Autobauer bereitet sich auf GM-Insolvenz vor "Das Rettungsboot für Opel ist fertig"
Die Gespräche für eine Opel-Rettung laufen auf Hochtouren. Nach Informationen der Frankfurter ARD-aktuell-Redaktion wurden im Aufsichtsrat bereits zahlreiche Details besprochen - unter anderem ein möglicher Tausch von Schulden gegen Patente. "Das Rettungsboot für Opel ist fertig", sagte ein Insider.
Von Michael Immel, HR Frankfurt
Weil der amerikanische Autobauer General Motors (GM) schon im Mai Insolvenz nach "Chapter 11" anmelden könnte, laufen die Gespräche bei der Rüsselsheimer Tochter Opel auf Hochtouren. Nach Informationen der Frankfurter ARD-aktuell-Redaktion gab es am Karfreitag eine außerordentliche Sitzung des Aufsichtsrates. In dieser Telefonkonferenz ging es vorrangig um Patente und um Schulden, die GM bei Opel hat. "Eine Entscheidung ist jetzt vorgezeichnet, der Plan der Amerikaner, was mit GM passiert, wird immer konkreter", heißt es aus Kreisen der Rüsselsheimer Traditionsmarke. Im Vorgriff einer "chirurgischen Insolvenz" müssten jetzt Entscheidungen getroffen werden. Das "Rettungsboot für Opel" sei fertig, sagt ein Insider im Gespräch mit ARD-aktuell.
GM-Aufspaltung in "guten" und "schlechten" Teil?
Beobachter gehen davon aus, dass GM recht zügig in einen "guten" und einen "schlechten" Teil aufgespalten wird. So könnte dann der marode Teil von GM - unverkäufliche Marken und Fabriken - über mehrere Jahre abgewickelt und erfolgreiche Marken weitergeführt werden. "Wir beschließen einzelne Schritte, um uns eigenständig machen zu können. Es gibt laufend Gespräche, Versammlungen und auch Termine. So gab es auch Entscheidungen, wie man sich eigenständig aufstellen kann", sagt Opel-Betriebsrat Rainer Einenkel der ARD, angesprochen auf die außerordentliche Telefonkonferenz. "Es gibt eine Diskussion über die patentrechtlichen Verflechtungen, wie auch über finanzielle Verflechtungen. Wenn man sich scheiden lassen will, dann ist das immer eine finanzielle Situation, in der muss man Trennstriche machen", so der Betriebsratsvorsitzende des Opel-Werkes in Bochum, der auch dem Aufsichtsrat der Rüsselsheimer GmbH angehört.
Schulden gegen Patente?
Ein Blick in den im Mai 2008 vorgelegten Jahresabschluss 2007 der Adam Opel GmbH in Rüsselsheim zeigt die finanziellen Verflechtungen, die jetzt sauber getrennt werden sollen. Dort tauchen Schulden auf, die GM bei Opel hat. Es geht um Forderungen in dreistelliger Millionenhöhe. Den Anspruch will Opel geltend machen, bevor GM im Zuge der Zahlungsunfähigkeit in ein amerikanisches Chapter-11-Verfahren geht. Zu den Forderungen gehören auch sogenannte "Promissory Notes", eine Art Schuldverschreibungen. In der Bilanz tauchen 300 Millionen Euro auf, die Opel dem Mutterkonzern GM geliehen hat. Diese Forderung soll jährlich mit 6,9 Prozent verzinst werden. Die Laufzeit endet im Oktober 2017.
Denkbar, dass Opel die Millionen-Forderungen gegen Markenpatente quasi tauscht. GM-Europa-Chef Carl-Peter Forster hatte bereits Ende Februar klargestellt, GM werde sich in eine künftige europäische Opel AG nicht finanziell, sondern mit Sachwerten einbringen. Nach Angaben von Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz hat der angeschlagene Autobauer jederzeit Zugriff auf die Patente, selbst im Fall einer Insolvenz der US-Mutter. Für eine gewisse Zeit könnte Opel auch Zukunftstechnologien nutzen, die unter der Führung von GM entwickelt worden sind.
GM-Insolvenzantrag "für Opel nicht zwingend gefährlich"
"Opel ist sicherlich eine Perle von GM. Auch wenn der Mutterkonzern Gläubigerschutz nach Chapter 11 beantragt, muss dies für Opel nicht zwingend gefährlich sein", sagt der Frankfurter Wirtschaftsrechtler Sebastian Jungermann im Gespräch mit ARD-aktuell. Ein neu aufgestelltes Unternehmen könne gut und gerne bereits nach wenigen Wochen die Insolvenz schon wieder verlassen.
Auch in Rüsselsheim lässt der Autobauer verlauten, dass eine mögliche Insolvenz der Mutter keine Gefahr für Opel sei. Offenbar ist die Liquidität bei Opel vorerst gesichert. "Die Zulieferer bekommen ihre Rechnungen bezahlt und die Mitarbeiter ihre Löhne", so der Opel-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Klaus Franz. Eine für Mai drohende Finanzlücke scheint geschlossen. Hauptgrund ist der gute Verkaufsstarts des neuen Insignia-Modells, das Unternehmen spricht von 85.000 Bestellungen. Derweil geht die Suche nach einem neuen Investor weiter. Dabei ist die Commerzbank mit im Boot: Sie soll Info-Pakete über Opel fertig geschnürt haben, die diese Woche verschickt werden.