Krise beim Mutterkonzern GM Könnte Opel alleine überleben?
GM hat die Zukunft der Opel-Werke in Deutschland in Frage gestellt. Nun wird bereits diskutiert, Opel vom US-Mutterkonzern zu lösen. Allerdings: Opel hätte es als Einzelkämpfer nicht leicht, sich auf dem Automarkt zu behaupten. Wie groß die Chancen sind - da gehen die Meinungen von Experten auseinander.
Von Jörg Endriss für tagesschau.de
Stefan Bratzel, Experte für Automobilwirtschaft an der Fachhochschule in Bergisch Gladbach, hält nichts von einem Opel-Alleingang. Das Unternehmen sei im globalen Wettbewerb allein nicht überlebensfähig, sagte er im NDR. Opel produziere mit rund zwei Millionen Fahrzeugen nicht genügend Autos, um gegen Konzerne wie Volkswagen, Ford oder die französischen Hersteller zu konkurrieren. Diese könnten die enormen Kosten für Entwicklung und Produktion auf mehr Fahrzeuge umlegen und damit billiger anbieten.
Lieber Klasse statt Masse?
Das Problem sieht auch Michael Matoni, Spezialist für Betriebswirtschaftsfragen im Automobilbereich an der Fachhochschule Köln. Mit einer strategischen Neuausrichtung, so glaubt er, könnte sich das Unternehmen aber dennoch auch ohne den US-Mutterkonzern General Motors gegen die Konkurrenz der großen Konzerne behaupten. Dafür müsse Opel den Schritt weg vom Volumenproduzenten in Richtung Premiumsegment machen und die Marke stärken. Nötig dafür sei ein Investor, der neues Kapital in das Unternehmen stecke, Geduld habe und nicht sofort Rendite erwarte, sagte Martoni tagesschau.de.
Eine Staatsbeteiligung könne dabei hilfreich sein, so Matoni. "Mitarbeiter könnten dann auf mehr Sicherheit für ihre Arbeitsplätze hoffen und kompetente Ingenieure - etwa in den Entwicklungsabteilungen - leichter im Unternehmen gehalten werden."
Für Bratzel kommt eine Staatsbeteiligung allenfalls als Zwischenlösung in Betracht. Es gehe schließlich darum, ein Unternehmen in einem sehr schwierigen Markt wettbewerbsfähig zu machen. Das werde sehr viel Geld kosten. Der Markt in Europa stagniere. Es mache auch wenig Sinn, Opel mit anderen europäischen GM-Töchtern gemeinsam herauszulösen - der Markt sei einfach überbesetzt.
GM-Europe = Opel?
Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen sieht gerade einen solchen Schritt als sinnvoll an. GM-Europe könne als eigene Gesellschaft unter dem Namen Opel an die Börse gebracht werden. Der mögliche Effekt: General Motors würde neues Geld bekommen und trotzdem einen Anteil von 30 oder 40 Prozent und damit Einfluss behalten. Opel ist nach Einschätzung Dudenhöfers immer noch in Europa eine Marke, die sich durchsetzen kann.
Die Produktionsstandorte in Deutschland sind nach Expertenmeinung grundsätzlich gut aufgestellt. Automobilexperte Willi Diez von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen sieht die deutschen Opel-Werke als die besten im GM-Verbund an. Das gelte für Eisenach, Rüsselsheim aber auch für Bochum, sagte er im ARD-Morgenmagazin. Zu dem Schluss kommt auch Matoni. In Bochum und Rüsselsheim seien allerdings die Produktionskapazitäten nicht ausgelastet. Wichtig sei es, künftig besser auf Schwankungen bei der Nachfrage zu reagieren.
Hessen: Rüsselsheim ist der Stammsitz des 146 Jahre alten Unternehmens. Hier arbeiten 18.300 Mitarbeiter. Neben der Zentrale ist in Rüsselsheim das internationale Entwicklungszentrum sowie ein neu errichtetes Werk angesiedelt. Bis zu 270.000 Autos jährlich laufen in dem Werk vom Band.
Nordrhein-Westfalen: Seit 1962 ist Opel auch am Standort Bochum tätig, mittlerweile werden drei Werke auf einem ehemaligen Zechengelände betrieben. Beschäftigt sind hier 5300 Mitarbeiter, die vor allem die Modelle Astra und Zafira sowie Achsen und Getriebe herstellen. 2007 wurden in Bochum rund 240.000 Fahrzeuge gebaut.
Rheinland-Pfalz: In Kaiserslautern stellen rund 2300 Mitarbeiter Vierzylinder-Leichtmetall-Ottomotoren und Vierzylinder-Turbodieselmotoren mit Commonrail-Kraftstoffeinspritzung her. Im Komponentenwerk sind weitere 2300 Mitarbeiter tätig. Opel betreibt den Standort Kaiserslautern seit 1966.
Thüringen: Bei der Opel Eisenach GmbH produzieren 1900 Mitarbeiter den neuen Corsa. Das Werk startete 1992 kurz nach der Wende.