Nur drei Prozent der Forderungen werden zunächst bedient Karstadt-Gläubiger stimmen Sanierungsplan zu
Die Gläubiger der insolventen Warenhauskette Karstadt haben den Weg für den angestrebten Verkauf des Unternehmens freigemacht. Auf einer Gläubigerversammlung stimmten sie dem Plan von Insolvenzverwalter Görg zu. Der will bis Ende April einen Käufer für 120 Filialen finden.
Die Karstadt-Gläubiger haben grünes Licht für den Komplettverkauf der insolventen Warenhauskette gegeben. Die Gläubigerversammlung in Essen stimmte dem Plan von Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg zu. Dieser sieht vor, die noch bestehenden 120 Karstadt-Häuser weiterzubetreiben und an einen Investor zu verkaufen. So sollen 25.000 Arbeitsplätze erhalten werden. Der Insolvenzverwalter rechnet bereits in der nächsten Woche mit einem Kaufangebot für den zahlungsunfähigen Essener Warenhauskonzern.
Insolvenzverwalter bekommt mehr Spielraum
Die Gläubiger des Konzerns billigten Görg dabei in einem Punkt noch mehr Spielraum zu: Danach kann die Ende April auslaufende Frist für einen Verkauf der Warenhauskette notfalls verlängert werden. Damit solle für den Fall vorgebeugt werden, dass zwar ein Käufer gefunden sei, aber nicht alle rechtlichen Hürden für einen Verkauf aus dem Weg geräumt seien, sagte ein Sprecher Görgs. Der Verkauf des Konzerns - sollte Görg einen Käufer finden - kann sich damit länger hinziehen. Auf die Änderung hatte ein Vertreter des Konsortiums Highstreet gedrungen, an dem die Deutsche Bank und Goldman Sachs wesentlich beteiligt sind. Dem Konsortium gehört der Löwenanteil der Karstadt-Immobilien.
Steuerbehörden rechnen mit 500 Millionen Euro Minus
Görgs Insolvenzplan sieht finanzielle Zugeständnisse von Vermietern, Belegschaft und anderen Gläubigern in dreistelliger Millionenhöhe vor, damit Karstadt als Ganzes erhalten und verkauft werden kann. Auch die Steuerzahler müssen einen dreistelligen Millionenbeitrag leisten. Ein Sprecher des Insolvenzverwalters hatte am Wochenende einen Bericht der "Wirtschaftswoche" bestätigt, wonach die Steuerbehörden auf rund 500 Millionen Euro verzichten müssen. Auf 108 und 78 Millionen Euro belaufen sich demnach die Ansprüche der Arbeitsagentur beziehungsweise der Sozialkassen aus Insolvenzgeldzahlungen an Karstadt-Mitarbeiter. Es seien aber lediglich Rückzahlungen von rund 21 Millionen Euro an die Behörden zu erwarten.
Gläubiger bekommen zunächst drei Prozent
Insgesamt hatten mehr als 35.000 Gläubiger der zahlungsunfähigen Warenhauskette Forderungen in Höhe von 2,8 Milliarden Euro angemeldet. Sie können nun Görg zufolge damit rechnen, in einem ersten Schritt drei Prozent ihrer Forderungen ausgezahlt zu bekommen. Das heißt, die Gläubiger bekämen für jeden Euro, den ihnen Karstadt schuldet, drei Cent. Insgesamt sollen zunächst 62,4 Millionen Euro ausgezahlt werden. Außerdem haben sie die Chance, später von den Einnahmen aus dem Verkauf der Warenhauskette zu profitieren. Bei einer Ablehnung des Insolvenzplanes wäre eine Zerschlagung des Warenhausunternehmens wohl unvermeidlich gewesen.
Noch 120 Karstadt-Filialen arbeiten weiter - sie sollen als Paket verkauft werden.
Karstadt war im Sommer 2009 im Zuge der Zahlungsunfähigkeit seiner Muttergesellschaft Arcandor - ehemals KarstadtQuelle - insolvent geworden. Auch das Versandhandelsunternehmen Quelle, das ebenfalls zu Arcandor gehört, ist insolvent und wird inzwischen abgewickelt.