BASF-Standort Schwarzheide Das Vorzeigewerk von BASF im Osten
Die Energiekrise belastet den Wirtschaftsstandort Deutschland. Das teure Gas lässt Industrieunternehmen laut über Abwanderung nachdenken. In dieser Lage erweitert BASF seinen Standort im brandenburgischen Schwarzheide.
Als Olaf Scholz im südbrandenburgischen Schwarzheide vor die Presse tritt, stellt er eines erst mal klar: Jetzt spricht der Wirtschaftskanzler. "Ich finde es schön hier", sagt Scholz, hinter sich eine grau-weiße Industriekulisse. "Es gibt ja unterschiedliche Einstellungen zur Industrie. Ich bin der Meinung, Industrie gehört zur Kultur und der Art und Weise, wie wir in Deutschland leben, dazu."
Solche Worte hören Industriebosse natürlich gern. Neben Scholz steht BASF-Chef Martin Brudermüller und sieht zufrieden aus, mehrfach betont er, dass er sich sehr freut, dass der Bundeskanzler vorbeischaut. Im Gegenzug verspricht er, dass das Unternehmen in Schwarzheide ein Werk betreibt, dass im Einklang mit den politischen Zielen der Bundesregierung steht: ausgerichtet auf Elektrifizierung und Dekarbonisierung - und mit gut bezahlten Industriearbeitsplätzen: "Wir haben an diesem Standort eine Idealkonstellation um zu zeigen, dass Transformation in Deutschland geht", sagt Brudermüller.
"Eine absolute Ausnahmeerscheinung"
Schwarzheide ist so etwas wie ein Vorzeigewerk für BASF. Bislang werden hier Kunststoffe, Lacke und Pflanzenschutzmittel hergestellt. Jetzt sollen noch Batterievorprodukte hinzu kommen. Ende des Jahres soll eine Kathodenteilefabrik folgen, danach noch ein Recyclingwerk: alles für die Elektromobilität. Ein neuer Solarpark mit einer Maximalleistung von 24 Megawatt steht schon da.
"Schön hier": Kanzler Olaf Scholz (l.) und BASF-Chef Martin Brudermüller auf dem Werksgelände in Schwarzheide.
Für das kleine Schwarzheide ein Glücksfall. Exakt 5555 Einwohner leben hier, das Werk ist flächenmäßig in etwa genauso groß wie die Stadt. Rund 2000 Menschen arbeiten hier. Mit dem Ausbau sollen noch mehr hinzu kommen. Bürgermeister Christoph Schmidt ist sich der besonderen Lage bewusst: "Wir sind momentan eine absolute Ausnahmeerscheinung." Die Stadt setzt voll darauf, dass die Entwicklung so weitergeht und will ein Ausbildungszentrum eröffnen, "wo wir dann in modernsten Verhältnissen Fachkräfte für die Zukunft ausbilden wollen."
Warnung vor Abwanderungstrend
Doch in Anbetracht der hohen Energiepreise in Deutschland sehen manche die Zukunft des Industriestandorts Deutschland bedroht. Auch bei BASF. In China jedoch will der Konzern weiter investieren. Die Industriegewerkschaft IGBCE spricht schon von einem beginnenden Abwanderungstrend.
Kanzler Scholz spricht die kritische Lage auch kurz an, kommt aber sogleich auf das große Ziel zu sprechen: den Industriestandort Deutschland CO2-neutral umzubauen - ohne Arbeitsplätze zu verlieren. "Wir wollen 2045 weiter eines der ganz großen wichtigen Industrieländer in der Welt sein." Bis dahin sollen Wind und Solar ausgebaut werden, Wasserstoff als Speichermedium für Strom dienen und die Elektromobilität der Standard sein - und Schwarzheide zeige, dass diese Zukunft möglich sei: "All das haben wir uns vorgenommen. Und hier kann man's sehen", so Scholz.
Steigender Stromverbrauch für neue Technologien
Auch BASF-Chef Brudermüller zeigt sich in Schwarzheide zuversichtlich. Auch er sieht das Werk als beispielhaft: "Wir haben einen modernen Chemiestandort draus gemacht, der in die Zukunft unterwegs ist." Doch all das kostet nicht nur Geld, sondern auch Energie. "Wir werden deutlich mehr Strom in Zukunft brauchen", sagt Brudermüller. Dass dieser gerade sehr teuer ist in Deutschland, betont er nicht.
Am Freitag will Kanzler Scholz zu einem Staatsbesuch nach China reisen. Mit an Bord: BASF-Chef Brudermüller.