Autozulieferer Continental prüft Aufspaltung des Konzerns
Continental erwägt eine Abspaltung und Börsennotierung seines Kerngeschäfts. Der drittgrößte deutsche Autozulieferer kündigt damit einen Kurswechsel an. Bis Ende des Jahres soll die Entscheidung stehen.
Der Autozulieferer und Reifenhersteller Continenal prüft die Aufspaltung des Konzerns in einen Kunststoff- und Reifenteil sowie einen Teil für die seit langem schwächelnde Autozulieferung. Angedacht ist eine Abspaltung und separate Börsennotierung des Autozuliefergeschäfts im Rahmen eines sogenannten Spin-offs, wie der DAX-Konzern heute mitteilte. Die Aktionäre würden damit Eigentümer von zwei getrennten Konzernen werden.
Autosparte mit schwachen Margen
Beim bisherigen Conti-Konzern würden das profitable Reifengeschäft und die Kunststofftechnik bleiben. Ziel eines Spin-offs wäre es, das Wert- und Wachstumspotenzial der beiden dann getrennten Konzerne auszuschöpfen, hieß es vom Unternehmen. Der Bereich Contract Manufacturing wäre ebenfalls Teil der Abspaltung. "In den vergangenen Monaten haben sich die Märkte und unsere Kunden insbesondere in der Automobilindustrie sehr dynamisch weiterentwickelt", sagte Conti-Chef Nikolai Setzer.
So erforderten beispielsweise regional stark schwankende Entwicklungen der Märkte sowie die softwaregetriebene Technologietransformation künftig noch mehr Flexibilität. "Vor diesem Hintergrund streben wir eine Aufteilung von Continental an", so Setzer. Auch Conti-Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle stellte sich hinter den Plan: "Ein Spin-off von Automotive birgt das Potenzial, Wettbewerbschancen, Agilität und Transparenz zu erhöhen." Die Sparte könne damit "ihr volles Wertschaffungs-Potenzial entfalten".
Conti kämpft im Autozuliefergeschäft, dessen Portfolio von Bremsen über Sensoren und Assistenzsysteme bis Displays reicht, mit schwachen Margen. Die Sparte lieferte im vergangenen Jahr eine operative Umsatzrendite (Ebitda-Marge) von weniger als fünf Prozent, dagegen kam das Reifengeschäft auf gut 18 Prozent und ContiTech auf mehr als zehn Prozent. Unter dem Strich ist es der Automotive-Sparte, die nach Unternehmensangaben rund 100.000 Beschäftigte zählt, seit dem Auto-Boomjahr 2018 nicht mehr gelungen, schwarze Zahlen zu erwirtschaften.
Abschluss der Transaktion bis Ende kommenden Jahres?
Über eine Trennung von Kunststoffen und Autozulieferung wird daher schon lange spekuliert. Der Vorstand werde nach einer Detailprüfung voraussichtlich im vierten Quartal endgültig über die Pläne entscheiden. Danach muss die Hauptversammlung zustimmen. Im Fall der Zustimmung ist ein Abschluss der Transaktion bis Ende 2025 geplant.
Die erforderlichen Schritte für eine Abspaltung werden laut Mitteilung bereits vorbereitet. Die nach der Abspaltung von Automotive verbleibenden Unternehmensbereiche Tires und ContiTech verfügen laut Conti ebenfalls über rund 100.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Umsatz betrug im abgelaufenen Geschäftsjahr zusammen etwa 20,8 Milliarden Euro. Die Continental-Aktionäre würden im Zuge der Abspaltung Anteile des neuen Unternehmens ins Depot gebucht bekommen.
Für Conti ist es derweil nicht die erste Abspaltung: Vor knapp drei Jahren hatte der Konzern schon seine ertragsschwache Antriebssparte als Vitesco an die Börse gebracht. Anfang dieses Jahres wurde das Unternehmen zu einer deutlich höheren Bewertung an die Schaeffler AG verkauft. Zum 1. Oktober sollen die beiden Unternehmen formal verschmolzen werden.