Japans lockere Geldpolitik Galoppierende Inflation oder Staatsbankrott?
Japan verfolgt weiter seine Nullzinspolitik. Die ist vor allem günstig für den hochverschuldeten Staat. Der Direktor des Deutschen Instituts für Japanstudien warnt vor einem möglichen "Horrorszenario".
Spricht man von Japan und seinen Finanzen, taucht spätestens im zweiten Satz der Begriff lockere Geldpolitik auf. "Die Zentralbanken stellen der Wirtschaft Geld zur Verfügung. Nun stellt man sich normalerweise vor, sie schmeißen einfach die Druckerpresse an und drucken mehr Geldscheine. Aber eigentlich funktioniert Geldpolitik so, dass die Zentralbank den Geschäftsbanken so genanntes Zentralbankgeld zur Verfügung stellt", erklärt Franz Waldenberger, Direktor am Institut für Japanstudien in Tokio. "Und das können die Geschäftsbanken dann verwenden, um Kredite an die Wirtschaft weiterzugeben."
Geliehenes Geld bei Zentralbank geparkt
Doch anders als erhofft, ist die Wirtschaft so nicht stimuliert worden, Investitionen blieben aus. Stattdessen wurde das geliehene Geld wieder bei der Zentralbank geparkt. Japans jahrelange Nullzinspolitik ist vor allem günstig für den hochverschuldeten Staat, denn so sind Kredite billig.
Für Sparer und die Wirtschaft sind sie negativ. "Die Niedrigzinsen haben dazu geführt, dass eben auch Unternehmen, die weniger produktiv sind, aufgrund der niedrigen Zinsen weiterhin existieren können", sagt Waldenberger. Das behindere die produktiveren Unternehmen. "Die bekommen dann nicht die Leute, um weiter zu wachsen. Und vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung ist das eigentlich etwas, was sich Japan nicht leisten kann."
Löhne seit 20 Jahren fast gleichgeblieben
Lange Zeit sei alles harmonisch gelaufen, sagt der Direktor des Deutschen Instituts für Japanstudien. Doch das könnte sich jetzt ändern. Denn die Lebensmittelpreise sind zum Teil auch hier drastisch gestiegen. Und darauf reagieren die Verbraucher sehr allergisch, denn die Löhne sind seit 20 Jahren nahezu gleichgeblieben. Die Zustimmung zur Regierungspolitik sackte einen knappen Monat vor den Oberhauswahlen ab.
"Horrorszenario - dass die Inflation aus dem Ruder läuft"
Und der Yen schwächelt - kein gutes Zeichen, so Zentralbankchef Haruhiko Kuroda Ende der Woche. Der Währungsverfall mache es schwer, in die Zukunft zu planen, sei nicht wünschenswert und schlecht für die Wirtschaft.
Das sieht Waldenberger ganz genauso und macht sich durchaus schon Sorgen. "Ich hoffe nicht, dass es diese krasse Entscheidung geben muss: galoppierende Inflation oder Staatsbankrott." Das sei das Horrorszenario, das einige Leute durchaus sehen, "dass die Zinsen irgendwann hochgehen oder, wenn die Zentralbank weiterhin versucht die Zinsen niedrig zu halten, die Inflation eben aus dem Ruder läuft."