Millionenguthaben bei Banken abgehoben Griechische Sparer räumen ihre Konten leer
Der drohende Austritt Griechenlands aus der Eurozone versetzt viele Bürger des Landes in Sorge. Allein am Montag sollen die Sparer bis zu 800 Millionen Euro von ihren Bankkonten abgehoben haben. Die Notenbank des Landes warnte vor einer Angst, die sich zur Panik steigern könnte.
Die Schuldenkrise in Griechenland und die politische Krise nach der gescheiterten Regierungsbildung versetzen offenbar auch die Bürger des Landes zunehmend in Angst. Angesichts des drohenden Austritts Griechenlands aus der Eurozone heben viele Sparer verstärkt Geld bei den Banken ab. Allein am Montag sollen es bis zu 800 Millionen Euro gewesen sein. Das geht aus Protokollen der Verhandlungen hervor, die Präsident Karolos Papoulias mit den Vorsitzenden der Parteien im Zuge der Suche nach einer neuen Regierung geführt hatte.
800 Millionen Euro innerhalb eine Tages abgehoben
Papoulias berief sich dabei auf Aussagen des Notenbank-Chefs Giorgos Provopoulos. Dieser habe bis zum Montagnachmittag Geldabflüsse von 700 Millionen Euro registriert. Für den gesamten Montag gehe der Notenbank-Chef "von Abflüssen in Höhe von rund 800 Millionen Euro aus", erklärte Papoulias demnach. "Herr Provopoulos sagte mir, es gebe keine Panik, aber es gebe eine große Angst, die sich zu einer Panik entwickeln könne." Aus zwei griechischen Banken verlautete, die Abflüsse am Dienstag hätten in etwa dasselbe Niveau wie am Montag erreicht.
Die Griechen ziehen bereits seit Monaten kontinuierlich Geld aus den Kreditinstituten ab. Nach Notenbank-Daten summierten sich die Bankeinlagen von Firmen und Verbrauchern Ende März auf 165 Milliarden Euro. Das sind 72 Milliarden Euro weniger als im Januar 2010. Schlangen vor den Bankschaltern in Athen waren bislang aber nicht zu sehen. Auch in dieser Woche sei die Lage in den Filialen ruhig, berichtete ARD-Korrespondent Peter Dalheimer. Von Panik sei nichts zu spüren, wohl aber von Sorgen. Dalheimer verwies zudem darauf, dass auch die Einkommensverluste infolge der Krise dazu führen, dass viele Griechen auch Teile ihrer Ersparnisse aufbrauchen müssen, um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren.
Weitere Unterstützung für griechische Banken
Zur Unterstützung der griechischen Banken seien 18 Milliarden Euro auf ein Sonderkonto der Zentralbank in Athen überwiesen worden, teilte die Regierung laut einem Bericht des staatlichen Fernsehens mit. Diese Geld stamme aus dem zweiten Rettungspaket der Euro-Partner in Höhe von insgesamt 130 Milliarden Euro, das über den Euro-Rettungsschirm EFSF in mehreren Tranchen ausgezahlt werden soll.
Auch ein Sprecher der Europäischen Zentralbank (EZB) stellte den griechischen Banken weitere Unterstützung in Aussicht. Er widersprach damit einem Bericht der niederländischen Zeitung "Het Financieele Dagblad". Darin hieß es, die EZB sei zu der Überzeugung gekommen, dass die Institute in einem zu schlechten Zustand seien, um weiterhin Geld der EZB zu bekommen.
Nach den Neuwahlen am 6. Mai hatten sich die Probleme des Landes verschärft. In den Verhandlungen über die Bildung einer Regierungskoalition fand sich keine parlamentarische Mehrheit für das Festhalten an den Sparprogrammen, von deren Umsetzung die EU-Partner und der Internationale Währungsfonds die Zahlung weiterer Milliardenhilfen abhängig gemacht hat. Ohne diese Unterstützung droht Griechenland allerdings bereits im Juni der Staatsbankrott.
Gestern waren die letzten Versuche zur Bildung einer Regierung gescheitert. Daher soll es nun abermals zu Neuwahlen kommen. Laut Medienberichten ist der 17. Juni als neuer Wahltermin vorgesehen. Darauf hätte sich Papoulias und die Vorsitzenden Parteien in einem Gespräch verständigt.
Unter den europäischen Partnern und an den Finanzmärkten wachsen nun die Befürchtungen, dass bei dem Urnengang die Kritiker und Gegner des Sparkurses die Oberhand gewinnen. Dies könnte auch den Austritt Griechenlands aus der Eurozone zur Folge habe. Dagegen gehen viele Griechen weiter davon aus, dass das Land seine Vereinbarungen aufkündigen und trotzdem im Währungsraum bleiben kann. Das verspricht insbesondere das radikale Linksbündnis Syriza, das nach seinem Überraschungserfolg bei den Wahlen Anfang des Monats in Meinungsumfragen vorne liegt.
Präsident Papoulias bemühte sich unterdessen, eine Übergangsregierung zu bilden, die das Land bis zu den Neuwahlen führen soll. An der Spitze der Interimsregierung soll nach Angaben des Staatsfernsehens der höchste Richter des griechischen Verwaltungsgerichtshofes stehen, Panagiotis Pikrammenos. Offiziell wurde dies zunächst nicht bestätigt. Das Anfang Mai gewählte Parlament soll morgen erstmals zusammentreten und wird sich möglicherweise umgehend wieder auflösen.