Weiter hohe Nachfrage KfW sieht keinen Kollaps der Immobilienpreise
Die Preise für Wohnimmobilien werden in den kommenden Monaten nicht dramatisch einbrechen, glaubt der Chef der staatlichen Förderbank KfW. Sorgen bereitet ihm aber die geringe Nachfrage nach Baukrediten.
Der Chef der staatlichen Förderbank KfW, Stefan Wintels, sieht eine weiterhin hohe Nachfrage nach Wohnimmobilien in Deutschland. Einen "signifikanten" Einbruch der Preise für Wohnungen und Häuser erwarte er daher nicht, sagte Wintels der Nachrichtenagentur dpa.
"Angesichts auch der weiterhin strukturell hohen Nachfrage sind wir weit von einer drohenden Krise bei Wohnimmobilien entfernt." Allerdings gebe es in der Preisentwicklung deutliche regionale Unterschiede, so der KfW-Chef. In Großstädten seien Preisrückgänge auf dem Immobilienmarkt deutlich geringer als in weniger begehrten Lagen.
Verdreifachung der Zinskosten
Sorgen bereitet dem KfW-Chef allerdings die geringe Nachfrage nach Immobilienkrediten. Sie ist vor allem bedingt durch die stark gestiegenen Bauzinsen in den vergangenen Monaten. Das Vergleichsportal Interhyp weist für Kredite mit 10 Jahren Zinsbindung derzeit einen jährlichen Zins von knapp vier Prozent aus. Das ist rund ein Prozentpunkt mehr als noch vor einem Jahr. Anfang 2021 waren die vergleichbaren Hypothekenkredite noch für weniger als ein Prozent Jahreszins zu erhalten.
"Steigende Zinsen bedeuten für alle Kreditnehmer natürlich höhere Kosten. Durch den rasanten, fast historischen Zinsanstieg haben sich die Zinskosten verdreifacht", so Wintels. In absoluter Höhe seien diese im historischen Vergleich immer noch tragbar. "Aber die Geschwindigkeit und dieser schnelle Anstieg ist das, was einigen zu schaffen macht, weil in der Dimension kaum einer darauf vorbereitet war." Die höheren Zinsen träfen auch kleine und mittlere Firmen.
Neubau-Tätigkeit eingebrochen
So brach das Neugeschäft von Banken mit Immobilienkrediten an Privatleute im April laut Bundesbank um rund die Hälfte ein. Auch im Neubau machen sich der Zinsanstieg und teure Materialien bemerkbar, viele Projekte werden abgesagt. Das ifo-Institut erwartet, dass dieses Jahr noch 275.000 Wohnungen fertig werden nach 295.300 im vergangenen Jahr. Auch in den Folgejahren werde der Wohnungsbau schrumpfen. Das Ziel der Bundesregierung von 400.000 neuen Wohnungen jährlich würde damit weiter klar verfehlt.
Von ihrem hohen Niveau sind die Immobilienpreise in Deutschland zuletzt zurückgegangen. Im ersten Quartal gab es laut Statistischem Bundesamt einen Rückgang um durchschnittlich 6,8 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Schon im vierten Quartal 2022 hatten sich Wohnimmobilien laut der Behörde um 3,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verbilligt. In den Jahren zuvor waren die Preise für Wohnimmobilien stetig geklettert. Das letzte Quartal mit einem Preisrückgang war im Jahr 2011.