Ladesäulen und Energiewende BP investiert zehn Milliarden Euro in Deutschland
BP will bis 2030 zehn Milliarden Euro in seine Geschäfte in Deutschland investieren. So plant der Energiekonzern, dessen Chef überraschend zurücktritt, etwa das Ladesäulennetz von Aral auszubauen.
Mehr Ladesäulen für E-Autos, Stärkung der Raffinerien und grüne Energieprojekte: Bis zu zehn Milliarden Euro will der Energiekonzern BP bis 2030 in seine Geschäfte in Deutschland stecken. "BP ist seit über 100 Jahren in Deutschland tätig," sagte Europa-Vorstandschef Patrick Wendeler. "Wenn ich auf Basis unserer aktuellen Pläne Richtung 2030 blicke, sehe ich eine breitere Aufstellung von BP in Deutschland."
Zwei Offshore-Projekte in der Nordsee
"Deutschland ist ein Kernmarkt für BP", so Wendeler. Die Investitionen hierzulande würden erhöht, um mehr CO2-ärmere Energie und Produkte anzubieten. Außerdem investiere man in das "heutige Energiesystem", um die Nachfrage zu bedienen. Mit den Plänen will BP seine Transformation zu einem "integrierten Energieunternehmen" in Deutschland vorantreiben. Zu den Geschäften von BP hierzulande zählen Raffinerien in Lingen und Gelsenkirchen und die Aral-Tankstellen.
Vor wenigen Wochen hatte der Konzern außerdem für rund 6,8 Milliarden Euro den Zuschlag für zwei Offshore-Windprojekte in der Nordsee erhalten, für die sich auch der Energiekonzern RWE beworben hatte. Die Höhe der Gebote hatte in der Branche Sorgen befeuert, dass die finanziell weit überlegenen Ölkonzerne jede Auktion für sich entscheiden könnten.
Die Projekte sollen zu Beginn des nächsten Jahrzehnts eine Erzeugungskapazität von vier Gigawatt - das entspricht in etwa vier großen Kohlekraftwerken - liefern. Den erzeugten Strom will das Unternehmen auch selbst nutzen - zum Beispiel bei der Produktion von grünem Wasserstoff und Biokraftstoffen, der Dekabonisierung der Raffinerien sowie dem Ausbau der Elektromobilität.
Europa-Chef kritisiert Genehmigungsprozesse in Deutschland
Gemeinsam mit der Konzerntochter Aral, Deutschlands größter Tankstellenkette, will BP die Anzahl ihrer Ultraschnellladepunkte mit mindestens 150 Kilowatt Ladeleistung bis 2030 mehr als verzehnfachen. Das aktuelle Netz von mehr als 1.700 Ladepunkten solle bis 2025 auf 5.000 Ladepunkte und bis 2030 auf bis zu 20.000 Ladepunkte wachsen, teilte das Unternehmen mit.
Zum Vergleich: Laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft gab es Anfang Juli in Deutschland knapp 101.000 öffentliche Ladepunkte für E-Autos, davon waren rund 10.300 Ultraschnellladepunkte, also Lademöglichkeiten mit einer Ladeleistung von 150 Kilowatt oder mehr. In Deutschland unterhalten laut Bundesnetzagentur knapp 6.500 Betreiber öffentlich zugängliche Ladepunkte. Geplant sei auch, speziell für Elektro-Lkw entwickelte Ladelösungen sowie andere CO2-ärmere Energien zum Antrieb von Fahrzeugen anzubieten.
Voraussetzung für die Erweiterung sei, dass die Behörden das Tempo bei Genehmigung und Netzzugang weiter beschleunigten, so BP weiter. Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa beklagte Wendeler eine oft zu lange Verfahrensdauer beim Ausbau des Ladenetzes. "Es gibt aktuell eine zweistellige Anzahl von Standorten, die live gehen könnten, die aber noch auf Netzanschlüsse oder Genehmigungen warten müssen." Je nach Bundesland und regionalem Energieversorger seien die Genehmigungsverfahren sehr komplex. "Teilweise warten wir bis zu zwei Jahre auf eine Genehmigung", sagte der BP-Europa-Chef.
BP-Chef tritt wegen Beziehungen zu Kollegen zurück
BP Europa gehört zum weltweit tätigen BP-Konzern. In Deutschland, Belgien, den Niederlanden, Österreich, Polen, der Schweiz und in Ungarn beschäftigte das Unternehmen Ende 2022 rund 9.050 Menschen, davon rund 3.850 in Deutschland.
Gestern hatte BP bekanntgegeben, dass Bernard Looney wegen früherer Beziehungen zu Kollegen mit sofortiger Wirkung von seinem Chefposten zurücktritt. Übergangsweise werde Finanzchef Murray Auchincloss den Vorstandsvorsitz übernehmen, hieß es vom Ölkonzern. Looney habe das Unternehmen heute darüber informiert, dass er in seinen früheren Erklärungen "nicht vollständig transparent war". Er habe Beziehungen zu Kollegen nicht vollständig offengelegt.
Das BP-Urgestein Looney hatte den Umbau von einem der größten Ölkonzerne der Welt in das Zeitalter postfossiler Brennstoffe angetrieben. Zuletzt hatte er aber einige der ehrgeizigsten Ziele zurückgezogen und die Ausgaben für Erdöl und Erdgas wieder erhöht. Looney wurde Anfang 2020 zum BP-Chef ernannt.