Elektroauto-Hersteller Auslieferungsrekord bei Tesla
Die Preissenkungen des E-Autobauers Tesla zeigen offensichtlich Wirkung: Das US-Unternehmen hat in den ersten drei Monaten des Jahres so viele Fahrzeuge an seine Kunden übergeben wie noch nie.
Tesla hat einen Auslieferungsrekord zum Beginn seines Geschäftsjahrs gemeldet. Der Elektroauto-Hersteller übergab nach eigenen Angaben von Januar bis März 422.875 Fahrzeuge an seine Kunden. Verglichen mit dem Vorquartal stiegen die Auslieferungen um vier Prozent, verglichen mit dem Vorjahresquartal sogar um 36 Prozent. Die Produktion in der Zeit zwischen Januar und März bezifferte Tesla mit 440.808 Fahrzeugen.
Was Elon Musk anpeilt
Im Januar hatte Tesla-Chef Elon Musk angekündigt, das Unternehmen könne im laufenden Jahr die Grenze von zwei Millionen ausgelieferten Fahrzeugen erreichen. Das entspräche einem Plus von 52 Prozent zum Vorjahr.
Ausgebremst wurde Tesla durch die schwachen wirtschaftlichen Aussichten und zunehmende Konkurrenz. Tesla hatte im Januar die Preise für seine Autos auf allen Märkten um bis zu 20 Prozent gesenkt, was viele Analysten als Beginn eines Preiskampfes ansehen. Das Unternehmen wollte mit dem Schritt die Nachfrage ankurbeln.
Sinken die Preise weiter?
Trotz des Rekords äußerten sich einige Branchenbeobachter enttäuscht. Experten hatten nach Zahlen des Datenanbieters Refinitiv im Durchschnitt mit 430.008 ausgelieferten Fahrzeugen gerechnet. Laut einer von FactSet zusammengestellten Schätzung wurde an der Börse erwartet, dass Tesla für das Quartal rund 432.000 Fahrzeuge ausliefern würde, wie das "Wall Street Journal" und CNBC berichteten. Offenbar herrscht über die Erwartungen des Marktes aber Unklarheit, denn anderen Angaben zufolge soll Tesla die Schätzungen übertroffen haben.
Wenn Tesla die Preise nicht gesenkt hätte, wäre es unangenehm geworden, urteilte Gene Munster, Managing Partner bei Deepwater Asset Management. Die Tesla-Zahlen zeigten, dass die Konjunkturaussichten schwierig seien. Die Auslieferungen beschleunigten sich zwar, allerdings nicht auf das von Musk angesprochene Niveau, wie Munster feststellt.
Laut Dan Levy, Autoexperte bei der Bank Barclays, könnte Tesla unter Druck geraten, die Preise weiter zu senken. Viele Autohersteller hätten nachgezogen, zudem hielten die Sorge wegen der schwächelnden Wirtschaft an. Das wiederum wirke sich auf die Margen aus.
Worauf es im US-Markt ankommt
Gleichwohl gelten Teslas Perspektiven für den US-Markt als eher positiv. In den USA dürfte die Nachfrage nach E-Autos in den kommenden Jahren rasch wachsen - mit starker Förderung durch die Regierung. Aber für europäische Autobauer sei der US-Markt schwierig, heißt es in einer Studie der Unternehmensberatung Berylls. Er sei viel fragmentierter als der chinesische Markt und der europäische Kernmarkt.
Die Branchenexperten erwarten, dass 2030 jeder fünfte Neuwagen in den USA elektrisch fährt. Der Jahresabsatz dürfte bis dahin auf über 6,3 Millionen E-Autos steigen. In Anbetracht der Größe dieses Marktes und der Produktwünsche der amerikanischen Autofahrer könnten die Autobauer jedoch "die USA nicht länger als einen weiteren Absatzmarkt für den Verkauf ihrer auf Europa oder China ausgerichteten Fahrzeuge betrachten. Eine auf die USA zugeschnittene Produktstrategie ist erforderlich", mahnen die Berater.
Großer Marktanteil von Tesla
Die Unterschiede zwischen den Bundesstaaten in Bezug auf Bevölkerungsdichte, spezifische Kundenwünsche, Ausbau der Infrastruktur und Kaufanreize bis hinunter auf die kommunale Ebene seien groß, sagte Studienautor Henning Ludes.
Das meistverkaufte Fahrzeug in den USA ist der Studie zufolge der Ford F-150 Pickup Truck. Bei den E-Autos sei Tesla mit 64 Prozent Marktanteil und 15 Prozent Gewinnmarge gut positioniert, um weite Teile des Wachstumspotenzials für Elektroautos in den USA zu nutzen.