Deutsche Wirtschaft BIP schrumpft unerwartet stark
Die deutsche Wirtschaft hat sich zum Ende des vergangenen Jahres schlechter entwickelt als zunächst berechnet. Grund war vor allem, dass die privaten Konsumausgaben wegen der hohen Inflation sanken.
Die deutsche Wirtschaft ist Ende 2022 stärker geschrumpft als zunächst angenommen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) fiel von Oktober bis Dezember um 0,4 Prozent im Vergleich zum Vorquartal, wie das Statistische Bundesamt heute mitteilte. In einer ersten Schätzung Ende Januar hatte die Behörde lediglich ein Schrumpfen der Wirtschaftskraft um 0,2 Prozent gemeldet.
"Die Dynamik der deutschen Wirtschaft hat sich zum Jahresende deutlich abgeschwächt", hieß es weiter. Dies lag vor allem daran, dass die privaten Konsumausgaben aufgrund der hohen Inflation um 1,0 Prozent im Vergleich zum Vorquartal sanken. "Die weiterhin starken Preissteigerungen und die anhaltende Energiekrise belasteten die deutsche Wirtschaft zum Jahresende", betonte das Amt.
Drohende Rezession?
Sollte das BIP auch im laufenden Vierteljahr sinken und somit zwei Quartale in Folge rückläufig sein, wäre Deutschland nach einer Faustregel in einer technischen Rezession. Weil der Staat Privathaushalte und Unternehmen mit Milliardensummen bei den kräftig gestiegenen Energiekosten entlastet, sehen einige Experten jedoch für das Gesamtjahr 2023 optimistischer in die Zukunft als noch im Herbst.
Die Bundesregierung geht davon aus, dass die Konjunktur in diesem Jahr um 0,2 Prozent wachsen wird. Aufgrund der Auswirkungen der Energiekrise wäre dies jedoch nur ein Bruchteil des Wachstums von 1,8 Prozent im Jahr 2022.
Staatshaushalt wieder im Minus
Im Jahr 2022 gab der deutsche Staat erneut mehr Geld aus als er einnahm, wobei vor allem die Milliardenhilfen in der Energiekrise den Haushalt belasteten. Insbesondere der Bundesetat war davon betroffen, während Länder, Gemeinden und Sozialversicherungen jeweils Finanzierungsüberschüsse verzeichneten. Insgesamt betrug das Defizit 101,3 Milliarden Euro und war damit im Vergleich zum Vorjahr um 32,9 Milliarden Euro geringer.
Bezogen auf die gesamte Wirtschaftsleistung lag das Defizit von Bund, Ländern, Gemeinden und Sozialversicherungen bei 2,6 Prozent. Die Wiesbadener Behörde bestätigte damit eine erste Schätzung.
Trotz des Defizits hielt Deutschland jedoch nach den Ausreißern in den Corona-Jahren 2020 und 2021 wieder die europäische Verschuldungsregel ein. Der europäische Stabilitäts- und Wachstumspakt erlaubt den EU-Staaten ein Haushaltsdefizit von höchstens drei Prozent und eine Gesamtverschuldung von maximal 60 Prozent des nominalen BIP. Wegen der Belastungen durch die Corona-Pandemie sind diese Regeln derzeit bis 2024 ausgesetzt, und es wird in der Europäischen Union (EU) über eine Reform der Regeln beraten.