Nach EU-Finanzmarktbeschlüssen Flassbeck will "Spiel-Kasino" schließen
Der Chefökonom der UN-Organisation für Handel und Entwicklung, Flassbeck, hat die europäischen Finanzmarktvorschläge als Schritt in die richtige Richtung bezeichnet. Dennoch könne das internationale "Spiel-Kasino" der Hedgefonds damit nicht geschlossen werden, sagte Flassbeck im SWR.
Angesichts der explodierenden Verschuldung vieler EU-Mitglieder warnen Wirtschaftsexperten vor drohenden Staatspleiten in Europa. "In der Europäischen Union ist die Gefahr sehr groß", sagte der Chefökonom der UN-Organisation für Handel und Entwicklung (UNCTAD), Heiner Flassbeck, der gleichwohl die Vorschläge vom Wochenende als Schritt in die richtige Richtung lobte.
Hedgefonds "zu nichts nutze"
Das internationale "Spiel-Kasino" an den Finanzmärkten, damit meinte er die Hedgefonds, sei weiter geöffnet, spitzte Flassbeck im SWR zu: "Da muss man fragen, brauchen wir das? Wozu war das nutze? Und wenn es zu nichts nutze war, dann muss man es einfach schließen." Weder die Banken noch die Hedgefonds, noch andere dürften "in diesem Kasino weiter spielen", sagte der Ökonom.
Viele Länder in der Europäischen Union hätten in den vergangenen Jahren weit über ihre Verhältnisse gelebt und riesige Schulden aufgetürmt, sagte Flassbeck. Neben Staaten wie Irland, Griechenland oder Spanien verwies er dabei besonders auf Länder in Osteuropa außerhalb der Währungsunion.
Zugleich warnte der UN-Experte aber vor Schuldzuweisungen. "Es sind genauso die schuld, die unter ihren Verhältnissen leben", sagte er und verwies dabei auch auf Deutschland.
Euroanleihe angeregt
Flassbeck sprach sich für die Herausgabe einer Euroanleihe aus. Damit könnte man verhindern, dass sich Spekulanten auf Kosten der Länder mit hohen Schulden eine goldene Nase verdienten.
Bereits am Wochenende hatten Politiker und Wirtschaftsexperten vor den Gefahren der milliardenschweren Rettungspakte gewarnt. Neben der wachsenden Inflationsgefahr bestehe auch die Gefahr, dass sich auch Deutschland mit den Hilfen übernehmen könnte.
Walter warnt vor tiefem Einbruch
Unterdessen stellte der Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Norbert Walter, der deutschen Wirtschaft eine schlechte Prognose. "Die deutsche Wirtschaft wird nur dann 2009 um lediglich fünf Prozent schrumpfen, falls wir ab Sommer einen richtigen Aufschwung haben. Aber es ist nicht auszuschließen, dass dieser Aufschwung ausbleibt. Deshalb ist auch ein höheres Minus nicht mehr auszuschließen," sagte Walter der "Bild"-Zeitung.