Antriebstechnik bei Autos BMW will sich nicht festlegen
Bei BMW laufen die Geschäfte ziemlich gut. Und doch ist bei der virtuellen Hauptversammlung Kritik zu hören: Manche Aktionäre vermissen ein Datum für den Abschied vom Verbrennungsmotor
Bei dem Autohersteller BMW ist man offensichtlich stolz darauf, technologieoffen zu sein. Die Münchner sprechen sogar stolz vom "BMW-Weg" - das heißt, man will sich nicht auf eine Technik festlegen. So scheut Vorstandschef Oliver Zipse nach wie vor, ein konkretes Ausstiegsdatum für den Verbrennermotor zu nennen - anders als die Konkurrenz.
Zipse verteidigt Technologieoffenheit
Der BMW-Weg sei nicht Mainstream, dafür aber hochwirksam, so der Konzernchef auf der Hauptversammlung. Man senke CO2-Emissionen schnell und effektiv. Jeder Antrieb leiste dazu seinen Beitrag. "Wir sind überzeugt: Wir haben die richtige Strategie. Wir haben zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Produkte und Technologien im Markt", sagte Zipse.
An Europa gerichtet meinte Zipse, bevor man einzelne Technologien frühzeitig abschalte, sollte man die neuen erst ausreichend absichern. Ein Kritikpunkt: Die in vielen Ländern nach wie vor nur mangelhaft ausgebaute Ladeinfrastruktur.
Aktionäre wünschen sich mehr Mut vom Vorstand
Doch nicht alle sind von diesem BMW-Weg überzeugt. So protestierten vor der Konzernzentrale Umweltschützer gegen den Konzern. Noch immer seien 90 Prozent der verkauften Autos des Unternehmens Verbrenner, und der Anteil großer Limousinen und SUV steige stetig. Das müsse sich ändern, kritisiert unter anderem die Naturschutz-Organisation BUND.
Aber auch von der Aktionärsseite kommt Kritik. So wünscht sich Ingo Speich von der Fondsgesellschaft Deka Investment mehr Mut vom Vorstand. Durch die Technologieoffenheit sei man zwar flexibler, aber sie verursache auch mehr Kosten. Eine reine Risikovermeidungsstrategie werde langfristig zu stärkeren Nachteilen führen.
Im neuen Werk in Ungarn nur Ökostrom
Dabei wird anerkannt, dass der Hersteller auch bei der Produktion darauf achtet, umweltfreundlicher zu werden. So soll das neue Werk in Ungarn allein mit Ökostrom betrieben werden, wie Zipse auf dem virtuellen Aktionärstreffen ankündigte - also ohne Öl und Gas. Es sei weltweit das erste Automobilwerk, das ohne fossile Energien betrieben werde.
BMW sei in Bezug auf die Nachhaltigkeit bei der Produktion für andere auch ein Vorbild, meint Speich. Aber auch andere Hersteller holten hier auf.
Ausschüttung soll erhöht werden
Bis jetzt ist BMW mit seiner Strategie geschäftlich recht erfolgreich - auch im vergangenen Jahr, trotz der zahlreichen Herausforderungen. So konnten mehr als 2,5 Millionen Fahrzeuge verkauft werden, aber auch Umsatz und Gewinn stiegen kräftig. Davon sollen die Anteilseigner nun profitieren: mit einer höheren Dividende von 5,8 Euro pro Stammaktie für das abgelaufene Jahr.
Darüber kann sich Janne Werning von der Fondsgesellschaft Union Investment aufgrund des anhaltend niedrigen Börsenkurses nur bedingt freuen. Grundsätzlich müsse man sagen, dass sich BMW unter Wert verkaufe. Es reiche eben nicht, nur gute Autos zu bauen. Bei der Union Investment wünscht man sich eine bessere Sichtbarkeit des Konzernchefs Zipse an den Kapitalmärkten - und nicht nur auf der Hauptversammlung, die zudem noch virtuell ist.