EU-Kommission rügt Luftverkehrsbranche Teure Klicks beim Ticketkauf
Teile der Luftverkehrsbranche täuschen die Verbraucher beim Kauf von Online-Tickets. Die EU-Kommission prüft derzeit, ob diese früher festgestellten, unfairen Praktiken auch heute noch gang und gäbe sind. In einem Zwischenbericht rügte sie erneut viele Fälle von Irreführung und Abzocke. Bis 2009 will die Kommission prüfen, ob sie Verbraucher besser schützen muss.
Von Peter Heilbrunner, SWR-Hörfunkstudio Brüssel
Die Europäische Union lässt nicht locker bei den Flugticketpreisen: Zwar haben viele Airlines ihren Internet-Auftritt in den vergangenen Monaten angepasst und weisen nun ihre Lockpreise inklusive Steuern und Gebühren aus. Doch noch immer wird geschummelt und verschleiert, wenn es um den endgültigen Ticketpreis geht. Da werden Gebühren fällig für das Bezahlen mit einer Kreditkarte, ein Treibstoffzuschlag gehört sowieso zum guten Ton. Und selbst wer im Internet bucht, muss häufig einen Servicezuschlag bezahlen.
Doch EU-Verbraucherschutz-Kommissarin Meglena Kuneva klagt nicht nur die Airlines an. Sie hat die gesamte Reise-Branche unter die Lupe genommen und musste feststellen, dass noch immer jede dritte untersuchte Homepage gegen EU-Verbraucherschutzregeln verstößt.
Preisangaben oft irreführend
"Es ist nicht hinnehmbar, dass jeder dritte Verbraucher, der online ein Flugticket buchen will, geschröpft, irregeführt oder verwirrt wird."
Irreführende Preisangaben sind noch immer das Problem Nummer Eins. Immer häufiger aber versuchen die Anbieter auch, ihren Kunden zusätzliche Leistungen unterzujubeln. So muss man das Ja zur Reise-Rücktrittsversicherung auf manchen Seiten extra wegklicken. Wer nicht aufpasst, bezahlt sonst für etwas, das er eigentlich gar nicht wollte.
Dabei ist es keinesfalls so, dass die Trickser nur aus dem Lager der Billigflieger kommen. Auch renommierte Fluggesellschaften wie die Österreichische Austrian Airlines sind im Visier der Verbraucherschützer. Österreichs Vorzeige-Fluglinie wurde gerade in Norwegen abgemahnt. Doch die Norweger mussten den Fall erst an ihre österreichischen Kollegen melden - und die entscheiden dann - ein umständliches Verfahren.
In ihrem Zwischenbericht zum Online-Ticket-Verkauf stellt die EU-Kommission fest, dass es "gravierende und anhaltende Verbraucherprobleme" in der gesamten Flugverkehrsbranche gibt. Gegen jede dritte geprüfte Website wurde wegen Verstößen gegen das EU-Verbraucherrecht ermittelt. Mehr als 50 Prozent der betroffenen Seiten nahmen daraufhin Korrekturen vor. Als Hauptproblem erwiesen sich laut Bericht irreführende Preisangaben. Mit Hinweis auf rechtliche Beschränkungen veröffentlichten die meisten Mitgliedstaaten die Namen der betroffenen Unternehmen und ihrer Webseiten nicht. Beanstandet wurden vor allem Angebote von Fluggesellschaften und Reisebüros.
EU-Kommission will Druck ausüben
Deshalb will EU-Verbraucherkommissarin Kuneva weiter auf europäischer Ebene Druck machen. Denn das Gros der Anbieter ist mit seinen Leistungen grenzüberschreitend aktiv. Bis Mai 2009 erhalten die Anbieter noch eine Schonfrist. Dann gilt: Entweder die Anbieter lenken ein oder die Kommissarin behält sich weitere Maßnahmen vor.
Welche Veranstalter in Deutschland zu den schwarzen Schafen gehören, konnte Meglena Kuneva nicht sagen. Die Bundesregierung hat wie elf weitere Länder keine Daten nach Brüssel gemeldet. Doch auch hierzulande dürfte sich kein anderes Bild ergeben. Für die Verbraucher hat die Verbraucherkommissarin vor allem diesen Rat parat: "Vergleichen Sie die Endpreise, passen sie bei Zusatzleistungen auf und beschweren Sie sich notfalls." Denn Kunden können sich selbst immer noch am besten schützen.