Warnstreiks bei der Post Jedes fünfte Paket kommt später
Bei der Deutschen Post haben auch am Samstag Tausende Beschäftigte ihre Arbeit niedergelegt. Die Gewerkschaft ver.di sprach von einer hohen Beteiligung. Die Zustellung von Briefen und Paketen könnte sich teils um Tage verzögern.
Auch am Samstag haben bundesweit etwa 13.500 Beschäftigte bei der Deutschen Post ihre Arbeit niedergelegt, wie der Konzern mitteilte. Es ist der dritte Tag in Folge, an dem sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an Warnstreiks beteiligen, zu denen die Gewerkschaft ver.di aufgerufen hatte.
Der erneute Ausstand betrifft der Deutschen Post zufolge bundesweit nicht alle Standorte. Auch ver.di zufolge sind nur ausgewählte Betriebe in den Paket- und Briefzentren sowie in der Paket-, Brief- und Verbundzustellung betroffen. Bestreikt wurde unter anderem die Zustellung im Raum Bonn, in Bochum und im Münsterland. Auch Mannheim, Stuttgart und Freiburg waren betroffen.
Wie die Deutsche Post weiter mitteilte, hätte an den betroffenen Standorten etwa ein Drittel der Belegschaft die Arbeit niedergelegt. Im bundesweiten Durchschnitt verzögerte sich dadurch die Zustellung von etwa jedem fünften Paket und jedem elften Brief - eine Ausfallquote von 20 und neun Prozent. In den von den Streiks betroffenen Regionen könne die Quote aber höher liegen. Einem Unternehmenssprecher zufolge könnten infolge der Warnstreiks Sendungen "erst einige Tage später" bei den Adressaten ankommen und damit "je nach Ende der Streikaktivitäten vor Ort erst in der kommenden Woche".
Laut ver.di hohe Beteiligung an bestreikten Standorten
Ver.di zeigte sich am Samstag zufrieden mit dem Verlauf der erneuten Ausstände. Eine Sprecherin des Bundesverbandes der Gewerkschaft sprach von einer ausgesprochen hohen Beteiligung, ohne konkrete Zahlen zu nennen.
Schon am Donnerstag und Freitag hatten laut ver.di in ganz Deutschland etwa 24.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Post ihre Arbeit niedergelegt. Auch in der vergangenen Woche hatte es einen dreitägigen Warnstreik gegeben, an welchem sich Angaben der Gewerkschaft zufolge etwa 30.000 Angestellte beteiligten.
15 Prozent mehr Lohn gefordert
Im Tarifkonflikt stehen in rund anderthalb Wochen die nächsten Verhandlungen an. Die Deutsche Post hat bereits angekündigt, dann ein Angebot vorlegen zu wollen, gleichzeitig aber betont, dass die Forderungen von ver.di nicht zu erfüllen seien.
Die Gewerkschaft pocht für die bundesweit etwa 160.000 Tarifbeschäftigten auf eine Entgelterhöhung in Höhe von 15 Prozent bei einer Laufzeit des Tarifvertrages von zwölf Monaten und begründet ihre Forderung mit der hohen Inflation, die ausgeglichen werden müsse. Zudem sollen die Ausbildungsvergütungen für jedes Ausbildungsjahr um 200 Euro pro Monat angehoben werden.
Post kritisiert Streik als "überzogen"
Die stellvertretende ver.di-Vorsitzende und Verhandlungsführerin im Tarifkonflikt, Andrea Kocsis, verwies auf den Rekordgewinn von rund 8,4 Milliarden Euro, welchen die Post für das vergangene Jahr erwarte. "Diesen Erfolg verdankt das Unternehmen der Arbeit der Beschäftigten. Auch vor diesem Hintergrund sind unsere Tarifforderungen notwendig, gerecht und machbar", betonte Kocsis.
Der Arbeitgeber hingegen hatte den andauernden Warnstreik am Freitag als "überzogen" kritisiert und zudem betont, dass die von der Gewerkschaftsseite geforderte Entgelterhöhung "nicht vertretbar" sei. Die Deutsche Post brauche finanziellen Spielraum für Investitionen, um wettbewerbsfähig zu bleiben und so Arbeitsplätze zu sichern. Zudem werde der Gewinn des Unternehmens "zum übergroßen Teil mittlerweile im internationalen Geschäft erwirtschaftet".
Angaben der Nachrichtenagentur dpa zufolge erwirtschaftete die Deutsche Post DHL im vergangenen Jahr nur etwa ein Sechstel des Betriebsgewinns (Ebit) durch die Bearbeitung und Zustellung von Briefen und Paketen innerhalb Deutschlands. Für diesen Bereich sei jedoch etwa ein Drittel des Personals zuständig. Deutlich profitabler als das Stammgeschäft seien für die Post die weltweiten Express- und Frachtgeschäfte.