Angebot aus Russland Vierter Bieter für Karstadt
Und noch ein Gebot für die insolvente Karstadt-Kette: Ein vierter Interessent mischt jetzt im Rennen um den Kauf des Warenhauskonzerns mit - offenbar ein Investor aus dem russischen St. Petersburg. Die Entscheidung über das weitere Karstadt-Schicksal war auf den 7. Juni verschoben worden.
Im Ringen um die Zukunft des zahlungsunfähigen Warenhauskonzerns Karstadt gibt es einen vierten Kaufinteressenten: Ein russisches Konsortium hat gestern laut "Spiegel" bei Arcandor-Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg ein offizielles Angebot abgegeben. Bislang lagen drei Kaufangebote vor, über die am 7. Juni entschieden werden soll.
Ein Sprecher Görgs bestätigte nur, dass ein Schreiben eingegangen und an die Investmentbank weitergeleitet worden sei. Zum Inhalt wollte er sich nicht äußern. Die Nachrichtenagentur dpa berichtet, das Angebot aus Russland werde nicht ernstgenommen. Unternehmenskreisen zufolge habe das Konsortium bisher noch nicht einmal eine Wirtschaftlichkeitsprüfung vorgenommen. Laut der Nachrichtenagentur Reuters besteht das Schreiben nur aus fünf bis sechs Seiten.
100 Prozent für zweistelligen Millionenbetrag
Dem "Spiegel" zufolge will die Gruppe unter Führung des St. Petersburger Unternehmers Artur Pachomow 100 Prozent der Geschäftsanteile für einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag erwerben. In dem Angebotsschreiben heiße es, das Konsortium beabsichtige "der Karstadt Warenhaus AG nach Übernahme der Geschäftsanteile liquide Mittel" für die Finanzierung des Weihnachtsgeschäfts 2010 zur Verfügung zu stellen. Darüber hinaus solle, "beginnend in 2011, durch Investitionen in einer jährlichen Größenordnung von 80 Millionen Euro die Karstadt Warenhaus AG langfristig gesichert werden".
Strategisches Ziel sei es, die wirtschaftliche Basis des Unternehmens "durch punktuelle Internationalisierung des Warenhausgeschäftes an attraktiven Standorten außerhalb Deutschlands zu verbreitern". In St. Petersburg stehe bereits eine geeignete Immobilie zur Verfügung, heißt es laut "Spiegel" weiter.
Zu den Beratern der Investoren gehörten mehrere ehemalige Karstadt-Manager, darunter der frühere Vorstandschef der Karstadt Warenhaus AG, Helmut Merkel.
Entscheidung am 7. Juni
Der Karstadt-Gläubigerausschuss hatte gestern die Entscheidung über die drei vorliegenden Kaufangebote auf den 7. Juni vertagt. Görg sagte, die Angebote der Investmentfirma Triton, des Investors Nicolas Berggruen und des Vermieterkonsortiums Highstreet müssten zunächst gründlich geprüft werden - es seien drei "seriöse Angebote" vorgelegt worden.
Für den Vorsitzenden des Karstadt-Gesamtbetriebsrats, Hellmut Patzelt, gibt es noch keinen Favoriten unter den Bietern. Die Angebote müssten erst genau prüft werden, sagte Patzelt, der als Vertreter der Belegschaft auch im Gläubigerausschuss sitzt, im Deutschlandradio Kultur: "Der Investor, der Karstadt mittel- bis langfristig nachhaltig eine Zukunft bietet, und insbesondere natürlich den Arbeitsplätzen - ich glaube, das wird dann derjenige sein, der auch Karstadt haben soll."
Nach dem Gläubigerbeschluss muss das zuständige Amtsgericht in Essen noch grünes Licht für eine Rettung von Karstadt geben. Es muss entscheiden, ob der Karstadt-Insolvenzplan in Kraft treten kann. Bedingungen dafür ist unter anderem ein Kaufvertrag mit einem neuen Eigner und ein Verzicht von Kommunen mit Karstadt-Standorten auf Steuerzahlungen. Scheitert der Insolvenzplan, würde Karstadt mit seinen 120 Warenhäusern zerschlagen, zahlreiche Arbeitsplätze gingen verloren.