Harte Verhandlungen mit ver.di Zerreißprobe bei der Telekom
Wochenlang verhandelten Telekom und ver.di über den Plan, 50.000 Mitarbeiter auszulagern - zu schlechteren Bedingungen. Beide Seiten warteten mit gewichtigen Argumenten auf. Notwendiger Konzernumbau oder Managementfehler? tagesschau.de hat Positionen der Kontrahenten zusammengestellt.
Die Telekom will rund 50.000 Mitarbeiter aus dem Unternehmen auslagern, damit die Kosten um bis zu 900 Millionen Euro senken und die Servicequalität verbessern. Für die Mitarbeiter hieße das: mehr arbeiten für weniger Lohn.
In der letzten Verhandlunsgrunde hatte die Telekom neun Prozent Gehaltskürzungen in mehreren Stufen und eine Verlängerung der Arbeitszeit um 4 Stunden auf 38 Wochenstunden verlangt. Als Gegenleistung bot die Telekom zuletzt an, den Kündigungsschutz bis zum Jahr 2011 zu verlängern sowie 3000 neue Stellen zu schaffen, allerdings mit niedrigeren Einstiegsgehältern. Die Rede war von künftig 20.000 Euro im Jahr statt bis zu 34.000 wie bislang. Ver.di lehnt dies ab und will die Pläne des Unternehmens auf keinen Fall akzeptieren. Nun wird erstmals seit der Privatisierung des Konzerns vor zwölf Jahren gestreikt.
tagesschau.de stellt die Argumente der beiden Seiten vor:
TELEKOM | VER.DI |
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-Der Konzernumbau soll verhindern, dass Arbeitsplätze abgebaut werden. „Der Umbau ist alternativlos“, sagt Konzernchef René Obermann. "Nur so können wir Arbeit langfristig im Konzern halten.“ -Die Festnetzsparte T-Com hat im vergangenen Jahr über 1,5 Millionen Kunden verloren. Experten sagen dem Unternehmen auch für die Zukunft nichts Gutes voraus: Einige Prognosen gehen davon aus, dass die Umsätze des Unternehmens bis 2010 um bis zu 50 Prozent sinken. Rein betriebswirtschaftlich betrachtet müssten Arbeitsplätze gestrichen werden. -"Der Konzern muss die Preise senken, um wettbewerbsfähig zu bleiben", so Konzernchef Obermann. Die Arbeitskosten müssten der Marktsituation angepasst werden. Telekom-Finanzvorstand Karl-Gerhard Eick verweist darauf, dass ver.di bei Telekom-Konkurrenten Tarifverträge akzeptiert habe, die bei deutlich höherer Wochenarbeitszeit Einstiegsgehälter von 17.000 Euro vorsähen. (Die Telekom plant ein Einstiegsgehalt von 20.000 Euro.) Diese Kluft sei für das Unternehmen auf Dauer nicht tragbar. -Der Konzernumbau soll die Qualität des Services bei der Telekom verbessern. Die Bündelung von 50.000 Mitarbeitern in Service-Gesellschaften sei dafür ein wichtiger Baustein. Obermann geht davon aus, dass die Mehrheit der Kunden bereit ist, für guten Service und Qualität mehr zu bezahlen. Diesem Bedarf will die Telekom mit den Service-Gesellschaften Rechnung tragen. -Der Aktienkurs soll steigen. Die Aktionäre und der Markt erwarteten entsprechende Schritte, sagt Obermann. Spekulationen, Großaktionäre übten wegen des anhaltend niedrigen Aktienkurses Druck auf den Vorstand aus, wies Obermann zurück. |
-Ver.di fordert für die Telekom-Angestellten, Beschäftigungsschutz, den Erhalt der bisherigen Arbeitsbedingungen und den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen. Die Beschäftigten dürften nicht die Fehler des Managements ausbaden. -Das Sparen zu Lasten der Mitarbeiter sei der falsche Weg zur Lösung der Probleme. Vielmehr müsse investiert werden, notfalls auch dann, wenn die Schulden höher würden. -Die Mitarbeiter der Telekom, die von der Ausgliederung betroffen seien, hätten vor drei Jahren bereits auf 6,7 Prozent ihres Gehalts verzichtet, um Beschäftigung im Konzern zu halten, sagt ver.di-Verhandlungsführer Lothar Schröder. "Und diesen Beschäftigten soll jetzt wieder in den Geldbeutel gefasst werden.“ -"Der geplante Konzernumbau konterkariert gute Ansätze der neuen Führung". Es sei unsinnig, wenn Obermann Marken und Produkte im Sinne einer ganzheitlichen Strategie zusammenführe und gleichzeitig bei T-Com die Strukturen auseinander nehme, sagt ver.di-Verhandlungsführer Schröder. -"Die Auslagerung ist nicht geeignet, den Service bei der Telekom zu verbessern", argumentiert ver.di. „Denkt der Obermann denn, dass der Service besser wird, wenn die Leute schlechter bezahlt werden und dann dafür noch länger arbeiten sollen?“, fragt Telekom- Betriebsrat Günter Schleicher. Das Unternehmen habe kein schlüssiges Konzept zur Verbesserung des Services, kritisiert ver.di. Nur durch das Anziehen der Sprarschraube gewinne das Unternehmen keinen Boden am Markt“. -Für die Mitarbeiter sei es unverständlich, wenn man die Aktionäre gut bediene, während die Beschäftigten dafür in die Tasche greifen müssten. |