Verzicht auf Gewerbesteuereinnahmen Kommunen ebnen Weg für Karstadt-Rettung
Die erste Bedingung ist erfüllt: Die Kommunen tragen mit dem Verzicht auf Steuereinnahmen ihren Teil dazu bei, dass der Insolvenzplan für Karstadt in Kraft treten kann. Doch die Zukunft der Warenhauskette bleibt unklar, solange kein Käufer gefunden ist. Die Frist dafür endet am Freitag.
Die Chancen auf die Rettung der insolventen Warenhauskette Karstadt sind gestiegen. Als letzte betroffene Kommune erklärte sich die Stadt Köln bereit, auf mögliche Gewerbesteuereinnahmen aus der Sanierung des Unternehmens zu verzichten. Damit sei der Weg frei für die weiteren Verhandlungen des Karstadt-Insolvenzverwalters Klaus Hubert Görg. Dieser hatte die 94 Kommunen mit Karstadt-Filialen zum Verzicht auf Steuerforderungen von bis zu 140 Millionen Euro gedrängt und eine Zustimmungsquote von 98 Prozent verlangt.
Bieterfrist endet am Freitag
Noch ist aber unklar, ob die Rettung von Karstadt gelingt. Das zuständige Gericht in Essen entscheidet am 31. Mai, ob der Insolvenzplan in Kraft treten kann. Mit der Zusage der Kommunen ist zwar eine Bedingung dafür nun erfüllt worden. Die zweite Bedingung bleibt aber der Abschluss eines Kaufvertrags. Die Bieterfrist für Karstadt endet am Freitag.
Offizielle Angebote legten bislang der europäische Finanzinvestor Trition und die Investmentgesellschaft Berggruen vor. Ein Sprecher des Karstadt-Insolvenzverwalters stellte klar, dass der Verkauf "kein Selbstläufer" sei. Denn beide Gebote seien an Bedingungen geknüpft. Hier gebe es noch Verhandlungsbedarf.
Triton verlangt weitere Einschnitte
Ein Triton-Sprecher erklärte, eine Übernahme sei nur bei Zugeständnissen der Beschäftigten denkbar. "Solange der Insolvenzvertrag in Stein gemeißelt dasteht, funktioniert unser Konzept nicht." Berggruen erwartet nach Angaben eines Sprechers dagegen keine weiteren Zugeständnisse von den Arbeitnehmern. In Verhandlungen mit den Karstadt-Vermietern will er dagegen weitere Mietreduzierungen erreichen. Für die Sanierung der Warenhauskette will Berggruen mit einem großen Partner aus der Branche zusammenarbeiten. Der Textil-Unternehmer Max Azria unterstütze die Offerte, sagte ein Berggruen-Sprecher. Zur Azrias Textilgruppe BCBG gehört unter anderem die Marke Herve Leger.
Als weiterer Interessent ist mittlerweile das Immobilien-Konsortium Highstreet im Gespräch. Dem Unternehmen, an dem die US-Bank Goldman Sachs die Mehrheit hält, gehören 86 der 120 von Karstadt genutzten Immobilien. Offenbar will Highstreet verhindern, dass Karstadt zerschlagen wird und die Gebäude danach leerstehen.
Ver.di gegen Verkauf an Triton
Die Gewerkschaft ver.di bevorzugt Berggruen und Highstreet als Käufer. Beide gehörten nicht zu der Kategorie von Investoren, die nur nur auf schnelles Geld aus seien, sagte die Gewerkschafts-Vizechefin Margret Mönig-Raane im Deutschlandradio Kultur. Für Highstreet spreche, dass bei einer Übernahme der Besitzer der Immobilien dann auch zu einem großen Teil Eigentümer des Wirtschaftsbetriebs werde. Bei Triton bestehe hingegen die Gefahr, dass sogar mehr als die ursprünglich angekündigten 4000 bis 5000 Arbeitsplätze abgebaut würden.