Massenproteste in Spanien "Man muss den Leuten helfen, nicht den Banken"
Während im Bundestag in Berlin die Hilfe für Spaniens Banken beschlossen wurde, segnete das Parlament in Madrid ein weiteres Sparpaket ab. Hunderttausende gingen in ganz Spanien dagegen auf die Straße. "Sie schützen die Banken und rauben das Volk aus", war auf Plakaten zu lesen.
Von Daniel Sulzmann, ARD-Hörfunkstudio Madrid
Sie protestieren in ganz Spanien: Hunderttausende sind auf den Beinen - den Tag über und am Abend. Sie demonstrieren nicht etwa gegen die Rettung der spanischen Banken durch den deutschen Bundestag, die viele auch nicht gut finden. Sie demonstrieren vor allem gegen die Sparmaßnahmen der spanischen Regierung, die diese genau am gleichen Tag mit ihrer absoluten Mehrheit im Parlament absegnen lässt - natürlich nicht ohne Schlagabtausch zwischen Regierung und Opposition.
"Noch nie so viel bezahlt für die Irrtümer von so Wenigen"
Finanzminister Christobal Montoro sagt dann, wie es ist: "Wir haben einfach kein Geld mehr, um die Staatsangestellten zu bezahlen." Doch sein Widersacher Alfredo Perez Rubalcaba von den Sozialisten lässt das nicht gelten. "Noch nie haben so viele so viel bezahlt für die Irrtümer von so Wenigen", sagt Rubalcaba. Damit meint er die Minister auf der Regierungsbank.
Jetzt ist täglich Demonstrationszeit
Und die Menschen auf der Straße scheinen das inzwischen ähnlich zu sehen. Es ist schließlich schon das vierte Sparpaket innerhalb eines guten halben Jahres. Madrid wird in diesen Tagen von einer Welle von Demonstrationen heimgesucht. Wo früher in der Innenstadt alle paar Wochen Menschen mit Plakaten und Parolen auftauchten, ist jetzt täglich Demonstrationszeit.
"Sie schützen die Banken und rauben das Volk aus" steht auf den Plakaten. Viele Menschen tragen einfach nur ein großes Schild auf dem "No" steht - als "Nein" zu den Kürzungen und Sparbeschlüssen. Auch Jose ist da. Der 58-Jährige arbeitet bei einem Bauunternehmen und er findet, die Deutschen hätten mit ihrem Beschluss im Bundestag nicht unbedingt den spanischen Banken helfen müssen. "Weil man den Leuten in Spanien helfen muss und nicht den Banken, die das Desaster verursacht haben", sagt er. Man müsse doch mal darauf schauen, "was hier mit den Leuten in diesem Land passiert und nicht was mit den Banken passiert."
Das vierte Sparpaket innerhalb eines halben Jahres
Juan, der direkt neben Jose steht, sieht das ähnlich: "Das hier haben doch die Banken und die Politiker verursacht - und die haben es auch zu verantworten, nicht der Rest der Gesellschaft." Der Rest der Gesellschaft, so scheint es zumindest an diesem Abend, ist im ganzen Land auf den Beinen, denn nicht nur die Innenstadt von Madrid ist lahmgelegt durch zehntausende protestierende Menschen. In Barcelona, Valencia und vielen anderen Städten im Land sieht es genauso aus. Es scheint als ob die Geduld der krisengeschüttelten und durch die Sparbeschlüsse der Regierung gebeutelten Spanier langsam zu Ende geht.