Konjunkturforscher heben Prognose an Deutscher Optimismus in der Euro-Rezession
Die meisten Konjunkturforscher haben zuletzt ihre Prognosen gesenkt. Die Bundesbank rechnet sogar mit einem Einbruch der Wirtschaftsleistung im Winter. Ganz anders die Forscher des gewerkschaftsnahen IMK: Sie verdoppelten nun ihre Wachstumsprognose für 2013. Die Industrie stützt diesen Optimismus.
Ungeachtet der Rezession in der Eurozone hat das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) seine Konjunkturprognose deutlich angehoben. Für 2013 sagen die Wirtschaftsforscher nun ein Wachstum der deutschen Wirtschaftsleistung um 0,8 Prozent voraus. Im Oktober waren sie noch von einem Plus von lediglich 0,4 Prozent ausgegangen. Auch für 2012 korrigierte das IMK seine Schätzung für den Anstieg des Bruttoinlandsprodukts leicht nach oben: von 0,6 auf 0,7 Prozent.
Die Anhebung der Schätzungen steht im Gegensatz zum Trend vieler anderer Konjunkturprognosen der vergangenen Wochen. So hatte die Bundesbank vor wenigen Tagen ihre Wachstumsprognose für 2013 von 1,6 auf 0,4 Prozent gesenkt. In ihrem aktuellen Monatsbericht sagte sie nun einen "spürbaren Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Produktion zum Jahresende" voraus. Auch für das gesamte Winterhalbjahr deute sich ein Minus an. "Es gibt jedoch die begründete Aussicht, dass die wirtschaftliche Schwächephase nicht allzu lange anhalten wird und Deutschland bald wieder auf einen Wachstumspfad zurückkehrt", schrieb die Bundesbank.
Euro-Wertverlust verbilligt die Exporte
Dass die IMK-Forscher im Gegensatz zur Bundesbank ihre Prognose für 2013 verdoppelten, begründeten sie vor allem mit den besseren Aussichten für die deutschen Exporteure. Dazu trage der Wertverfall des Euro gegenüber anderen wichtigen Währungen bei. Dies verbillige deutsche Produkte auf dem Weltmarkt außerhalb der Eurozone. Zudem sei die Gefahr eines Absturzes der US-Wirtschaft im Zusammenhang mit dem Haushaltsstreit nach den Wahlen deutlich gesunken.
"Wir gehen in unserer Prognose davon aus, dass sich die ökonomische Lage weder in den USA noch in Europa im kommenden Jahr deutlich verschlechtert", sagte IMK-Direktor Gustav Horn. Der Sparkurs und die Rezession bei vielen Handelspartnern im Euroraum bremsten die Konjunktur hierzulande. Die Rezession in der Eurozone werde 2013 anhalten - die gesamte Wirtschaftsleistung der 17 Euro-Staaten wird demnach um 0,5 Prozent schrumpfen. "Der private Konsum und der Export nach Osteuropa, Asien und Amerika sind aber kräftig genug, um die deutsche Wirtschaft in diesem und im kommenden Jahr leicht wachsen zu lassen", betonten die Wissenschaftler.
Exportwirtschaft erwartet Rekordjahr 2013
Auch die Unternehmen zeigten sich optimistisch, ihre Ausfuhren 2013 weiter steigern zu können. "Die Exporte werden im laufenden Jahr um rund vier Prozent zulegen, im kommenden Jahr rechnen wir mit mindestens drei Prozent Exportwachstum", sagte Markus Kerber, der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI). Das Wachstum werde erneut auf das Konto der Länder außerhalb der EU gehen. Die Exporte in diese Drittländer haben nach den Angaben schon 2012 um elf Prozent zugelegt. Außenhandelsverband BGA rechnet damit, dass die deutschen Ausfuhren in laufenden Jahr mit 1,1 Billionen Euro eine neue Rekordmarke erreichen.
Mehr Jobs in der Industrie als vor einem Jahr
Von den anhaltenden Exporterfolgen profitiert auch die deutsche Industrie insgesamt. Zwischen Januar und Oktober stieg der Umsatz der Unternehmen um 1,6 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts wuchs die Zahl der Beschäftigten im selben Zeitraum um 90.000 auf rund 5,3 Millionen.
Allerdings arbeiteten im Oktober 7745 Menschen weniger in der Industrie als noch im September. Das war der erste Rückgang im laufenden Jahr. Die Unternehmen drosselten ihre Produktion im Oktober so stark wie seit dem Rezessionsjahr 2009 nicht mehr.