonen, die ein Elektrofahrzeug für ausschließlich private Zwecke erwerben, dazu berechtigt, einen Antrag zu stellen, wie es beim zuständigen Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) heißt.
Negative Folgen für den Gebrauchtwagenmarkt
Industrie und Handwerk ärgert das, der Verband der Automobilindustrie (VDA) sieht dadurch gar den weiteren Markthochlauf der Elektromobilität gefährdet. "Die Abschaffung des Umweltbonus für gewerblich genutzte Pkw wird einen negativen Effekt auf deren Zulassungen und damit den Elektro-Pkw-Markt insgesamt haben", sagte VDA-Präsidentin Hildegard Müller der Nachrichtenagentur dpa.
Es seien gerade die Dienstwagen und andere gewerblich genutzte Pkw, die einen hohen Beitrag bei dem Umstieg auf die Elektromobilität leisten könnten und die anschließend zu günstigeren Preisen auf den Gebrauchtwagenmarkt kämen, so Müller. "Sie tragen damit ganz entscheidend zu einem insgesamt klimafreundlicheren Pkw-Bestand sowie zur Erreichung der Klimaziele bei."
Hinzu komme, dass die neue Regelung für die mittelständische Wirtschaft und Logistikunternehmen eine Belastung sei. "Es ist nun entscheidend, das Vertrauen der Menschen in die Elektromobilität anderweitig zu stärken: Die öffentliche Ladeinfrastruktur muss noch konsequenter ausgebaut und die Stromnetze fit für die Zukunft gemacht werden."
Handwerk sieht Hochlauf der Elektromobilität gefährdet
Auch der Zentralverband des Deutschen Handwerks äußerte sich kritisch zur neuen Regelung. Der Umweltbonus habe die Modernisierung der betriebseigenen Fuhrparks und die Umstellung auf alternative Antriebe bislang erfolgreich flankiert und die teils sehr kostspieligen Investitionen ermöglicht, erklärte Generalsekretär Holger Schwannecke. "Dass dieses bewährte Instrument nun ersatzlos ausläuft, ist angesichts des Förderbedarfs wie der klimapolitischen Zielsetzungen unverständlich."
Gerade bei den gewerblich genutzten Pkw und Nutzfahrzeugen seien die Preisunterschiede zwischen konventionellen und alternativen Antrieben nach wie vor sehr hoch, so der ZDH-Generalsekretär. "Dass der Umweltbonus nun im gewerblichen Bereich auslaufen soll, droht den erst beginnenden Hochlauf der Elektromobilität in Handwerk und Mittelstand nun zu bremsen."
Bevor die neue Regelung heute in Kraft tritt und gewerbliche Kunden den Umweltbonus nicht mehr beantragen können, war es seitens der Unternehmen zu deutlichen Vorzieheffekten gekommen: Nach BAFA-Angaben sind im Juli die Antragszahlen im Vergleich zum Vormonat um rund zwei Drittel gestiegen.