LNG-Terminal vor Rügen Umwelthilfe sieht Hinweise auf Vorarbeiten
Obwohl Ministerpräsidentin Schwesig gegen den Bau weiterer LNG-Terminals in Mecklenburg-Vorpommern ist, sieht die Umwelthilfe Anzeichen auf erste Vorarbeiten dafür. Ein Widerspruch vor dem Bergamt blieb bislang unbeantwortet.
Östlich von Rügen haben nach Angaben der Deutschen Umwelthilfe erste Vorarbeiten für weitere LNG-Terminals begonnen. Schiffsbewegungen in dem Seegebiet ließen darauf schließen, dass ein Spülbagger die Arbeit aufgenommen habe. Es könnte auch Probebohrungen geben.
"Das Muster wiederholt sich. So wurde auch beim Bau des Nordsee-Terminals vor Wilhelmshaven vorgegangen", sagte Constantin Zerger, Bereichsleiter für Energie und Klimaschutz bei der Umwelthilfe. Die Organisation habe im Laufe des gestrigen Tages Bewegungen des Schwimmbaggers "Swarog" der Bauplattform "JB119" registriert und bildlich festgehalten.
RWE: "Lediglich Erkundungsarbeiten"
Es handele sich "lediglich um Erkundungsarbeiten", teilte ein Sprecher des Energiekonzerns RWE mit. Diese seien vom Wasserstraßen- und Schiffahrtsamt Ostsee genehmigt worden. Die Arbeiten fänden im Rahmen des Projektes "Ostsee LNG" statt, das von RWE im Auftrag der Bundesregierung umgesetzt werde.
Für die Erkundungsarbeiten seien zwei Spezialschiffe im Einsatz. "Es ist üblich, dass bei Offshore-Projekten vorlaufend eine sorgfältige Prüfung der Bodenbeschaffenheit und des Untergrunds erfolgt. Dies umfasst auch die Prüfung auf möglicherweise noch im Boden liegende alte Weltkriegsmunition", hieß es in der Mitteilung.
Auch Politiker fordern Klärung
Die Umwelthilfe hat beim Bergamt Stralsund bereits gestern Widerspruch gegen die Arbeiten eingelegt - aber bis zum Abend keine Antwort erhalten. Bereichsleiter Zerger verwies darauf, dass "etwaige Baggerarbeiten zum jetzigen Zeitpunkt in die Laichzeit des Herings sowie in die Zeit des Vogelzugs" fielen. Dass auch nur vorbereitende Arbeiten zugelassen werden, sei aus naturschutzfachlicher und rechtlicher Sicht auszuschließen.
Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Till Backhaus stimmte dieser Einschätzung zu. Das Genehmigungsverfahren laufe, sagte der SPD-Politiker. Erst am Freitag sei die Frist für Einwendungen gegen das Projekt abgelaufen. Vorzeitige Maßnahmen seien ihm nicht bekannt und auch nicht angezeigt.
Backhaus äußerte Bedenken gegen den geplanten Standort für zwei weitere Flüssiggas-Terminals, die der Energiekonzern RWE im Auftrag des Bundes nur wenige Kilometer vor den Badeorten Binz und Sellin errichten will. Auch Kommunalpolitiker und Tourismusverbände sind strikt dagegen.
Umweltverbände sehen keinen Bedarf
Zuvor hatte sich auch Ministerpräsidentin Manuela Schwesig gegen die bisherigen Pläne des Bundes für LNG-Terminals vor Rügen ausgesprochen - und Alternativen gefordert. "Zum Beispiel, dass man sehr, sehr weit rausgeht, wo es überhaupt niemanden stört - und dann vielleicht eine längere Leitung baut", sagte Schwesig dem NDR. Der Bund müsse außerdem zuerst die Frage beantworten, ob zusätzliche Terminals vor Rügen überhaupt noch erforderlich seien.
Keinen Bedarf für weitere LNG-Terminals vor Mecklenburg-Vorpommerns Küste sehen die Umweltverbände BUND, NABU und WWF. Sie warnten vor dem Bau der Terminals vor Rügen, einer damit verbundenen weiteren Gas-Pipeline durch den Greifswalder Bodden und Seetrassen durch die Ostsee. Sowohl der Bau als auch der langjährige Betrieb bedrohten empfindliche und geschützte Lebensräume.
Bislang ist geplant, dass zwei schwimmende Plattformen vor Sellin in der Ostsee eingerichtet werden. Dort soll das mit Tankschiffen angelieferte Flüssiggas wieder in Gas umgewandelt werden. Anschließend soll es per Pipeline nach Lubmin ans Festland geliefert werden. Lubmin war früher der Anlandepunkt für russisches Erdgas aus der Ostsee-Pipeline Nord Stream 1. Der Ort ist an das europäische Verteilnetz angeschlossen. Seit Mitte Januar betreibt die Deutsche Regas dort bereits ein LNG-Terminal.