Deutsche Discounter in den USA Aldi und Lidl erobern den Big Apple
German Sauerteig-Brot, Brezeln, Hefeweizen - typisch deutsche Spezialitäten kommen in den USA gut an. In New York profitieren davon die Discounter-Ketten Lidl und Aldi.
Wie sich der deutsche Discounter Lidl ausspricht? Den Kunden ist das völlig gleich. "Ich kannte nur Aldi", sagt eine Kundin, "Ich glaube, das sind Brüder, die sich dann getrennt haben." Na ja, so ähnlich. Egal, ob es stimmt: Die New Yorkerin aus Queens hat ihr Herz verloren an den "German Supermarket". Völlig besessen sei sie davon, in dem hellen neuen Laden einzukaufen, der - abgesehen von den meisten US-Produkten - irgendwo in Deutschland stehen könnte und gerade in ihrem Viertel Astoria eröffnet hat.
Da zog sich die Schlange gleich um zwei Straßenblocks. "Ich bin diese Woche schon zum dritten Mal hier", erzählt die Kundin. Fisch und Fleisch und deutsches Brot und Gemüse - und überhaupt: "Die Preise sind toll! Astoria ist so teuer geworden. In diesem Supermarkt kann ich mir die ganzen Bio-Sachen leisten."
Deutsche Ketten machen der Konkurrenz Druck
Lidl, Aldi und die Aldi-Nord-Tochter Trader Joe's: Sie sind zu einer echten Konkurrenz für die großen US-Märkte geworden. Lidl ist erst seit dreieinhalb Jahren dabei - mit inzwischen 145 Läden. Nach Startproblemen will der Konzern jetzt die Ostküste erobern. Aldi legt seit den 1970er-Jahren mit über 2000 Filialen vor - Tendenz wachsend, sagt auch US-Chef Jason Hart: "Unser Verkauf ist besser als der Schnitt der US-Märkte. Und das ermuntert uns, in die bestehenden Läden aber auch in neue zu investieren."
Günstiger als die US-Konkurrenz sind sie. Ob mit mehr Eigenmarken wie bei Aldi oder mit mehr Markenartikeln wie bei Lidl. Paletten in den Gängen, Kartons in den Regalen - selbst in der Glamour-Stadt New York komme das sparsame deutsche Konzept an, sagt Lidl-Sprecher William Harwood: "Es ist der Glanz des Sparens. Mehr in Deinen Korb zu packen. Mehr zu Deiner Familie nach Hause zu bringen."
Weniger ist mehr?
Zumal selbst die New Yorker seit Corona und Homeoffice wieder öfter selber am Herd stehen. Und das ohne die ständige Qual der Wahl, sagt Constantin Mellinghoff, der deutsche Lebensmittel an Einzelhändler und Märkte in den USA vertreibt: "Wenn man in einen gewöhnlichen amerikanischen Supermarkt geht, findet man zum Beispiel von Ketchup mindestens zehn verschiedene Flaschen." Lidl oder Trader Joe's böten stattdessen nur eine Flasche an - "und die ist qualitativ so gut, dass man keine zweite braucht", so Mellinghoff.
Im eng getakteten New Yorker Getriebe komme dieses Konzept gut an, sagt Lidl-Sprecher Harwood: "Du schaffst Deinen Einkauf schneller. Normalerweise brauchst du 45 Minuten, musst durch 50 Gänge mit 50.000 Artikeln. Bei uns kommst du in 20 Minuten durch."
Deutsche Spezialitäten, amerikanische Sonderwünsche
Fresh Pretzels, German Sauerteig-Brot, Hefeweizen und dazu noch ein Heimwerkerset im Aktionswarenkorb: Mit Saisonartikeln punkten deutsche Discounter auch bei Zugezogenen, etwa bei Aldi-Kundin Tanja: "Es ist schön, auch mal ein paar deutsche Produkte zu sehen. Zu Weihnachten Dominosteine oder Lebkuchen. Oder auch mal Wiener Würstchen ab und an."
Manchmal verirren sich weitere Kundenwünsche in die deutsche Vertretung: Ob der neue Lidl in Queens nicht auch koschere Produkte aufnehme? Ob die Filiale auf der schicken vorgelagerten Insel Long Island nicht auch mit Champagner dienen könne? "German Discounters" seien überall salonfähig, sagt Diana Smith vom Marktforschungsinstitut Mintel. "Der Wunsch nach einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis zieht sich durch alle Einkommensgruppen. Auch Märkte wie Aldi zielen öfter auf ein Publikum, das besser verdient."
Der interne Kampf der deutschen Discounter um die Ostküstenmetropole geht weiter. Newcomer Lidl will demnächst nach Manhattan kommen. Aldi ist schon da. In der Kunden-Rangliste der Zeitung "USA Today" führt aber gerade Lidl: Vor Hunderten US-Märkten liegt die Kette auf Platz drei. Dicht gefolgt von Aldi auf Rang fünf.