Spitzentreffen im Kanzleramt Fiat kommt nicht zum Opel-Gipfel
Fiat steigt aus und kommt nicht zum Opel-Krisentreffen nach Berlin. Der italienische Autobauer will sein Übernahmeangebot nicht nachbessern. Um 14 Uhr läuft die Frist der Bundesregierung an die Opel-Interessenten ab - und auch Magna steht angeblich kurz vor dem Ausstieg.
Fiat wird nicht an dem für heute Nachmittag von der Bundesregierung anberaumten Treffen zur Rettung von Opel teilnehmen. Der Chef des italienischen Autobauers, Sergio Marchionne, sagte, er sei nicht in der Lage, einen für Fiat und die Opel-Mutter General Motors (GM) fairen Übernahmevorschlag vorzulegen. Es sei ihm nicht gelungen, vollen Einblick in die Bücher von Opel zu bekommen. Sein Konzern könne nicht wegen einer Notlage außerordentliche Risiken eingehen. Grundsätzlich sei man aber offen für weitere Gespräche mit allen Beteiligten.
Auch Magna vor dem Ausstieg?
Nach den Äußerungen Marchionnes bleibt nunmehr wohl der österreichisch-kanadische Zulieferer Magna als einziger ernsthafter Interessent für Opel im Rennen. Seit dem frühen Morgen verhandeln Vertreter von Magna und GM in Berlin. Doch auch Magna steht nach übereinstimmenden Berichten von "Bild.de" und "süddeutsche.de" vor dem Ausstieg. Der Grund: Die Amerikaner stellten immer neue Forderungen.
Dabei hatte Magna im Gegensatz zu Fiat schon angeboten, auch die am beim Krisentreffen am Donnerstag überraschend aufgetretene Finanzierungslücke von 300 Millionen Euro bei GM zu stopfen. Nach dem Krisentreffen waren Fiat und Magna als letzte Opel-Interessenten verblieben, der US-Finanzkonzern Ripplewood und der chinesische Bieter BAIC waren schon ausgeschieden.
Frist bis 14.00 Uhr
Die Bundesregierung hat den Interessenten für Opel und den US-Verhandlungspartnern eine Frist bis zum frühen Nachmittag gesetzt. Bis 14.00 Uhr soll eine von den Investoren, GM und der US-Regierung unterzeichnete Absichtserklärung vorliegen. Sie soll die Sicherheit bieten, dass Opel auch nach einer Überbrückungsfinanzierung durch den deutschen Staat eine Zukunft hat.
Um Opel wenigstens vor der drohenden Insolvenz zu bewahren und so mehr Zeit für Verhandlungen zu haben, ist die Bundesregierung bereit, einen Überbrückungskredit von 1,5 Milliarden Euro zu garantieren. Mit der neuen Forderung von GM würde dieser Kredit auf mindestens 1,8 Milliarden Euro anwachsen.
Merkel schließt Insolvenz nicht aus
Unterdessen schließt nun auch Bundeskanzlerin Angela Merkel eine Insolvenz von Opel nicht aus. Merkel sagte zwar dem Nachrichtenmagazin "Spiegel": "Wir setzen alles daran, eine andere Lösung zu finden." Eine direkte Beteiligung des Staates komme aber nicht in Betracht. Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg war in die Kritik geraten, weil er wiederholt eine "geordnete Insolvenz" des Autobauers ins Gespräch gebracht hatte.
Sondertreffen der betroffenen EU-Staaten
Die geplante Opel-Rettungsaktion der Bundesregierung sorgt unterdessen für Unruhe in der Europäischen Union. Die EU-Kommission forderte Deutschland und Großbritannien bei der Rettung der Traditionsmarken Opel und Vauxhall mit Milliarden-Steuergeldern zur Einhaltung von EU-Recht auf. Vor allem Belgien ist besorgt, dass Rettungsaktionen zu Lasten des Opel-Werks in Antwerpen gehen könnten.
Auf Wunsch Belgiens rief die Behörde ein Sondertreffen der von der drohenden GM-Insolvenz betroffenen EU-Staaten für den Nachmittag ein. Deutschland wird von dem Staatssekretär im Wirtschaftsministerium Peter Hintze vertreten, da Wirtschaftsminister Guttenberg an der Krisensitzung im Kanzleramt teilnimmt.