Fluglinien wegen Online-Tickets in der Kritik Der Super-Spartarif als Mogelpackung
Irreführende Angaben zu Preisen, nicht verfügbare Flüge, ungewollte Versicherungen: Die Liste der Vorwürfe der EU-Kommission gegen die Fluglinien beim Online-Verkauf ihrer Tickets ist lang. Auf 226 von 447 Websites werden nach Angaben der Behörde Verbraucherschutzvorschriften missachtet.
Von Irmtraud Richardson, SWR-Hörfunkkorrespondentin Brüssel
Die Brüsseler EU-Kommissarin Meglena Kuneva macht den europäischen Fluggesellschaften schwere Vorwürfe. Sie würden die Kunden austricksen, mit Super-Billig-Angeboten auf ihre Internetseiten locken. London für zehn Euro zum Beispiel, doch der Endpreis für ein Ticket ist dann – einige Mausklicks später – um ein Vielfaches höher: Flughafengebühr, Steuern, Versicherungen, alles wird noch draufgepackt.
Aus zehn Euro werden einhundert
Das sei bewusste Irreführung, meint die EU-Kommission. Und dieser Missstand sei weit verbreitet. Im September hat die Brüsseler Behörde gemeinsam mit den zuständigen Stellen in 15 Mitgliedsländern der EU insgesamt 447 Webseiten von Fluglinien überprüft. Und musste feststellen, dass rund die Hälfte aller Angebote irreführend sind. Ehe sich der Kunde versieht, werden aus den zehn Euro schnell mal einhundert. Der Super-Spartarif als Mogelpackung. Fazit: Die Ergebnisse sind äußerst enttäuschend.
Und deshalb schreitet die Brüsseler Behörde jetzt zur Tat. Sie will erreichen, dass - im Interesse des Verbrauchers in der Europäischen Union - Transparenz auf den Webseiten der Fluggesellschaften einkehrt. Damit der Kunde sofort auf einen Blick erkennen kann, wie hoch der Preis ist und welche Leistungen darin enthalten sind. Dass er zum Beispiel nicht , ohne es zu merken, eine Zusatzversicherung mit kauft, weil eben das entsprechende Feld auf der Internetseite schon markiert ist.
"Ich sende heute eine klare Warnung an die Unternehmen"
Die Europäische Kommission hat den Fluggesellschaften heute ein Ultimatum gesetzt. Die schwarzen Schafe unter ihnen werden schriftlich aufgefordert, sich bis März nächsten Jahres zu bessern, ihre Geschäftspraktiken zu ändern und die Online-Ticketangebote ehrlich zu formulieren. Meglena Kuneva vor der internationalen Presse in Brüssel: "Ich sende heute eine klare Warnung an die Unternehmen. Tut endlich was."
Wenn nicht, dann drohen Sanktionen - Geldstrafen zum Beispiel. Auf jeden Fall werden dann die Fluggesellschaften, die der Aufforderung aus Brüssel nicht nachkommen, öffentlich an den Pranger gestellt und beim Namen genannt. Damit der Kunde dann weiß, wo er besser sein Ticket nicht kauft. Heute wollte EU-Kommissarin Kuneva noch nicht konkret die Fluggesellschaften nennen, die besonders übel durch irreführende Lockangebote aufgefallen sind. Allen wird noch eine Gnadenfrist wird gewährt. Aber eben nur bis März nächsten Jahres.