Kanzlerin Merkel empfängt Berdimuhamedow Turkmenisches Gas für Europa?
Turkmenistan sitzt auf riesigen Gasvorkommen. Regierungschef Berdimuhamedow würde damit gerne die EU beliefern, erklärte er bei seinem Besuch in Berlin. Merkel begrüßte das Vorhaben. Jedoch müsste das Gas auf dem Weg Russland oder die Türkei passieren - und die haben andere Pläne.
Turkmenistan will Gas in die EU liefern und führt nach Angaben des Präsidenten des zentralasiatischen Landes dazu bereits Gespräche mit der EU-Kommission. "Wir sind in Turkmenistan daran interessiert, dass wir unsere Energieressourcen in westliche Richtung liefern können", sagte Gurbanguly Berdimuhamedow in Berlin nach einem Gespräch mit Angela Merkel.
Die Bundeskanzlerin zeigte sich offen für die Geschäftsbeziehungen: "Ich hoffe, dass die Probleme, die es noch gibt, überwunden werden können", sagte die Kanzlerin. Der Präsident habe nochmals deutlich gemacht, dass es im Interesse seines Landes sei, Gas auch in die Europäische Union zu liefern und sich nicht einseitig auf den asiatischen Markt zu konzentrieren.
Riesige Gasvorkommen
Die ehemalige Sowjet-Republik gehört zu den Ländern mit den größten Gasvorkommen der Welt. In den vergangenen Monaten hatte die Regierung Gespräche über Lieferungen nach China, Indien und Afghanistan geführt.
In den Verhandlungen mit der EU geht es vor allem noch um rechtliche Fragen. Der Präsident Turkmenistans sagte, seine Regierung habe dazu bereits neue Vorschläge vorgelegt. Ein weiteres Problem: Turkmenisches Gas müsste durch das Kaspische Meer und anschließend durch Russland oder die Türkei nach Westen geliefert werden. Ohne eine Zustimmung der beiden Transitländer wäre eine Lieferung in die EU nicht möglich. Zudem hatten die Türkei und Russland im Zuge ihrer bilateralen Annäherung angekündigt, nun doch die auf Eis gelegte Schwarzmeer-Pipeline "TurkStream" zu bauen. Dies würde in Konkurrenz zu Gaslieferungen aus Turkmenistan stehen.
Turkmenistan will internationale Beobachter zulassen
Auch ein anderes Thema kam bei dem Staatsbesuch zur Sprache. Die autoritäre Regierung Turkmenistans will ausländische Diplomaten ins Land lassen, um die von Menschenrechtsorganisationen kritisierten Haftbedingungen überprüfen zu lassen. Merkel und Berdimuhamedow verständigten sich darauf, dass die Außenminister beider Länder solche Kontrollen vorbereiten.
Die ehemalige Sowjetrepublik Turkmenistan ist fast so abgeschottet wie Nordkorea und betreibt auch einen ähnlichen Personenkult. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch prangert vor allem das Verschwinden Dutzender Menschen in den späten 1990er- und frühen 2000er-Jahren sowie Einschränkungen der Pressefreiheit und willkürliche Ausreiseverbote an. Auf der Rangliste von Reporter ohne Grenzen zur Pressefreiheit in 180 Ländern steht Turkmenistan auf dem drittletzten Platz.