Deutscher Energiemix Kohleanteil bei Strom steigt auf ein Drittel
Wegen der Energiekrise hat die Abhängigkeit Deutschlands von Kohle in der Stromproduktion noch zugenommen. Aber auch Wind- und Solarenergie sind 2022 wichtiger geworden.
Kohle war auch im vergangenen Jahr der wichtigste Energieträger für die Stromproduktion in Deutschland - und hat noch an Bedeutung gewonnen. Genau ein Drittel (33,3 Prozent) des hierzulande erzeugten und ins Netz eingespeisten Stroms stammte aus Kohlekraftwerken, teilte das Statistische Bundesamt mit. 2021 hatte der Anteil noch bei 30,2 Prozent gelegen. Damit nahm die Stromerzeugung aus Kohle binnen Jahresfrist um 8,4 Prozent zu.
Starker Zuwachs für Photovoltaik
Zweitwichtigste Energiequelle war im vergangenen Jahr die Windkraft. Deren Anteil an der Stromerzeugung stieg nach einem vergleichsweise windarmen Vorjahr um 9,4 Prozent auf knapp ein Viertel (24,1 Prozent). 2021 lag der Anteil noch bei 21,6 Prozent.
Die Einspeisung aus Photovoltaik nahm um knapp ein Fünftel zu und erreichte einen Anteil von 10,6 Prozent. Im Jahr 2021 waren es noch 8,7 Prozent. Der Anstieg sei begünstigt gewesen durch "eine hohe Zahl an Sonnenstunden", so die Statistiker.
Insgesamt stammte im vergangenen Jahr mit 53,7 Prozent aber mehr als die Hälfte des ins Netz eingespeisten Stroms aus konventionellen Energieträgern wie Kohle, Erdgas und Atomkraft. Wegen der gleichzeitig geringeren Erzeugung in Gas- und Kernkraftwerken sank der Anteil gegenüber dem Vorjahr jedoch um 8,7 Prozent. Im Jahr 2018 war noch 62,8 Prozent an der Stromeinspeisung auf konventionelle Energieträger zurückgegangen.
Die Einspeisung aus den Erneuerbaren Energien wie Windkraft, Photovoltaik und Biogas stieg dagegen um 7,3 Prozent auf 46,3 Prozent. "Neben der stärkeren Stromerzeugung aus Windkraft trug ein deutlicher Zuwachs beim Solarstrom zu diesem Anstieg bei", so das Statistikamt.
Stromerzeugung aus Erdgas sinkt
Der Strom aus Kohlekraftwerken verzeichnete 2022 nicht nur den höchsten Anstieg unter den für die Stromerzeugung relevanten konventionellen Energien. Er trug auch dazu bei, die starken Rückgänge bei Erdgas und Kernenergie zu kompensieren. So sank die Stromeinspeisung aus Erdgas um 11,3 Prozent, nachdem sie bereits 2021 um 5,8 Prozent zurückgegangen war.
"Hauptverantwortlich dafür waren die infolge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine angespannte Situation auf dem Gasmarkt und die damit verbundenen deutlich gestiegenen Preise für Erdgas", so das Statistische Bundesamt. "Während Erdgas zur Stromerzeugung fast vollständig importiert werden muss, ist Deutschland bei der Stromerzeugung aus Kohle deutlich weniger importabhängig."
Der Kohlestrom in Deutschland stammt zu rund 60 Prozent aus Braunkohle und zu rund 40 Prozent aus Steinkohle. "Der Bedarf an Braunkohle wird dabei weitestgehend durch inländische Förderung, der Bedarf an Steinkohle durch Importe gedeckt", hieß es dazu.
Weniger Strom importiert
Die aus dem Ausland importierte Strommenge ging 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 4,8 Prozent zurück. Sie beträgt nach Angaben der Statistiker etwa ein Zehntel der Inlandsproduktion. Besonders stark sei der Rückgang mit minus 62 Prozent bei den Stromimporten aus Frankreich. 2021 war Frankreich noch das wichtigste Strom-Importland für Deutschland. Im vergangenen Jahr gab es in den französischen Kernkraftwerken massive technische Probleme, weswegen Dutzende AKW heruntergefahren waren.
Die aus Deutschland exportierte Strommenge stieg 2022 gegenüber dem Vorjahr um 8,5 Prozent. Deutschland exportiert demnach weiterhin mehr Strom als es importiert.