Försterin Carolin Pfaff in ihrem Revier, dem Forstamt Königstein.

Forstberufe "Es braucht mehr Frauen im Wald"

Stand: 07.05.2023 08:13 Uhr

Dackel Waldi an der Leine, das grüne Hütchen auf dem Kopf, das Gewehr geschultert: Dieses Klischee ist veraltet. Der Job des Försters hat sich gewandelt. Frauen sind in dieser Berufssparte aber noch unterrepräsentiert.

Von Heiko Neumann, hr

Es duftet nach Moos, und die Vögel zwitschern. Das Ambiente ist beruhigend und friedlich. Försterin Carolin Pfaff streift durch ihren 1100 Hektar umfassenden Wald. Im August vergangenen Jahres hat die 28-Jährige die Revierleitung im hessischen Kronberg übernommen.

Zu ihrem Revier hat sie eine besondere Bindung: Es ist der Wald ihrer Kindheit. "Es ist natürlich ein schönes Gefühl, durch das eigene Revier zu fahren oder zu laufen", sagt Pfaff. "Wenn morgens die Sonne durch die Bäume scheint und auch die Knospen austreiben, dann fühle ich mich zu Hause."

"Noch zu wenig Vorbilder"

Pfaff ist in ihrem Job als Försterin noch eine Ausnahme. Der Frauenanteil in dieser Sparte hat bei HessenForst in den vergangenen Jahren zwar zugenommen, lag 2022 trotzdem bei nur knapp 24 Prozent. Das entspricht dem bundesweiten Durchschnitt.

"Ich denke, es liegt zum einen an diesem veralteten Bild des Försters, das in der Gesellschaft verankert ist", sagt Pfaff. "Zum anderen muss man in Kauf nehmen, auch bei schlechtem Wetter und bei Minustemperaturen im Winter draußen unterwegs zu sein." Vor allem unter Waldarbeitern, die Zäune aufstellen und Bäume fällen, sind Frauen mit knapp zwei Prozent immer noch massiv unterrepräsentiert.

"Junge, interessierte Frauen brauchen Vorbilder", bestätigt Michelle Sundermann von HessenForst. "Die haben wir noch zu wenig. Einfach weil wir eine Zeit lang keine neuen Leute und keine Frauen eingestellt haben. Das kommt erst so langsam. Wir müssen mehr informieren und an Schulen gehen. Es braucht mehr Frauen im Wald."

Studium der Forstwirtschaft Voraussetzung

Angehende Försterinnen und Förster müssen in der Regel die allgemeine Hochschulreife mitbringen, da ein Studium im Bereich Forstwirtschaft Voraussetzung ist, um als Försterin zu arbeiten. Dem dreijährigen Bachelorstudium schließt sich dann - je nach Bundesland - entweder ein einjähriger Anwärterdienst oder ein zweijähriges Traineeprogramm an.

Das Einstiegsgehalt liegt nach Tarifverträgen im ersten Jahr bei 3500 bis 3650 Euro brutto im Monat. Mit der Dauer der Beschäftigung steigt das Gehalt an.

Schon in der Schulzeit wusste Pfaff, dass sie in der Natur arbeiten will. Nach ihrem Forstwirtschaftsstudium hat sie sich auf das Revier in Kronberg beworben. "Den Traumberuf Försterin macht zum einen die Kombination aus der Arbeit im Büro und der Arbeit draußen aus", sagt sie. "Man sollte schon die Affinität zur Natur haben, egal bei welchem Wetter. Und zum anderen ist da der Aspekt der Nachhaltigkeit und dieses Arbeiten mit der Natur."

Viele Anfragen für Praktikumsplätze

Die heutige Forstwirtschaft verfolgt das Ziel, dem Wald nicht mehr Holz zu entnehmen als in der gleichen Zeit nachwächst. Dies ist der Grundgedanke einer nachhaltigen Waldwirtschaft. Als Försterin muss Pfaff heute schon im Blick haben, wie der Wald von morgen aussehen soll und sich um den Nachwuchs kümmern.

"Man merkt, dass der Frauenanteil größer wird", bestätigt Pfaff. "Das ist sehr leicht daran erkennbar, dass die Kolleginnen mehr werden und auch anhand der Praktikumsanfragen. Wir haben im Forstamt Königstein ganz viele Anfragen für Praktikumsplätze. Speziell von vielen Mädels, jungen Frauen oder auch Studentinnen, die Forstwirtschaft studieren und einen Praxisbezug herstellen möchten."

Carolin Pfaff hat ihren Traumjob bereits gefunden. Draußen, bei Wind und Wetter. Im Wald.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete der HR in der Sendung "maintower" am 18. April 2023 um 18:00 Uhr.