Ruf nach Konsequenzen aus Stresstest EU macht Druck auf schwächelnde Banken
Alle getesteten deutschen Banken haben den Stresstest bestanden. Europaweit fielen aber acht Geldhäuser durch. Die EU forderte rasche Konsequenzen und mehr Kapital für die betroffenen Institute. Auch Banken, die den Test knapp meisterten, sollen nachbessern. In Deutschland gab es Lob für die Banken.
Nach Veröffentlichung der Ergebnisse des Bankenstresstests erhöht die EU den Druck auf die Finanzbranche. Die acht durchgefallenen Geldinstitute müssten ebenso wie Banken, die schlecht abgeschnitten haben, ihr Eigenkapital so bald wie möglich aufstocken. "Wir erwarten, dass sie die notwendigen Maßnahmen ergreifen", schrieben EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier und EU-Währungskommissar Olli Rehn in einer gemeinsamen Erklärung. "Die Sanierung des EU-Bankensektors ist ein wichtiger Teil der umfangreichen Antwort auf die aktuelle Krise." Dabei sollten die Banken zunächst eigenständig Lösungen finden. Ansonsten müsse der Staat mit Finanzspritzen wie schon in der Bankenkrise 2008 einspringen. Die Europäische Zentralbank (EZB) rief die nationalen Verantwortlichen dazu auf, ihre Zusagen für Hilfsmaßnahmen "voll und ganz umzusetzen".
IWF fordert mehr Eigenkapital der Banken
Der Internationale Währungsfonds begrüßte die Stresstests, forderte aber weitergehende Schritte. Auch die Schwächen bei Instituten, die nur knapp bestanden hätten, müssten angegangen werden, erklärte der IWF. Es sei wichtig, die Kapitalpolster zu vergrößern.
Der Stresstest der Europäischen Bankenaufsicht (EBA) hatte ergeben, dass die Kapitalpuffer von acht der 90 untersuchten Banken zu dünn sind, um bei einem simulierten schweren Konjunktureinbruch noch bei einer Marke von mehr als Prozent zu liegen. Es handelt sich um fünf Institute aus Spanien, zwei aus Griechenland und eine Bank aus Österreich. 16 weitere europäische Banken bestanden den Stresstest den Angaben zufolge nur knapp. Darunter waren auch die deutschen Landesbanken HSH Nordbank und NordLB. Die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba), die nach den EBA-Kriterien den Stresstest nicht bestanden hätte, hatte sich kurzfristig zurückgezogen, weil sie nicht mit der Methode der EBA zur Ermittlung der Kernkapitalquote einverstanden ist. Der Streit drehte sich um die Anrechnung von sogenannten Stillen Einlagen.
Europäische Bankenaufsicht sieht Handlungsbedarf - deutsche nicht
Der EBA-Vorsitzende Andrea Enria wertete die Ergebnisse als Beleg dafür, dass die Bankenbranche noch nicht ausreichend gegen Krisensituationen gewappnet ist. "Wir haben unser Haus noch nicht aufgeräumt", sagte er. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble lobte den Stresstest. "Die aktuelle Lage an den Finanzmärkten zeigt deutlich, wie wichtig das Vertrauen in die Widerstandsfähigkeit der europäischen Banken ist. Der erste von der EBA durchgeführte Stresstest leistet dazu einen wertvollen Beitrag", erklärte er.
Mit Blick auf die Ergebnisse der deutschen Institute fielen die Bewertungen durchweg positiv aus. "Für Deutschland sind keine weiteren Anpassungen erforderlich", sagte Schäuble. Er wertete die Resultate des Tests als Beleg für die Krisenfestigkeit der Branche und sprach von einem "positiven Signal". Auch Bundesbank-Vizepräsidentin Sabine Lautenschläger sieht keinen unmittelbaren Handlungsbedarf nach dem Stresstest. Die Kapitalausstattung der heimischen Geldinstitute sei "robust und ausreichend". Ihre Einschätzung, das deutsche Bankensystem habe sich im EBA-Test als stabil erwiesen, gelte ausdrücklich auch für die Helaba. Raimund Röseler, Leiter der Bankenaufsicht bei der deutschen Aufsichtsbehörde BaFin, lobte ebenfalls das Abschneiden der deutschen Geldinstitute. "Der deutsche Bankensektor hat seine Widerstandsfähigkeit bewiesen", sagte er.
Kriterium war die Kernkapitalquote
Maßstab für den zweiten großen Banken-Stresstest ist die harte Kernkapitalquote, die nur Aktionärskapital und Gewinnrücklagen berücksichtigt. Die so definierte Kapitalausstattung darf auch in einem Szenario mit einer zwei Jahre dauernden Rezession, einbrechenden Aktienkursen und steigenden Zinsen nicht unter fünf Prozent sinken. Die Kernkapitalquote sagt aus, inwieweit die Risikopositionen einer Bank (also etwa Kredite oder Wertpapiere) durch ihr Eigenkapital gedeckt sind und wie groß damit der Risikopuffer der Bank ist. Die acht beim Stresstest durchgefallenen Banken benötigen nach EBA-Angaben 2,5 Milliarden Euro Kapital, um sich zu stärken und die Kriterien künftig zu bestehen.
Unklar ist, ob die Ergebnisse des Stresstests die Märkte beruhigen werden. Kritisiert wurden neben den Anforderungen der EBA auch die zugrunde gelegten Krisenszenarien. Die Folgen einer Staatspleite - etwa am Beispiel Griechenlands - galten als Tabu und wurden nicht untersucht. Insofern stellten einige Finanzexperten schon vor der Veröffentlichung der Ergebnisse deren Aussagekraft infrage.
Folgende Banken sind bei dem Test durchgefallen. Die Angaben in Klammern beziehen sich auf die Kernkapitalquoten:
ATE Bank, Griechenland (-0,8 Prozent)
Caja de Ahorros del Mediterranéo, Spanien (3,0)
Banco Pastor, Spanien (3,3)
Goupo Caja3, Spanien (4,0)
Österreichische Volksbanken (ÖVAG), Österreich (4,5)
Caixa d'Estalvis Unio des Caixes de Manlleu, Sabadell i Terrassa, Spanien (4,5)
Caixa d'Estalvis de Catalunya, Tarragona i Manresa, Spanien (4,8)
EFG Eurobank Ergasias, Griechenland (4,9)