Röslers Griechenland-Reise Hoffnung auf Hilfe aus dem ungeliebten Deutschland
Bundeswirtschaftsminister Rösler hat auf seiner Griechenlandreise dem Land umfassende Hilfen angeboten. Neben Investitionen sollen auch Infrastrukturhilfen aus Deutschland kommen. Die Unternehmen sind jedoch weiter skeptisch, ob sich ein Engagement in Griechenland lohnt.
Bei seinem Griechenland-Besuch trifft Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler heute auf den griechischen Ministerpräsidenten Giorgos Papandreou. Rösler will mit dem Regierungschef über das stockende Sanierungs- und Privatisierungsprogramm Griechenlands beraten.
Nach Röslers Angaben wollen beide Seiten im Laufe des Tages eine Absichtserklärung zu Maßnahmen für eine verbesserte Wettbewerbsfähigkeit Griechenlands unterzeichnen. Sie sehe unter anderem vor, dass die griechische Regierung die Bundesregierung bei der Lösung von Zahlungsstreits zwischen deutschen Auftragnehmern und griechischen Auftraggebern unterstützt. Zudem gehe es um schnellere Entscheidungsprozesse der griechischen Verwaltung und um Beistand Deutschlands bei der Bewältigung von Finanzierungsproblemen, die Investitionen von Unternehmen in Griechenland entgegenstehen.
Hoffnung auf Investitionen aus Deutschland
Vor mehreren hundert Unternehmern eröffnete Rösler zuvor ein deutsch-griechisches Wirtschaftsforum in Athen. Er erhoffe sich ein "starkes und klares Signal für den Investitionsstandort Griechenland", sagte er. Der Minister forderte die griechische Seite auf, ihren Reformkurs fortzusetzen, und bot deutsche Hilfe für eine Verbesserung der Investitionsbedingungen an: So sollen Experten vom Bundeskartellamt und der Bundesnetzagentur Griechenland beim Aufbau konkurrenzfähiger Märkte etwa im Energie- und Telekommunikationsbereich unterstützen.
Der griechische Wirtschaftsminister Michailis Chrysohoides sagte, er erhoffe sich von den deutschen Unternehmen Erfahrungen, Technologie und Finanzmittel. "Deutschland und Griechenland müssen ihre Handelsbeziehungen ausbauen und eine Allianz für das Wachstum schaffen", erklärte er nach einem Treffen mit Rösler und mehreren Bundestagsabgeordneten. "Wir wollen eine Wirtschaft schaffen, die befähigt ist, auf eigenen Beinen zu stehen." Für deutsche Investoren sehe er in der griechischen Erneuerbaren-Energien-Branche große und interessante Möglichkeiten. Nach Einschätzung des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) ist das Investitionsklima in Griechenland aber derzeit nicht akzeptabel.
Rösler wird von einer großen Wirtschaftsdelegation mit knapp 70 deutschen Managern begleitet. Ziel des Besuchs ist es, Investitionsmöglichkeiten zu sondieren und Perspektiven für langfristiges Wachstum und mehr Wettbewerbsfähigkeit in Griechenland zu entwickeln. Vor allem soll die deutsche Wirtschaft den Griechen beim Ausbau der Solarindustrie helfen. Sonnenstrom gilt als eine der wenigen Branchen, mit der das Euro-Krisenland neues Wachstum erzielen könnte. Der Ausbau des maroden Stromnetzes kostet jedoch Milliarden, die Athen nicht hat.