Konzentration bei den Landesbanken BayernLB liebäugelt mit der WestLB
In den Führungsetagen der ersten Landesbanken stoßen die politischen Forderungen nach Fusionen offenbar auf offene Ohren. WestLB und BayernLB spielen mit dem Gedanken einer Verschmelzung. Initiatorin soll Medienberichten zufolge die BayernLB sein und auch schon erste Weichen gestellt haben.
In die Gespräche über mögliche Zusammenschlüsse deutscher Landesbanken kommt Bewegung. WestLB und BayernLB bereiten eigenen Angaben zufolge Verhandlungen über eine mögliche Fusion vor. Ziel sei die Schaffung einer gemeinsamen Universalbank mit einer starken Verankerung in der Sparkassenorganisation, teilten die beiden Landesbanken in München und Düsseldorf mit. Bis zum Jahresende wollten die Landesbanken ausloten, ob eine Fusion betriebswirtschaftlich sinnvoll ist. Angesichts der vielen komplexen Fragen sei es derzeit allerdings offen, ob die Gespräche zum Erfolg führten, räumten die Institute ein.
Der Aufsichtsrat der WestLB werde über ein Gesprächsangebot der BayernLB beraten, meldete die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Insider. Die BayernLB interessiere sich für das Düsseldorfer Institut. Das "Handelsblatt" berichtete, dass der Verwaltungsrat der bayerischen Landesbank dem Vorstand bereits am vergangenen Donnerstag grünes Licht für Verhandlungen mit der WestLB gegeben habe. Auch habe BayernLB-Chef Gerd Häusler schon erste Gespräche mit Vertretern der WestLB geführt.
Ob es zu einer Fusion mit der BayernLB, Deutschlands nach der Stuttgarter LBBW zweitgrößten Landesbank kommt, ist aber alles andere als ausgemacht. In Finanzkreisen hieß es auch, im Lager der öffentlich-rechtlichen Institute würden auch Szenarien für ein Zusammengehen von WestLB, Helaba und Landesbank Berlin durchgespielt.
Geteilte Reaktionen
Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle hieß die Fusionsgespräche gut. "Ich halte es für überfällig", sagte Brüderle in Berlin. Die Landesbanken hätten in der Krise enorme Summen verbrannt. Deshalb sollte jetzt die Gunst der Stunde genutzt werden, um zu einer Neuordnung zu kommen. "Ich kann nur die Ministerpräsidenten bitten, das aktiv anzugehen", sagte Brüderle. Er hatte sich zuletzt am Wochenende für eine drastische Reduzierung der Zahl der Landesbanken ausgesprochen. Von den gegenwärtig acht Instituten sollten dauerhaft höchstens zwei bestehen bleiben.
Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) begrüßte die Fusionsüberlegungen von BayernLB und WestLB. Ziel der Sparkassen sei "eine Verdichtung auf wenige Einheiten mit nachhaltigen Geschäftsmodellen". Der nordrhein-westfälische Finanzminister Norbert Walter-Borjans sagte, der Vorstoß zur Fusion sei von den beiden Bankchefs ausgegangen."Wir sind offen für Fusionen zu fairen Bedingungen." Es gebe nun eine reale Chance für die Konsolidierung der Landesbanken. Der bayerische Sparkassenpräsident Theo Zellner reagierte zurückhaltend auf die Ankündigung der beiden Landesbanken. "Die aktuellen Fusionsüberlegungen BayernLB - WestLB sehe ich als ergebnisoffen", sagte er in München. Den bayerischen Sparkassen gehören nur noch vier Prozent der Landesbank, nachdem sie vom Freistaat gerettet wurde.
Milliardenhilfen für die Landesbanken
Vier der acht deutschen Landesbanken mussten in der Finanzmarktkrise mit Staatshilfen gestützt werden. Die Münchner haben die Krise nur dank einer zehn Milliarden Euro schweren Finanzspritze des Landes überstanden. Die BayernLB war durch das Milliardendesaster bei der in Österreich übernommenen Hypo Alpe Adria in Schieflage geraten. Die WestLB überlebte durch milliardenschwere Garantien ihrer Eigner. Sie hat zudem Risiko-Papiere mit einem Volumen von rund 77 Milliarden Euro in eine Bad Bank ausgegliedert. Sie muss laut EU-Auflagen mehrheitlich bis Ende 2011 neue Eigentümer bekommen. Der Handlungsbedarf bei den Landesbanken hat sich auch durch die schärferen "Basel III"-Eigenkapitalregeln erhöht.
Mehrere Politiker – unter ihnen Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble und eben Brüderle - hatten sich angesichts von Finanzmarktkrise und "Basel III" für eine Konzentration bei den Landesbanken ausgesprochen. Schäuble will sich Finanzkreisen zufolge dazu am 28. September mit Vertretern der Länder treffen.