Russland-Tochter Baltika Carlsberg "schockiert" über Beschlagnahmung
Moskau hat die Kontrolle übernommen über die russischen Brauereien des Carlsberg-Konzerns - so hat Wladimir Putin es angeordnet. Das Unternehmen hält dies für eine "beispiellose Entwicklung".
Der dänische Brauereikonzern Carlsberg hat sich "schockiert" gezeigt angesichts der Beschlagnahmung seiner Tochtergesellschaft Baltika in Russland. "Wir wussten von Anfang an, seit wir im März vergangenen Jahres die Absicht bekannt gaben, Russland zu verlassen, dass es ein großes Interesse an dem Geschäft von Menschen innerhalb Russlands gab", sagte Carlsberg-Chef Cees 't Hart heute bei bei der Vorstellung der Halbjahreszahlen. Dennoch sei die Beschlagnahmung "eine beispiellose Entwicklung".
Russland hatte im vergangenen Monat die Kontrolle über die acht Brauereien und 8400 Mitarbeiter des Konzerns in Russland übernommen. Kurz zuvor hatte Carlsberg zugestimmt, die Einheit an einen unbekannten Käufer zu verkaufen. Baltika gilt als größter Bierbrauer Russlands.
Laut einem Dekret des russischen Präsidenten vom vergangenen Monat behält Carlsberg das Eigentum an der Einheit, hat aber keine Kontrolle oder keinen Einfluss mehr darauf. In einem auf dem offiziellen Justizportal veröffentlichten Erlass von Präsident Wladimir Putin hieß es, der russische Staat werde "vorübergehend" die Anteile von Baltika verwalten.
Fast zehn Milliarden abgeschrieben
"Technisch gesehen handelt es sich nicht um eine Verstaatlichung", sagte Hart. Wie sich die Angelegenheit weiter entwickeln werde, sei für das Unternehmen "zum jetzigen Zeitpunkt unklar". "Diese jüngste Entwicklung wird es noch schmerzhafter machen, Russland zu verlassen."
Zu den Mitarbeitern habe man keinen Kontakt mehr, versuche aber über die russischen Behörden Klarheit über die Situation zu erreichen, so Hart. Im vergangenen Jahr hatte der Konzern eine Abschreibung in Höhe von 9,9 Milliarden Kronen (1,5 Milliarden Dollar) auf die Baltika-Geschäfte vorgenommen.
Die Carlsberg-Tochter hat in Russland einen Marktanteil von rund 30 Prozent. Ende März 2022 hatte der Konzern angekündigt, Produktion und Verkauf in Russland einzustellen. Die Tochtergesellschaft Baltika sollte jedoch als eigenständiges Unternehmen weiterarbeiten, um die 8400 Mitarbeiter in Russland zu unterstützen.
Leichtes Umsatzplus
Wie Carlsberg bekanntgab, stieg der Umsatz des Brauereikonzerns im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahr um vier Prozent auf 21,4 Milliarden Kronen. Zudem hoben die Dänen die Gewinnprognose für dieses Jahr an.
Der Konzern gehört zu den größten Brauereiunternehmen der Welt. Zu Carlsberg gehören auch Marken wie Duckstein, Holsten, Kronenbourg, Tuborg oder Somersby.
Der Umsatz pro verkauftem Liter sei weltweit in der ersten Hälfte des Jahres 2023 um zehn Prozent gestiegen, teilte Carlsberg mit. Gleichzeitig seien allerdings auch die Kosten pro verkauftem Liter Bier um 13 Prozent gestiegen - wegen höherer Löhne und Preise für Rohstoffe und Energie.