Flotte komplett Letzter ICE 4 an Bahn ausgeliefert
Die ICE-4-Flotte der Bahn ist komplett - der letzte Zug wurde ausgeliefert und getauft. Die Unpünktlichkeit wird die Bahn aber auch damit wohl nicht in den Griff bekommen. Und auch der Tarifstreit mit der GDL ist noch ungelöst.
Die ICE-4-Flotte der Deutschen Bahn ist komplett - der letzte der 137 bei Siemens Mobility bestellten Züge wurde kürzlich ausgeliefert. Bahnchef Richard Lutz und Bundesverkehrsminister Volker Wissing tauften ihn heute auf den Namen "Spree". "Mit ihm wird das bisher größte Programm zur Modernisierung der Fahrzeugflotte der Deutschen Bahn abgeschlossen", sagte der FDP-Politiker bei der Veranstaltung am Berliner Hauptbahnhof.
Bahnchef Lutz nannte den Zug das "Rückgrat des Fernverkehrs" beim bundeseigenen Konzern. Keine andere ICE-Baureihe kommt derzeit auf so viele Fahrzeuge wie die vierte Generation des Hochgeschwindigkeitszugs, der mit einer Geschwindigkeit von bis zu 265 Kilometern pro Stunde allerdings nicht die schnellste Variante ist.
Pünktlichkeit verschlechtert
Mit der Auslieferung des letzten bestellten ICE 4 hat sich die Zahl der ICE-Züge bei der Deutschen Bahn seit 2017 von damals rund 270 auf heute mehr als 400 erhöht. Bis 2030 soll diese Zahl auf mehr als 450 Fahrzeuge steigen. Das Durchschnittsalter der Fernzüge soll im selben Zeitraum sinken, von derzeit 18 auf dann 12 Jahre.
Doch am Grundproblem der Bahn, der hohen Unpünktlichkeit, hat der Hochlauf bei den Fahrzeugen nichts geändert. Im Gegenteil: Seit der Inbetriebnahme des ICE 4 im Jahr 2017 hat sich die Pünktlichkeit im Fernverkehr deutlich verschlechtert. An den Zügen liegt das allerdings nicht.
Störungen der Infrastruktur
Grund für die zahlreichen Verspätungen seien viel eher Störungen der Infrastruktur, so Fahrgastverbandschef Detlef Neuß. Sie seien im vergangenen Jahr für 80 Prozent der Verspätungen verantwortlich gewesen. Es sei klar, dass moderne Züge auch ein modernes und leistungsfähiges Schienennetz brauchen - und dass es das im Moment nicht gebe, so Verkehrsminister Wissing. Die Anlagen seien überaltert, weil in den vergangenen Jahren zu wenig Mittel für die Instandhaltung zur Verfügung gestellt worden seien.
Diesem Problem wollen sich Bund und Länder in den kommenden Jahren widmen: Im Rahmen einer Generalsanierung sollen 40 viel befahrene Streckenkorridore bis zum Jahr 2030 grundlegend modernisiert werden. Start ist im Juli auf der sogenannten Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim. Es folgt im kommenden Jahr die für Güterbahnen wichtige Strecke Emmerich-Oberhausen sowie der Korridor Berlin-Hamburg. Die betroffenen Streckenabschnitte werden für die Dauer der Sanierung jeweils voll gesperrt.
Streikfreie Osterfeiertage?
Am Rande der Veranstaltung am Berliner Hauptbahnhof äußerte sich der Bundesverkehrsminister auch zum aktuellen Tarifstreit zwischen der Bahn und der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL). Er hoffe auf eine Lösung des Tarifkonflikts noch vor Ostern. "Das wäre jetzt wirklich angebracht", so der Minister. Andernfalls dränge er auf einen sogenannten Osterfrieden ohne Streiks über die Feiertage. Derzeit verhandeln beide Seiten wieder hinter verschlossenen Türen. Zum Stand der Verhandlungen wurde bislang nichts bekannt.
Knackpunkt des Konflikts ist die Forderung der GDL nach einer 35-Stunden-Woche für Schichtarbeiter bei gleichbleibendem Lohn. Bislang liegt die Standard-Arbeitszeit für diese Beschäftigten bei 38 Wochenstunden. Zwar können sie die Arbeitszeit im Rahmen eines Wahlmodells reduzieren, müssen dafür aber finanzielle Einbußen in Kauf nehmen. Im Tarifstreit bei der Bahn gab es bisher sechs Arbeitskämpfe, die zu erheblichen Einschränkungen im Fern-, Regional- und Güterverkehr geführt hatten.