Europameisterschaft 2024 Millionenkosten für Austragungsstädte
Für die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland nehmen die zehn Austragungsorte viele Millionen Euro in die Hand. Im Gegenzug versprechen sie sich Tourismus-Einnahmen und einen Image-Gewinn. Geht diese Rechnung auf?
Noch sieht die Fanzone in der Düsseldorfer Innenstadt, direkt neben dem Schauspielhaus, etwas fehl am Platz aus. Gut einen Monat vor Anpfiff des EM-Eröffnungsspiels stehen hier schon Tribünen und Bierstände bereit. Die Fans fehlen noch. 500 von ihnen sollen hier bald gemeinsam Fußball gucken können - es ist eine von insgesamt drei Fanzonen, die die Stadt betreibt. Vorgeschrieben sind sie von der UEFA.
Allein die Fanzonen haben die Stadt Düsseldorf über sieben Millionen Euro gekostet. Insgesamt hat die Landeshauptstadt 20,5 Millionen Euro in die Hand genommen: für Personal, Mobilität, ein kulturelles Rahmenprogramm und auch für die Sicherheit. Das alles für fünf Spiele - drei in der Gruppenphase sowie das Achtel- und Viertelfinale. Die Kosten für die Stadionsanierung sind da noch nicht mit eingerechnet. Die belaufen sich laut der Stadt auf weitere 20 Millionen Euro.
Erhoffter Wirtschaftsboost durch die EM
Oberbürgermeister Stephan Keller ist sich dennoch sicher, dass sich die Investitionen auszahlen werden. "Das sind natürlich zunächst einmal Kosten, die der Steuerzahler zu tragen hat", so der CDU-Politiker. "Wir glauben aber, dass wir wirtschaftlich von diesem Turnier profitieren werden, denn es kommen Hunderttausende Menschen in unsere Stadt, die hier Geld ausgeben werden." Etwa 250.000 Fans hätten Tickets für die fünf Spiele - wenn jeder davon 100 Euro ausgeben würde, dann wären das schon 25 Millionen Euro an Einnahmen, so Keller weiter.
Neben den finanziellen Interessen stehe für die Austragungsstädte aber noch etwas ganz anderes im Vordergrund: "Es werden fünf Milliarden Menschen an den Bildschirmen weltweit dieses Turnier sehen, und das ist für Düsseldorf eine unbezahlbare Image-Werbung."
EM-Gastgeberstädte profitieren unterschiedlich
In Nordrhein-Westfalen tragen gleich vier Städte EM-Spiele aus: Dortmund, Düsseldorf, Köln und Gelsenkirchen. Sie alle haben durch die EM Kosten im zweistelligen Millionenbereich, Dortmund mit 24 Millionen am meisten. Köln hatte zuletzt das Budget von knapp acht auf über 13 Millionen Euro angehoben - wegen der angespannten Sicherheitslage und damit verbundenen Mehrkosten. Sie alle erhoffen sich einen Boost für die Wirtschaft: vor allem für die Hotel-, Gastronomie- und Veranstaltungsbranche.
Sportökonom Christoph Breuer wertet an der Deutschen Sporthochschule die EM im Auftrag des Bundesinnenministeriums aus. Er schätzt die Chance der Städte auf Profite unterschiedlich ein: "Es dürften insbesondere die Städte wirtschaftlich profitieren, die zum einen natürlich mehrere Spiele haben, zum anderen aber auch die Mannschaften haben, die viele Fans mitbringen und Fans, die dann tatsächlich auch übernachten. Und es ist es natürlich auch wichtig, dass die Städte genügend Betten zur Verfügung haben, sonst werden die wirtschaftlichen Effekte eher in den Nachbarstädten auftreten." Letzteres dürften Köln und Düsseldorf eher erfüllen als Dortmund oder Gelsenkirchen.
UEFA als eigentlicher Gewinner
Und auch der Turnierverlauf ist laut Breuer entscheidend: nicht nur, wie weit die deutsche Nationalmannschaft kommt, sondern auch, wie weit andere Mannschaften kommen, die sehr viele Fans mit nach Deutschland bringen und von weiter entfernt anreisen.
Während die zehn Gastgeberstädte also erst in einigen Monaten wissen werden, ob sie ihre Kosten decken konnten, profitiert bislang vor allem die UEFA. Laut Recherchen von ZDF und Spiegel rechnet der Verband mit über einer Milliarde Euro Gewinn: aus Ticketverkäufen, Übertragungsrechten - und weil die UEFA einen Steuererlass in Millionenhöhe erhält.