Rückläufiger Außenhandel Weniger Aufträge, weniger Exporte
Die deutsche Wirtschaft hat den Ruf, Exportweltmeister zu sein. Im vergangenen Jahr stotterte der Motor der Außenwirtschaft aber - und Unternehmen klagen weiter über fehlende Aufträge.
Das Minus für den deutschen Außenhandel im Dezember fällt deutlich aus: Nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes gingen die Ausfuhren im Vergleich zum Vormonat um 4,6 Prozent zurück. Es ist der größte Rückgang seit einem Jahr. Von Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem Rückgang von nur 2,0 Prozent gerechnet.
Alexander Krüger, Chefvolkswirt der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe sagte, die Weltwirtschaft sei zu schwach, um für Dynamik zu sorgen. Der Rückgang im Dezember drückt sich auch in der Jahresbilanz aus. Unter dem Strich schrumpfte die Außenwirtschaft 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 1,4 Prozent. "Nach dem Minus im Vorjahr steht der Sektor vor einem erneut schweren Jahr. Die Verspannungen im Roten Meer sorgen für neue Handelsrisiken", so Volkswirt Krüger.
Neues Jahr läuft schwach an
Auch die Befragungen des Münchner ifo-Instituts bestätigen den Abwärtstrend der deutschen Exportwirtschaft. Die Erwartungen der Unternehmen trübten sich im Januar deutlich ein. Das entsprechende Barometer fiel auf den niedrigsten Stand seit September 2023. Der Leiter der ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe, bemängelt: "Die Exporteure brauchen neue Impulse." Diese fehlen nach Angaben des ifo-Instituts aktuell in der gesamten deutschen Wirtschaft, immer mehr Unternehmen klagen über fehlende Aufträge.
Der Mangel an Bestellungen betrifft danach sowohl die Industrie als auch den Dienstleistungssektor. Im Januar meldete einer aktuellen ifo-Umfrage zufolge mehr als jedes dritte Unternehmen aus der Industrie fehlende Aufträge. Vor einem Jahr war es nur etwa jedes fünfte Unternehmen. Der Auftragsmangel habe sich deutlich verschärft, so ifo-Ökonom Wohlrabe: "Kaum eine Branche bleibt davon verschont. Zudem schmelzen die Auftragsbestände."
Hoffnung auf sinkende Zinsen
Noch während der Corona-Pandemie hatten die Unternehmen übervolle Auftragsbücher registriert. Der Auftragsstau war auch in den gestörten Lieferketten begründet. Viele Vorprodukte sind nun aber wieder erhältlich, und die Unternehmen haben viele der aufgestauten Aufträge abgearbeitet.
Wirtschaft und Finanzmärkte hoffen nun darauf, dass die Zinsen bald sinken und so die Kosten für Investitionen zurückgehen. Das könnte bedeuten, dass auch wieder mehr Aufträge eingehen. Sowohl die Europäische Zentralbank als auch die US-Notenbank Federal Reserve hatten sich zuletzt jedoch zurückhaltend geäußert. Eine Senkung der Zinsen im Euroraum wird nicht vor dem Sommer erwartet.