Milliardengeschäft Deutsche Bahn verkauft Auslandstochter Arriva
Nach jahrelanger Suche hat die Deutsche Bahn einen Käufer für ihre verschuldete internationale Nahverkehrstochter Arriva gefunden. Das Unternehmen wird von einem US-Investor übernommen, der Erlös soll beim Schienen-Ausbau helfen.
Die Deutsche Bahn verkauft ihre Auslandstochter Arriva. Alle verbliebenen Teile des Unternehmens würden vollständig an den US-Infrastruktur-Investor I Squared Capital veräußert, teilte die Bahn am Morgen in Berlin mit. Ein Kaufvertrag sei in der Nacht auf Donnerstag unterzeichnet worden.
Medienberichten zufolge erhält die Deutsche Bahn nun 1,6 Milliarden Euro dafür, dass sie sich von diesen Firmen trennt. Die Transaktion soll im Laufe des Jahres 2024 abgeschlossen werden. Zuvor müssen noch der Konzernaufsichtsrat und der Bund als Eigentümer dem Verkauf zustimmen.
Schon beim Kauf hoch verschuldet
Die Erlöse aus dem Verkauf sollen für das Kerngeschäft der Bahn und den Schuldenabbau verwendet werden. "Das strategische Ziel der Deutschen Bahn ist es, Rekordinvestitionen in den umweltfreundlichen Schienenverkehr im deutschen Kerngeschäft zu tätigen", teilte Finanzvorstand Levin Holle mit. "Somit steht der unterzeichnete Kaufvertrag im Sinne der starken Schiene."
Arriva betreibt Busse und Züge in Großbritannien sowie in zehn weiteren europäischen Märkten. Zum Unternehmen gehören etwa manche der roten Doppelstockbusse in London, aber auch Sprachschulen, Autohäuser und Busunternehmen in anderen Ländern. Die Deutsche Bahn hatte Arriva im Jahr 2010 inklusive Schulden für rund 2,7 Milliarden Euro übernommen.
Jahrelanges Sorgenkind
Schon damals stieß die Transaktion auf breite Kritik: Der Grünen-Politiker Anton Hofreiter etwa sprach 2010 von "Größenwahn". Anstatt weiter ins Ausland zu expandieren, solle sich die Bahn lieber aufs Schienen-Kerngeschäft in Deutschland konzentrieren, lautete immer wieder die Kritik.
Zumal die Tochter jahrelang finanziell für Probleme sorgte: Insbesondere während der Corona-Pandemie litt Arriva wirtschaftlich schwer. Eine Sonderabschreibung in Höhe von 1,4 Milliarden Euro im ersten Halbjahr 2020 trug maßgeblich zu den Pandemieschäden des Gesamtkonzerns bei.
Bis heute ist die Tochter mit rund einer Milliarde Euro verschuldet - ein neuer Investor war entsprechend schwer zu finden, obwohl die Bahn bereits seit Jahren versucht, Arriva zu verkaufen. Nun sollen die Verpflichtungen auf den neuen Eigentümer übergehen.
DB Schenker steht ebenfalls zum Verkauf
Neben Arriva soll auch die Bahn-Tochter DB Schenker veräußert werden. Für den Logistikkonzern will der Vorstand nun auf Käufersuche gehen. Auch Schenker betreibt viel Geschäft im Ausland. Doch anders als Arriva kam der wirtschaftlich gut laufende Logistikriese den Bilanzen der Deutschen Bahn zugute. Das Interesse von Investoren gilt als groß.
Die Tochterunternehmen Arriva und Schenker stehen für eine Zeit, in der die Deutsche Bahn mit milliardenschweren Zukäufen unter Bahnchef Hartmut Mehdorn und seinem Nachfolger Rüdiger Grube versuchte, zu einem weltweiten Logistik- und Verkehrskonzern - einem "Global Player" - aufzusteigen. Gleichzeitig unterließ der Konzern lange die nötigen Investitionen in die deutsche Bahn-Infrastruktur, die er jetzt nachholen muss.