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Gewinne der Hersteller schrumpfen Die Autokrise ist international

Stand: 30.09.2024 15:53 Uhr

Sinkende Verkaufszahlen und hohe Arbeitskosten: Volkswagen steht mit seinen Problemen nicht alleine da. Auch die Autokonzerne Stellantis und Aston Martin haben heute vor schlechter laufenden Geschäften gewarnt.

Die Geschäftsaussichten deutscher Autohersteller trüben sich zunehmend ein. Nach BMW und Mercedes-Benz hat Volkswagen am vergangenen Freitag den Reigen der Gewinnwarnungen komplettiert - mit der zweiten Prognosesenkung seit zweieinhalb Monaten.

Statt eines Anstiegs der Auslieferungen um bis zu drei Prozent gegenüber dem Vorjahreswert von 9,2 Millionen Fahrzeugen rechnet Volkswagen nur noch mit rund 9,0 Millionen Verkäufen. Umsatz und Ergebnis sollen ebenfalls sinken, nachdem der größte deutsche Autobauer hier zuvor noch Zuwächse in Aussicht gestellt hatte.

Heute folgten dann die Opel-Mutter Stellantis und der britische Hersteller Aston Martin mit schlechten Nachrichten. Beide Unternehmen senkten ebenfalls ihre Geschäftsprognosen ab. Während der aus der Fusion von Fiat Chrysler und Peugeot entstandene Stellantis-Konzern vor allem auf Probleme am nordamerikanischen Markt verwies, teilen die Briten die Nachfrageschwäche in China als Kernproblem mit den deutschen Herstellern.

Teils massive Überkapazitäten

Mit ihren getrübten Geschäftsaussichten stehen die deutschen Autobauer also nicht alleine da. Wie eine Untersuchung der Nachrichtenagentur Reuters zeigt, haben vor allem die westeuropäischen Hersteller mit teils massiven Überkapazitäten zu kämpfen. Nach Daten des Analysehauses GlobalData lag die Auslastung der Werke in Europa 2023 bei 60 Prozent, das sind zehn Prozentpunkte weniger als im Vor-Corona-Jahr 2019.

In Deutschland, Frankreich, Italien und Großbritannien lag die Auslastung nur bei 54 Prozent - nach 65 Prozent vor der Krise. Ganz anders in Spanien, der Türkei, der Slowakei und Tschechien, wo die Lohnkosten niedriger sind: Im Schnitt sank die Auslastung dort nur von 83 auf 79 Prozent.

In der Branche gilt eine Auslastung um 70 Prozent als Richtwert, um die Gewinnschwelle zu erreichen. Die Produktionsvorstände steuern ihre Werke meist auf eine Auslastung von 80 bis 90 Prozent aus, um möglichst kosteneffizient zu arbeiten, aber auch Luft für Wartung und Modellwechsel zu lassen.

Vergleichsweise hohe Löhne in Deutschland

Neben den sinkenden Absatzzahlen - insbesondere bei E-Autos - spielen also besonders in Westeuropa auch die Arbeitskosten eine Rolle. Nach Berechnungen des Branchenverbandes VDA sind die Lohnkosten in Deutschland so hoch wie in keinem anderen Land. 2022 waren es 59 Euro je Stunde, verglichen mit 21 Euro in Tschechien und 16 Euro in Ungarn.

Die chinesischen Wettbewerber wie der Elektroauto-Marktführer BYD oder Chery, die Strafzölle umgehen wollen, siedeln sich denn auch bevorzugt in Ländern wie Ungarn, Polen oder der Türkei an, um von niedrigen Löhnen zu profitieren. Entsprechend steigt der Druck auf die Fabriken im Westen.

Vor diesem Hintergrund haben bei Volkswagen die Tarifverhandlungen begonnen. Andere Autobauer haben bereits ihre Kapazitäten zurückgefahren. Renault hat im Rahmen eines drei Milliarden Euro schweren Sparpakets seit 2021 Tausende Stellen gestrichen. Ford schließt das Werk in Saarlouis. Und bei Stellantis werden Ende des kommenden Jahres fast 20.000 Menschen weniger arbeiten als 2021.