Tausende Opel-Beschäftigte demonstrieren "Einzige Chance Ausgliederung"
In ganz Europa haben Opel-Beschäftigte für den Erhalt ihrer Betriebe demonstriert. Die zentrale Kundgebung mit etwa 15.000 Teilnehmern war am Stammsitz in Rüsselsheim. Hier formulierte Betriebsratschef Franz die wichtigste Forderung der Opelaner: Die Loslösung von GM.
Rund 29.000 Opel-Beschäftigte haben für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze und eine größere Eigenständigkeit von General Motors (GM) demonstriert.
Bei der zentralen Kundgebung am Opel-Stammsitz Rüsselsheim forderte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Klaus Franz vor etwa 15.000 Mitarbeitern vehement die Trennung des Autobauers von der angeschlagenen US-Mutter. Sonst bestehe die Gefahr, dass GM die Töchter in Europa mit in den Abgrund reiße: "Es gibt nur eine einzige Chance, die heißt Ausgliederung."
Noch keine Zusagen aus der Politik
Bei der Kundgebung in Rüsselsheim versprach Vizekanzler Frank-Walter Steinmeier den Mitarbeitern seine Unterstützung im Kampf um das Überleben des Autoherstellers. "Wir wissen noch nicht, wie dieser Kampf ausgeht, aber wir haben gute Karten", betonte der SPD-Kanzlerkandidat. Er werde jedenfalls nicht zögern, alles zu tun, was in seiner Macht stehe. Konkrete Aussagen über staatliche Hilfen für die Tochter des angeschlagenen GM-Konzerns machte Steinmeier aber nicht.
Steinmeier sprach sich dafür aus, dass sich der Bund in den kommenden Wochen mit allen vier Bundesländern mit Opel-Standorten an einen Tisch setzt und Lösungen sucht. Außerdem sollten die anderen europäischen Länder, die Opel-Standorte haben, überzeugt werden, "wenn notwendig auch ihren Teil der Verantwortung zu tragen".
Management schweigt eisern
Das Opel-Management will seinen Rettungsplan am Freitag dem Aufsichtsrat vorlegen. Über Details wurde bislang nichts bekannt. Opel-Chef Hans Demant äußerte sich auch nicht zum Vorschlag des Betriebsrats über eine zumindest teilweise Herauslösung von GM.
Nach den Plänen der Arbeitnehmervertreter sollen alle europäischen Standorte unter dem Dach von Opel/Vauxhall zusammengeschlossen werden. GM müsse Anteile abgeben, aber mit einer Minderheit an Opel und Vauxhall beteiligt bleiben, forderte Franz. Damit sollten auch künftig Technologietransfers und ein gemeinsamer Einkauf ermöglicht werden.
Trommeln für "industriellen Kern"
Unterstützung erhielt der Opel-Betriebsrat von IG-Metall-Chef Berthold Huber, der sich ebenfalls für ein eigenständiges Geschäftsmodell auf europäischer Ebene und öffentliche Finanzhilfen aussprach. Es könne nicht sein, dass die Bundesregierung 500 Milliarden Euro an Bürgschaften und über 100 Milliarden an Kapitalspritzen für Banken zur Verfügung stelle, aber für den industriellen Kern, für die Basis des Wohlstandes "keinen müden Cent aufbringen will", sagte Huber in Rüsselsheim.
Opel dementiert Finanzbedarf von neun Milliarden Euro
Opel-Chef Hans Demant wies Meldungen über einen angeblichen Kapitalbedarf des Unternehmens von langfristig acht bis neun Milliarden Euro zurück. "Ich weiß nicht, wer da irgendwelche Zahlen zusammengezählt hat, diese Summe ist jedoch absurd überhöht." Auch Opel-Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz sprach angesichts der Meldung von "Schwachsinn".
Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur (dpa) soll der Kapitalbedarf für eine eigenständige Zukunft Opels ohne den US-Mutterkonzern General Motors (GM) von GM- und Opel-Managern in den Verhandlungen mit Bund und Ländern über mögliche Staatshilfen genannt worden seien. In Medienberichten war von Krediten und Bürgschaften in Höhe von bis zu 3,3 Milliarden Euro die Rede gewesen, die Opel vom Staat bräuchte, um am Markt bestehen zu können.