Trudeau im EU-Parlament Der Mutmacher
Eine gefeierte Rede in schwierigen Zeiten: Kanadas Premier Trudeau hat vor dem EU-Parlament die Partnerschaft mit Europa hervorgehoben. Das CETA-Abkommen sei ein "Meilenstein". Wichtig sei, in der globalisierten Welt enger zusammenzurücken.
Mit der Zuversicht und der rhetorischen Wucht des jungen John F. Kennedy trat Kanadas Premier Justin Trudeau vor dem EU-Parlament in Straßburg auf. Das Ja des EU-Parlaments zu CETA sei erst der Anfang. Für Kanada und die Europäische Union komme das Beste noch, prophezeite Trudeau in seiner abwechselnd auf Englisch und Französisch vorgetragenen Rede, die bei einigen EU-Parlamentariern die Sehnsucht nach einem ähnlich charismatischen EU-Präsidenten auslöste.
Trudeau kombinierte seine optimistische Zukunftsvision der kanadisch-europäischen Handelskooperation in einer globalisierten Welt mit klaren Worten über den schwierigen CETA-Verhandlungsprozess. Jeder im EU-Parlament wisse, dass die 2009 begonnenen Verhandlungen nicht einfach gewesen seien. Wie bei einem Handelsvertrag dieser Größenordnung nicht anders zu erwarten, habe es viel Vor und Zurück gegeben. Und intensive Diskussionen und Verhandlungen in Kanada und Europa. Die Verhandlungen seien langwierig gewesen, sagte Trudeau.
Sie standen sogar kurz vor dem Abbruch, als der Ministerpräsident der Wallonie, Paul Magnette, im Oktober vergangenen Jahres mit einem Veto drohte und Trudeaus Handelsministerin Chrystia Freeland daraufhin unter Tränen mit ihrer Abreise.
Freude über "ehrgeiziges Abkommen"
Es sei durch den intensiven Diskussionsprozess jedoch gelungen, ein "ehrgeiziges Abkommen" zu schließen, unterstrich Trudeau: "Wir können nicht genug betonen, wie wichtig es war, diesen Vertrag unter Dach und Fach zu bekommen."
Der kanadische Premier bezeichnete CETA als einen Meilenstein und als eine Blaupause für weitere Verträge. Voraussetzung dafür sei allerdings, dass der Vertrag funktioniere. Trudeau spielte damit unter anderem auf den Abstimmungsmarathon an, der dem Vertrag in 41 nationalen und regionalen Parlamenten der EU in den nächsten Jahren bevorsteht.
Nach Angaben der EU-Kommission entfallen in den kommenden Jahren 99 Prozent der Zölle zwischen der EU und Kanada. CETA nutze jedem, betonte Kanadas Premier in Straßburg. Und nannte gleich ein lebenspraktisches Beispiel aus kanadischer Produktion: Die herrlichen kanadischen Winterstiefel aus Mannitoba würden durch CETA für europäische Käufer deutlich billiger. Durch CETA entfällt nämlich der EU-Zoll von 17 Prozent. "Vorausgesetzt, Sie wollen diese wirklichen schönen Winterstiefel", warb Trudeau mit dem ihm eigenen Charme.
Arbeitnehmerrechte stärken
In der anschließenden Pressekonferenz betonte er, gerichtet an die Adresse von Donald Trump und der Freihandelsgegner in der EU: Man befinde sich in einer globalisierten Welt. In dieser globalisierten Welt müssten Regierungen besser zusammenarbeiten, um Arbeitnehmerrechte und Klimaschutz zu stärken. Und um der Mittelschicht und kleinen und mittleren Unternehmen neue wirtschaftliche Perspektiven zu eröffnen.
Wenn die Europäische Union und Kanada mit allen ihren kulturellen Gemeinsamkeiten und Wertvorstellungen nicht intensiver zusammenarbeiten - wer soll es denn dann können, betonte Trudeau.