Nach Strompreisdeckelung EDF wendet sich gegen die Regierung
Weil Frankreich den Strompreis deckelt, rechnet der staatlich kontrollierte Stromversorger EDF mit Milliardeneinbußen. Der Aktienkurs brach ein. Der EDF-Chef kritisierte nun die Regierung in ungewöhnlich offener Form.
Der Tabubruch ließ nicht lange auf sich warten. Eigentlich ist es für den Chef einer staatlich gelenkten Firma in Frankreich nicht angezeigt, die Politik zu kritisieren. Doch die am vergangenen Donnerstag ergangene Anordnung der Regierung geht beim französischen Stromversorger EDF an die Substanz.
Der Staat hat EDF angewiesen, 20 Prozent mehr Atomstrom zu produzieren. Diesen soll der Konzern dann für maximal 46,20 Euro je Megawattstunde an die Konkurrenz abgeben. Auf dem freien Markt kostet Strom derzeit aber fast das Dreifache. Zudem soll EDF die Strompreise 2022 nur um maximal vier Prozent erhöhen dürfen. Ohne eine solche Deckelung hatten Experten einen Anstieg um bis zu 20 Prozent erwartet.
Schon am Freitag hatte EDF-Chef Jean-Bernard Levy erklärt, die Anordnung werde das operative Ergebnis von EDF um etwa acht Milliarden Euro schmälern. Der französische Staat hält 84 Prozent der EDF-Aktien. Diese waren nach der Ankündigung um 25 Prozent eingebrochen. Dazu hatten allerdings auch neue Problemen an einem Atomkraftwerk des Konzerns beigetragen.
"Ein echter Schock"
Jetzt wurde ein Memo Levys an Manager des Konzerns bekannt, in dem er berichtet, er habe noch versucht, die Minister von einem anderen Kurs zu überzeugen. "Nachdem ich hart dagegen gekämpft habe, ist diese Entscheidung ein echter Schock", schrieb er. "Diese Nachricht erschüttert das Unternehmen." Nun suche er nach Wegen, die Interessen des Energiekonzerns zu verteidigen.
Hintergrund der Anordnung ist der Versuch der französischen Regierung, den Strompreisanstieg für die Verbraucher zu deckeln. Präsident Emmanuel Macron, der derzeit um seine Wiederwahl kämpft, sieht sich mit öffentlichem Ärger über stark steigende Stromrechnungen konfrontiert.