Neue Regeln für Geldinstitute "Basel III" soll Banken gegen Krisen wappnen
Mit "Basel III" sollen die Kreditinstitute gezwungen werden, für Risikofälle mehr Eigenkapital vorzuhalten. Den Notenbankchefs und Aufsichtsbehörden der 27 Unterzeichner-Staaten geht es darum, staatliche Hilfen künftig möglichst zu vermeiden.
Was ist das Ziel von "Basel III"?
"Basel III" ist ein neues internationales Regelwerk, das die Finanzwelt stabiler machen soll. Die internationalen Bankenaufseher wollen die Institute zwingen, mehr Eigenkapital vorzuhalten, um in einer Krise ausreichend Puffer zu haben. Turbulenzen sollen die Banken künftig möglichst ohne staatliche Hilfe bewältigen.
Die neuen Regeln wurden vom Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht beschlossen - einem Zusammenschluss von Notenbanken und Finanzaufsichtsbehörden aus 27 Staaten. Der Ausschuss ist bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel angesiedelt, der Zentralbank der Zentralbanken. Die Schweizer Stadt gibt dem Regelwerk seinen Namen. Die Vorgänger-Regelwerke trugen die Namen "Basel I" und "Basel II" und werden nun verschärft.
Welche Regelungen sieht "Basel III" vor?
Der Baseler Ausschuss beschloss, dass die Banken binnen einer Übergangsfrist von sechs Jahren beginnend am 1. Januar 2013 ihre Kernkapitalquote von derzeit vier auf insgesamt sechs Prozent erhöhen. Zudem müssen sie eine Notreserve von 2,5 Prozent vorhalten. Um in Kraft zu treten, muss die Vereinbarung noch von den jeweiligen Regierungen unterzeichnet werden. Die Kernkapitalquote beschreibt das Verhältnis vom Kapital einer Bank zu ihren riskobehafteten Geschäften, also zu den vergebenen Krediten und den getätigten Geldanlagen. Das Kernkapital kann in Finanzkrisen die Verluste abfangen, die es durch Kreditausfälle und Kursabstürze gibt.
Was heißt das für die Banken?
Werden die Kapitalanforderungen an die Banken erhöht, müssen die Institute ihre Geldpuffer aufstocken. Der Bundesverband deutscher Banken (BdB) rechnet alleine für die zehn größten deutschen Banken mit einem Kapitalmehrbedarf von womöglich 105 Milliarden Euro. Kernkapital kann aufgestockt werden, indem Banken Gewinne einbehalten oder neue Aktien ausgeben.
Zum Kernkapital zählen auch die in Deutschland verbreiteten sogenannten stillen Einlagen, also Firmenbeteiligungen ohne Mitspracherechte. Der deutsche Staat wendet dieses Instrument derzeit zum Beispiel bei der Commerzbank an: Mit fast 25 Prozent ist der Bund dort als stiller Teilhaber beteiligt. Insbesondere Sparkassen und die Landesbanken setzen auf stille Einlagen als Eigenkapital. Entsprechend groß war die Angst, dass dieses nun nicht mehr als Kernkapital anerkannt werden könnte. Die neue Regelung läuft nun darauf hinaus, dass stille Einlagen bei Sparkassen und Genossenschaftsbanken weiterhin anerkannt werden, wenn sie einen Katalog von Kriterien erfüllen.
Ab wann sollen die Regeln gelten?
Für die Anpassung an die neuen Regeln sollen die Kreditinstitute eine Übergangsfrist bekommen. Damit soll verhindert werden, dass sie die Kreditvergabe - wie bereits im Vorfeld von mehreren Banken angedroht - einschränken. Die neue Kapitalquote soll von 2013 bis 2015 stufenweise ansteigen.
Was bedeutet "Basel III" für Bankkunden?
Eine höhere Kernkapitalquote macht Banken stabiler, weil sie beim Ausfall von Krediten in einer Krise genug Reserven haben. Das Risiko von Bankpleiten sinkt, damit ist das Geld der Bankkunden sicherer. Unklar ist, ob die Institute neuen Kapitalbedarf auch über höhere Gebühren einzuspielen versuchen. Geschmälert werden auch die Dividenden von Bank-Aktionären, wenn die Institute mehr von ihren Gewinnen einbehalten.