Verkleinerter Genfer Autosalon Deutsche Hersteller überlassen Chinesen die Bühne
Mercedes, Porsche, BMW? Die einst so beliebte Genfer Automesse fällt dieses Mal kleiner aus. Kein deutscher Hersteller ist da - dafür aber viele chinesische, die immer stärker nach Europa drängen.
"Auto Future Now" - grell leuchtet auf einem LED-Bildschirm das Motto des 91. Genfer Autosalons. Und zur gestrigen VIP-Eröffnungszeremonine richtete der Schweizer Verkehrsminister Albert Rösti erst einmal warme Worte an die "lieben Gäste aus dem Ausland".
Allzu viele sind es nicht. Beim letzten Mal im Jahr 2019 waren noch gut 100 Aussteller präsent, jetzt sind es knapp dreißig. Wo früher das "Who is who" der Autobranche zusammenkam, sind Mercedes, Porsche, BMW und Co. nicht dabei. Von den großen bekannten Marken ist in Genf nur Renault präsent.
Ein Statement, sagt Claudia Meyer, Managing Direktorin der Renault Group in der Schweiz: "'We love Motorshows' - das war so ein bisschen das Motto. Das ist eine Passion von uns. Wir haben gesagt, wir ziehen das durch. Wenn wir europäische Shows haben, dann sind wir dabei. Das ist von uns ein Statement, und dazu stehen wir auch."
Ernstzunehmende Konkurrenz aus China
Renault stellt in Genf die Neuauflage eines Bestsellers von früher vor: den Kleinwagen R5 als E-Auto im coolen Retrodesign. Ab dem Herbst soll der vollelektrische Renault 5 zu einem Grundpreis von 25.000 Euro zu haben sein. Als erschwingliche europäische Alternative zur Konkurrenz aus China - die Renault durchaus ernst nimmt.
"Man muss das sehr seriös nehmen", sagt Managing Direktorin Meyer. "Ich denke, wir haben heute aber immer noch eine Markenwahrnehmung im europäischen Raum - wir haben hohe Qualitätsansprüche. Also, Herr und Frau Schweizer geben gern Geld aus, aber dann muss die Qualität stimmen." Die Hersteller, die neu in den Markt kommen, müssten sich hingegen erst einmal die Kunden erarbeiten.
Mit Nachdruck in den europäischen Markt
Und das tun sie auch. Die abwesenden europäischen Hersteller haben die Bühne in Genf den Chinesen überlassen. Die größte Show präsentiert der Autokonzern BYD. Die chinesische Marke zeigt auf der Messe gleich drei neue Modelle für den europäischen Markt. Darunter findet sich auch ein ausladendes SUV mit vier E-Motoren der Marke Yangwang - der U8, der sich in der Messehalle spektakulär auf der Stelle dreht.
"Ja, da ist schon einiges dabei, was für Europa ganz neu ist", sagt Ralf C. Kaiser, der deutsche Kommunikationschef von BYD. "Für uns ist es ganz wichtig, unsere Marke, unsere Produkte zeigen zu können. Sicherlich kennt noch nicht jeder BYD." Das Unternehmen hoffe aber, mit Genf ein wenig daran ändern zu können.
Der chinesische Autokonzern will sich in Europa etablieren - und investiert: 2025 eröffnet in Ungarn eine Fabrik.
Fußballfeld statt Messestand
Dass die Genfer Automesse nach vier Jahren Pause nun sehr viel kleiner ist - statt wie früher über 600.000 Besucher werden in diesem Jahr höchstens 200.000 erwartet - stört den BYD-Sprecher nicht: "Ich glaube, Messen haben noch immer eine Attraktion. Für uns ist es ein Highlight im Jahr. Wie die IAA auch ein Highlight ist. Dieses Jahr ist der Pariser Autosalon vielleicht auch noch ein Highlight. Aber es ist alles auf einer ganz anderen Skala, als es vor vielen Jahren noch war."
Mittlerweile gebe es auch alternative Konzepte, Verbrauchern die Autos näher zu bringen, meint Kaiser. Die Marke ist etwa Sponsor der diesjährigen Fußball-Europameisterschaft in Deutschland. Die UEFA brachte zum Dank an den chinesischen Autokonzern sogar den Pokal zum Fototermin in die Genfer Messehalle.
Der einzige europäische Autobauer dort, Renault, startete unterdessen einen Aufruf an die abwesenden Kollegen. Die europäischen Hersteller von E-Autos, so forderte Renaultchef Luca de Meo, sollten mehr zusammenarbeiten, um sich gegen die Konkurrenz aus China zu behaupten.