Ein Mähdrescher ist auf einem Weizenfeld in Leuthen im Brandenburger Spree-Neiße-Kreis im Einsatz.

Wegen Dürre Bauernpräsident erwartet Ernteeinbußen

Stand: 29.07.2022 10:09 Uhr

Bauernpräsident Rukwied rechnet aufgrund der Trockenheit an vielen Orten Deutschlands mit einer unterdurchschnittlichen Ernte. Die Imker haben in diesem Frühjahr dagegen mehr Honig geerntet als in den Jahren zuvor.

Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes Joachim Rukwied erwartet wegen der anhaltenden Dürre in Deutschland Ernteeinbußen. Im Interview mit dem ZDF-Morgenmagazin heute sagte er, dass man mit einer unterdurchschnittlichen Ernte rechne, die noch etwas geringer als im Vorjahr ausfalle.

Rukwied hoffe, dass es regne und zumindest noch die Herbstkulturen noch das nötige Wasser enthielten. Die Situation sei aber sehr unterschiedlich. "Es gibt Regionen, wo ordentliche Erträge eingefahren werden konnten. Wir haben auf der anderen Seite aber auch Regionen, wo wir 25 bis 30 Prozent unter dem Schnitt der vergangenen Jahre leider nur ernten konnten."

Der Deutsche Bauernverband DBV ging im ersten Erntebericht für das laufende Jahr davon aus, dass sich die Trockenschäden in vielen Regionen auf den Weizen konzentrieren. Der Mais leide ebenfalls unter den hohen Temperaturen. Auch bei den Tierhaltern gebe es derzeit große Sorgen, was die Futterversorgung angehe.

Stilllegungsflächen

Der Bauernpräsident kritisierte zudem, dass die sogenannten Stilllegungsflächen vorerst nicht für den Weizenanbau freigegeben werden sollen. Als solche werden Ackerflächen bezeichnet, auf denen keine landwirtschaftlichen Produkte erzeugt werden. In der digitalen Konferenz der Agrarminister von Bund und Ländern gestern gab es keine Einigung dazu, ob Deutschland die Pflicht zur Stilllegung von vier Prozent der Ackerflächen im nächsten Jahr aussetzt.

Die EU-Kommission hatte als Reaktion auf drohende Lebensmittelengpässe vorgeschlagen, für ein Jahr Ausnahmen von der geplanten Stilllegung von vier Prozent der Ackerfläche zu machen. Auch der Anbau von gleichen Ackerpflanzen hintereinander - also etwa Weizen auf Weizen - soll nach dem EU-Vorschlag für ein Jahr möglich werden.

Die Agrarministerkonferenz habe damit laut Rukwied "wissentlich die Ernährungskrise verschärft". Die Landwirte in Deutschland könnten auf den Stilllegungsflächen zusätzlich auf 200.000 Hektar 1,4 Millionen Tonnen Weizen erzeugen. Sie wollten das tun und seien frustriert, dass das Angebot von der Agrarministerkonferenz nicht aufgegriffen worden sei.

Gute Honigernte im Frühjahr

Im Kontrast zu den schlechten Aussichten für die diesjährige Weizenernte haben die deutschen Imker dank einer günstigen Wetterlage in diesem Frühjahr bereits mehr Honig geerntet als im verregneten 2021. Im Schnitt habe jedes Bienenvolk 21,2 Kilo Honig produziert, teilte das Fachzentrum Bienen und Imkerei mit. Das waren immerhin 5,8 Kilo mehr als im letzten Jahr. Auch 2020 war der Wert mit 3,8 Kilo deutlich niedriger als in diesem Frühjahr.

Begründet wird die gute Ernte in diesem Jahr mit dem Wetter. "Es war sonnig und trocken, zugleich hatte der Boden aber noch eine Grundfeuchtigkeit", sagte der Leiter des Fachzentrums, Christoph Otten. "Dadurch wuchsen die Pflanzen gut und die Bienen konnten viel Nektar sammeln." Die Ernte, die "Tracht" genannt wird, unterteilt sich in Früh- und Sommertracht. Letztere steht vor dem Abschluss, Zahlen hierzu gibt es noch nicht.

Mäßige Sommertracht zu erwarten

Bienenfachmann Otten betont, dass der Vergleich zum Vorjahr schwierig sei, denn 2021 sei sehr verregnet und die Ernte dadurch sehr schlecht gewesen. "Je länger es regnet, desto weniger fliegen die Bienen." Blicke man einige Jahre weiter zurück, so sei der jetzige Frühtracht-Wert "gut und überdurchschnittlich, aber es war keine Rekordernte". Auch mit der Qualität ist der Bienenfachmann in diesem Jahr bisher zufrieden.

Mit Blick auf die laufende Sommertracht sagt der Experte, dass sich die Trockenheit in einigen Regionen negativ auswirken könnte. Die Nektarproduktion der Pflanzen sei gehemmt, was zu weniger Ertrag führe. "Aufgrund der geringen Niederschläge rechnen wir mit einer eher mäßigen Sommertracht in Teilen Deutschlands."