Öl- und Baustoffhandel Tecklenburg "Durstrecke zu überwinden"
Besonders im Hochbau spürt der Öl- und Baustoffhandel Tecklenburg die Krise. Die staatlichen Gelder aus dem Konjunkturpaket lassen auf sich warten. Geschäftsführer Wilfried Schröder ist erleichtert, dass es im Tiefbau besser läuft.
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Teil 5: Öl- und Baustoffhandel Tecklenburg
Das Unternehmen im niedersächsischen Hambergen handelt mit Mineralölen und Schmierstoffen, Baustoffen und Eisenwaren, auch eine Tankstelle und eine kleine Spedition gehören zum Betrieb. Besonders im Hochbau spürt der Öl- und Baustoffhandel Tecklenburg die Krise. Die staatlichen Gelder aus dem Konjunkturpaket lassen auf sich warten. Geschäftsführer Wilfried Schröder ist erleichtert, dass es im Tiefbau besser läuft.
Wilfried Schröder: "Das beherrschende Gefühl ist: Es ist doch nicht so schlimm, wie es zuerst erwartet wurde. Allerdings kann man wohl noch keine vollständige Entwarnung geben.
Rückblick auf ein Jahr Krise
Der Mineralöl-Handel, für uns ein wichtiges Geschäft, hat sich nach starken Anfangsmonaten 2009 stabil entwickelt. Allerdings merken wir die Krise im Hochbau, beim Bau von Einfamilienhäusern zum Beispiel. Da war die Nachfrage zwar in den Jahren zuvor schon schwach, durch die Krise wurde das aber noch verstärkt. Und bis die staatlichen Gelder (aus dem Konjunkturpaket) für Investitionen, etwa für den Umbau von Schulen, fließen, dauert das noch. Da haben wir eine Durststrecke zu überwinden. Die Gelder sind ja freigegeben, aber noch nicht in Anspruch genommen worden. Hier in Niedersachsen dauert das extrem lange.
Unternehmenssitz: Hambergen
Mitarbeiter: 70
Umsatz 2008: 135 Mio. Euro
gegründet: 1922
Für uns hat sich ausgezahlt, dass wir im vergangenen Jahr den Tiefbau-Bereich hinzu genommen haben. Der hat sich sehr positiv entwickelt. Unser Unternehmen ist für viele Kunden dadurch interessanter geworden, weil sie bei uns alles aus einer Hand bekommen können. Hätten wir den Tiefbau nicht hinzugenommen, hätten wir die Krise sehr viel stärker zu spüren bekommen. Durch diesen Bereich hatten wir einen Ausgleich für die Probleme im Hochbau. Im Tiefbau fließen die öffentlichen Gelder auch besser, die Vorhaben etwa im Straßenbau werden schneller umgesetzt. Wenn dagegen eine Schule umgebaut werden soll, muss erst einmal der Bedarf ermittelt werden, weil ja jahrelang für so etwas überhaupt kein Geld da war. Dann muss das durch alle Instanzen. Das dauert, bis sich das in konkreten Aufträgen widerspiegelt.
Wie geht es weiter?
Es ist kaum abzuschätzen, was die nächsten Jahre bringen. Es ist, wie in eine Kristallkugel zu schauen. Ich nehme schon an, dass 2010 ein schweres Jahr wird. Der Kuchen wird nicht größer; es herrscht Verdrängungswettbewerb.
Wir stellen uns darauf ein. Unsere oberste Priorität lautet: Die Kunden, die man hat, noch stärker binden. Da machen wir verstärkt Angebote. Zum Beispiel Kranarbeiten nicht berechnen: Bei einem zweigeschossigen Haus sagt mancher Baustoffhändler einfach: Grundstück, abladen, fertig. Und wir packen den Leuten das Material mit dem Kran in den ersten Stock. In der Summe machen solche kleinen Dienstleistungen was aus. Wir bieten jetzt auch öfter Info-Abende an, zum Beispiel für Privatkunden, die bauen wollen. Oder abendliche Veranstaltungen zu bestimmten Themen wie die Energiesparverordnung oder andere neue gesetzliche Grundlagen, die auf uns zukommen.
Im Tiefbau ist es für uns leichter, an ein Stückchen vom Kuchen ranzukommen. Denn unsere Kunden, für die wir bisher den Hochbau gemacht haben, kommen jetzt auch mit Tiefbau-Aufträgen zu uns. Da haben wir unsere Möglichkeiten noch nicht ausgeschöpft. Deshalb wollen wir für diesen Bereich im kommenden Jahr auch ein bis zwei Mitarbeiter einstellen.
Was bringt die neue Regierung?
Vom Regierungswechsel erwarte ich mir leider nicht viel. Impulse etwa für den Wohnungsbau waren in keinem Parteiprogramm enthalten, von daher wird es wohl keine Förderprogramme geben. Dabei sinkt die Attraktivität des Wohnungsbaus, die Rahmenbedingungen werden immer schlechter. Zum Beispiel werden die Rechte der Mieter immer weiter verstärkt. Mit den neuen Energiesparrichtlinien gibt es zwar für uns auch eine Menge zu tun, weil viele Gebäude nachgerüstet werden. Andererseits bremst das den klassischen Eigenheim-Bau weiter, denn der verteuert sich natürlich. Wer kann sich das noch leisten?"
Protokoll: Claudia Witte, tagesschau.de